Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Matti & Dornröschen 01 - Das Dornröschen-Projekt

Matti & Dornröschen 01 - Das Dornröschen-Projekt

Titel: Matti & Dornröschen 01 - Das Dornröschen-Projekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
Vom Netzwerk:
Er dachte an die Makarow, die er unter den Nachttisch geschoben hatte. Wenn der Schmelzer das wüsste! Nun grinste er doch, wenn auch schadenfroh.
    »Was ist?«, fragte Twiggy, während Dornröschen Nägel, Hände und Unterarme abkaute und gerade den Ellbogen erreichte.
    Matti nahm Dornröschens Hand und drückte sie sanft auf den Tisch. Sie starrte seine Hand an, die auf ihrer lag, er zog sie zurück, und sie schob ihren Zeigefingernagel gleich wieder in den Mund.
    Twiggy schnaubte. Dann stand er auf und holte sich ein Bier aus dem Kühlschrank, nachdem Matti abgewinkt hatte.
    Er wäre so gern zu Lily gefahren heute Abend, es lief fantastisch zwischen ihnen. Sie hatte nur manchmal Augenblicke, da schien ein Schatten über ihr Gesicht zu laufen. Aber das war alles. Sie war zärtlich geworden, nicht mehr so ruppig, wie er sie in Erinnerung hatte. Aber er konnte Dornröschen nicht sitzen lassen, wenn sie heute Abend noch losziehen musste. Dann würden sie in der Wohnung warten, diesmal mit ihren Handys auf dem Tisch, und sie würden bangen, dass nichts passierte.
    Erst maunzte Robbi in der Tür, dann röhrte Patti Smith los. Dornröschens Hand riss das Handy ans Ohr, und Patti Smith verstummte.
    »Ja?« Sie hatte es geschafft, sich sofort einen leicht debilen Ton zuzulegen, schlaff, teilnahmslos.
    »Ja«, sagte sie. Dann noch mal: »Ja.« Sie hörte zu, dann: »Ich komme.« Sie legte das Handy auf den Tisch. »Es hat geklappt.« Ein bisschen Freude mischte sich mit ein bisschen Angst. »Ich muss gleich los. Ich nehm die U-Bahn. Und ihr wartet, bis ich wiederkomme.«
    Die beiden nickten.
    »Und ihr besauft euch nicht, auch keinen Stoff, klar?«
    »Keinen Alk, keinen Stoff«, schwor Twiggy in feierlichem Ton.
    »Und du putzt schön ordentlich«, sagte Matti.
    Ihre Faust schlug auf seinem Oberarm ein. Er stöhnte auf, sagte aber nichts. Sie zog sich eine verwaschene Jeans an, ein altes T-Shirt und einen Pulli, der längst reif für den Abfall war.
    Als Dornröschen zum Haus in der Siegfriedstraße kam, in dem Wittmanns Büro untergebracht war, standen dort zwei Frauen mit Kopftüchern und verblichenen Kitteln. Am Straßenrand parkte der Peugeot-Kombi.
    »Wo muss ich mich melden?«, fragte Dornröschen die eine Frau, die einen schwarzen Oberlippenbart und eine milchige Gesichtshaut hatte.
    »Drinnen«, sagte die Frau in derbstem Ickisch. Ihr breiter Daumen zeigte zum Eingang. Die andere Frau, eine Hagere mit ausgemergeltem Gesicht und unbestimmbarem Alter, schaute nicht einmal hin.
    Dornröschen, die nur gefragt hatte, um Kontakt aufzunehmen, betrat das Büro. Die Kobra las gerade in einem Formular, sie hob den Kopf. »Das sind Sie ja!«, sagte sie, als ob sie schon ein Leben lang auf Dornröschen gewartet hätte.
    »Ich habe mich beeilt«, erwiderte sie unterwürfig, als würde sie verstehen, dass Eile nicht genug sei.
    »Na gut, dann gehen Sie mal raus zu den beiden Kolleginnen, Herr Wittmann kommt gleich und bringt Sie.«
    Dornröschen stellte sich zu den beiden Frauen, die offenbar nicht miteinander sprachen. »Wo arbeiten wir?«, fragte Dornröschen die Hagere.
    »Kowalski«, sagte sie nur.
    »Wo ist das?«
    »Köpenick.«
    Dornröschens Laune sank schlagartig, sie hatte wider jede Vernunft gehofft, sie würden in der Detektei putzen.
    »Wer ist denn ausgefallen?«
    »Zwei für die Zornstraße.«
    »Gleich zwei?«
    »Haben die Scheißerei.«
    »Ach, du lieber Himmel, die Armen.«
    »Und warum ersetze ich nicht eine von denen?«
    »Frag den Chef.«
    Der kam gerade aus dem Haus. Er begrüßte seine Mitarbeiterinnen nicht. Die stiegen in den Peugeot, Dornröschen setzte sich hinter den Fahrersitz. Wittmann startete den Wagen und fuhr los. Niemand sagte ein Wort. Er fuhr ruhig und überlegt. Dann sagte er doch etwas. »Sie kennen sich ja aus, da muss ich Ihnen keinen Vortrag halten. Nur mal so weit: Säurehaltige Putzmittel immer in kaltes Wasser geben. Holz reinigen Sie mit warmem Wasser, Kalk und Urin werden mit Säure behandelt. Aber Sie kennen den Spruch ja: Erst das Wasser, dann die Säure, sonst passiert das Ungeheure.«
    »Ja«, log Dornröschen und schwor sich, diesen Spruch nie zu vergessen. Dann stellte sie sich vor, wie sie wochenlang putzte, ohne die Detektei in der Zornstraße auch nur von Weitem zu sehen. Großartige Aussichten. Ihre Kollegen in der Stadtteilzeitung waren ohnehin bedient, als sie hörten, Dornröschen wolle ihre vorsichtig geschätzten siebentausend Überstunden ausgleichen und auch den

Weitere Kostenlose Bücher