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Matti & Dornröschen 01 - Das Dornröschen-Projekt

Matti & Dornröschen 01 - Das Dornröschen-Projekt

Titel: Matti & Dornröschen 01 - Das Dornröschen-Projekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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Die Bürgersteige waren voller Fußgänger, die Plätze vor den Cafés und Restaurants waren gut besetzt.
    »Ist die das?«, fragte sie.
    »Ja«, sagte Matti.
    »Die hatte ich mir ganz anders vorgestellt.« Sie klang enttäuscht.
    Matti überlegte sich, wie. Wahrscheinlich überschwemmt von islamischen Horden, die Krummsäbel im Mund. Oder von finster blickenden, schwarz gekleideten Autonomen, die lässig mit Mollis jonglierten. Oder von Prügel-und-Krawalltouristen, die nach Opfern Ausschau hielten.
    »Ja, solche Straßen ähneln sich doch alle.« Ganz weltmännisch.
    Matti fuhr in die Zossener Straße, dann links ab in die Gneisenaustraße. Ein Blick auf den Taxameter hob seine Stimmung. Er würde die beiden bald los sein.
    An der Kreuzung mit der Mehringstraße staute sich der Verkehr vor der Ampel. Sobald die Autos standen, stürzten Männer und Frauen mit Wischern und Schwämmen auf die Fahrbahn und begannen, Scheiben zu putzen. Zwangsfensterputzer, aber bei einem Taxi trauten sie es sich nicht. Doch für die anderen Fahrer war es eine nicht immer sanfte Form der Nötigung.
    »Schau mal, die putzen die Autofenster«, sagte sie. Sie klang blöder, als sie war, wahrscheinlich hatte sie ihren Dummstellreflex eingeschaltet, als sie ihn am Flughafen getroffen hatte. Damit er ihr alles erklären konnte.
    Die Ampel schaltete auf Grün, aber Matti schaffte es nicht, der Idiot vor ihm bremste schon bei Hellgelb. Wieder schwärmten die Putzer aus und fingen an zu wischen. Der Frühbremser ließ es über sich ergehen, öffnete die Seitenscheibe einen Spalt und reichte eine silbrig glänzende Münze hinaus. Dann schloss er die Scheibe schnell.
    »Ich hab eine Idee«, sagte Matti am Abend. Sie saßen in der Küche, Dornröschen sah blass aus und gähnte häufiger als sonst. Die Putzerei war ein Elend, noch schlimmer war die Aussichtslosigkeit dieses Plans.
    »Wenn wir deinen Chef in die Mangel nehmen, der kommt doch rein beim Erpel?«, sagte Twiggy. Seine Stimme verriet, dass er die Nase voll hatte. Legte Twiggy auch sonst eine Seelenruhe an den Tag, wenn es ihm reichte, dann reichte es. Vor allem stank es ihm, dass sie sich versteckten, er fühlte sich wie ein Heimatvertriebener, und er wusste genau, wer daran schuld war: dieser Entenmann und alle seine Schergen, der Reinigungsfritze eingeschlossen. Der stand derzeit ganz oben auf der Hitliste.
    »Lass mich doch mal meine Idee erzählen. Also, die kam mir beim Taxifahren …«
    Twiggy unterbrach: »Wir nehmen den in die Mangel. Vielleicht nicht wir selbst, aber ich kenne da welche, die machen das gern.« Twiggy schaute in die Runde. »Und dein Plan wird so toll sein wie der letzte. Und deswegen putzt Dornröschen abends Klos. Wir machen jetzt Nägel mit Köpfen.« Er dröhnte wie Entwistles Bassverstärker mit dem Volumeregler am Anschlag. »Der Reinigungsscherge kommt da rein, also schnappen wir uns den und lassen ihn eine exklusive Führung durchs Schnüffelparadies machen.« Jetzt lächelte er, fast ein wenig selbstzufrieden.
    Dornröschen gähnte, dann schüttelte sie den Kopf. »Wer soll den denn in die Mangel nehmen?«
    »Ich sag doch, ich kenne da Typen.«
    »Lass uns mit denen in Ruhe«, sagte Matti scharf. »Das läuft aus dem Ruder, das gibt richtig Ärger. Ich verlass mich nicht auf … Typen, die ich nicht kenne.«
    »Aber ich kenne die«, sagte Twiggy leise. »Doch das scheint dir nicht zu genügen.« Er erhob sich, warf noch einen hilflosen Blick auf die beiden anderen und verzog sich in sein Zimmer.
    Dornröschen und Matti schwiegen eine Weile. Dann stand sie auf und ging zu Twiggys Zimmer. Sie klopfte, öffnete und blieb in der Tür stehen. Matti brauchte es nicht zu sehen, um sich die Szene vorzustellen: Twiggy lag auf dem Bett, Robbi auf seinem Bauch, und beide glotzten al-Dschasira ohne Ton.
    »Ich kann ja verstehen, dass du genervt bist«, sagte sie. »Das sind wir alle.«
    Keine Antwort.
    »Aber Matti hat doch recht, ich habe diese Scheißidee mit dem Putzen auszubaden. Ich beschwer mich aber nicht, ich habe ja selbst dran gestrickt. Also, lass uns weiterdiskutieren. Außerdem, du hast Matti einfach unterbrochen, als der seine Idee …«
    »Wird wieder ein schöner Scheiß sein«, sagte Twiggy. »Mir reicht’s. Ich will nach Hause, in dieser Pissgegend halte ich es nicht mehr aus. Wenn ich hier aus dem Haus gehe, stoße ich sofort auf eine Horde Mütter mit Kinderwagen und kreischenden Blagen, alle ganz alternativ und so geduldig und so glücklich. Die

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