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Matti & Dornröschen 01 - Das Dornröschen-Projekt

Matti & Dornröschen 01 - Das Dornröschen-Projekt

Titel: Matti & Dornröschen 01 - Das Dornröschen-Projekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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insofern günstig war, da Bert einmal ziemlich verliebt gewesen war in Dornröschen, die in ihrer nüchternen Art auf eine emotionale Reststrahlung setzte.
    »Hallo, Bert«, sagte sie.
    Matti wäre lachend vom Stuhl gefallen, hätte er ihren Flötenton gehört. Aber der saß glücklicherweise schon im Taxi und las Konfuzius. »Wer am Morgen den rechten Weg erkannt hat, könnte am Abend getrost sterben.« Nein, sterben wollte er noch nicht.
    Bert war erfreut über den Anruf. Er hatte schon lange eine Arztpraxis in Neukölln, in der er nicht nur Patienten mit eigener Krankenkassenkarte behandelte. Er übersah jeden Hinweis, der erkennen ließ, dass eine Karte illegal gekauft oder von einem Freund geliehen worden war. Bert hatte eine Weile bei den Autonomen mitgemacht, bis ihm deren inhaltsleeres Militanzgewäsch auf den Geist gegangen war. Er hatte früh ergraute Haare und eine tiefe Stimme.
    »Wenn ich will, dass jemand arbeitsunfähig wird, aber es darf nicht gefährlich sein, was hast du da im Angebot?«, fragte sie, nachdem sie es bedauert hatten, so lange nicht mehr miteinander gesprochen zu haben.
    »Brauchst du den gelben Schein, den könnte ich …«
    »Nein, ist nicht für mich.«
    »Aufdringlicher Verehrer?«
    »Das Zeug sollte flüssig sein oder sich in Flüssigkeit auflösen können. Und es darf nach nichts schmecken.«
    Bert zögerte. »Klingt nicht ohne.«
    »Ist nicht ohne.«
    »Du willst also, dass jemand todsicher kotzt, aber halbwegs überlebt.«
    »So ungefähr.«
    »Und er darf nicht mitkriegen, wie er sich das eingefangen hat.«
    »Wie bei einem ordentlichen Durchfall«, sagte sie. »Aus humanen Gründen ohne Krämpfe.«
    »Oh«, staunte Bert, »so viel Menschlichkeit gibt es also noch.«
    »Nur bei mir, natürlich auch bei dir«, sagte Dornröschen.
    Am Abend stand ein Plastikfläschchen auf dem Tisch. Twiggy hatte Spaghetti à la Robbi gekocht, Nichtgourmets hätten von Hackfleischsoße gesprochen oder ihr Bedauern geäußert, dass die arme Katze nun doch im Topf gelandet sei, aber immerhin bekam der Kater seinen Teil ab, nachdem die Soße erkaltet war, was die Namensgebung legitimieren mochte.
    »Von dem Zeug wird einem kotzspeiübel«, sagte Dornröschen.
    Twiggy legte Gabel und Löffel weg und stand auf. »Das ist jetzt echt zu viel.«
    »Hey, ich meine das Zeug da.« Dornröschen fuchtelte mit ihrem Zeigefinger zum Fläschchen.
    Twiggy stutzte, blieb aber stehen. »Und was ist das?«
    »Sage ich doch, davon wird einem so schlecht, dass man garantiert nicht zur Arbeit geht. Es heißt Crotonöl.«
    Twiggy setzte sich wieder hin. »Klingt wie ›Krypton‹, Supermans gefährlichster Feind.«
    »Die Nudeln sind übrigens klasse«, sagte Matti.
    »Verscheißern kann ich mich selbst«, antwortete Twiggy. Aber er wickelte jetzt Spaghetti auf die Gabel.
    Matti überlegte, ob es ein Mittel gab, die Anspannung zu lösen, aber er fand keines, die Lage war hundsmiserabel, und die Vorstellung, sich mit Killern anzulegen, beruhigte die Nerven auch nicht.
    »Und wie jubeln wir das den Damen unter?«, fragte Twiggy.
    »Der eine hält sie fest, der andere stopft es ihnen rein, ganz einfach.« Matti lachte gezwungen.
    »Jeder nimmt sich was und verfolgt eine Putzfrau, bis er die Chance hat, es ihr unterzujubeln«, sagte Dornröschen.
    »Genialer Plan«, knurrte Twiggy und schlürfte ein paar Nudeln. Er wischte sich den Mund ab. »Ich mach so einen Scheiß nicht mit. Wie soll denn das gehen? Das ist doch behämmert.«
    »Und wenn Dornröschen es macht, dann wird sie später von einer von denen erkannt. Und dann?«, maulte Matti zurück. »Ich hab morgen eigentlich wieder Schicht. Aber ich mach blau, irgendwann schmeißt er mich raus. Trotzdem mach ich’s. Weil wir nämlich sonst aus dieser Scheiße nicht rauskommen. Kapiert?« Er war laut geworden.
    Twiggy kaute auf den Spaghetti herum. Dornröschen hatte ihr Besteck auf den Tellerrand gelegt und schaute wechselnd auf die Streithähne.
    »Also, ich latsche einer nach und warte, bis ich die Chance kriege. Mit ein bisschen Glück kann ich eine Heldin an der Putzfront in den vorübergehenden Ruhestand schicken. Aber es wäre besser, wir könnten das mit beiden machen.«
    »Du hast ja deine verloren«, sagte Twiggy. »Drei wären doch viel besser. Dann muss der Typ Dornröschen rufen, so viele Aushilfen hat er nicht. Aber das hast du ja verschlafen.«
    »Nun reg dich ab«, sagte Dornröschen bestimmt. »Dass wir von zweien die Namen und Adressen herausgekriegt

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