Matti & Dornröschen 03 - Ein Mörder kehrt heim
wieder treffen. Dann bereden wir auch, was ich dir zum Geburtstag schenken kann. Aber verrate Mutti nicht, dass wir was aushecken. Das soll unser Geheimnis bleiben. Ja?
Dein Opi
»Das ist doch einfach. Wenn man mal unterstellt, dass es sich um Verabredungen und sonstige Botschaften handelt, könnte dieser Enkel Georg sein«, sagte Twiggy.
Matti blätterte und schüttelte den Kopf. »Die letzte Mail stammt von vor einer Woche. Da war Georg schon tot.«
»Und wenn Fendt das nicht gewusst hat?«, fragte Twiggy.
»Ach, du lieber Himmel«, sagte Dornröschen.
Wieder Schweigen.
Lieber Ernst,
wir müssen uns ein bisschen mehr anstrengen, damit unser Geburtstagsgeheimnis nicht herauskommt. Ein Geheimnis macht Leute neugierig. Sie dürfen also nicht einmal wissen, dass es eines gibt. Wenn wir nicht aufpassen, gibt es keine Geburtstagsüberraschung.
Also für Mutti, die auf keinen Fall wissen darf, was wir verabredet haben: pssst!. Also: pssst!
Dein Opi
»Es geht immer um diese Geburtstagsüberraschung. Mutti soll’s nicht mitkriegen. Geburtstagsüberraschung steht für eine Aktion.« Matti knabberte am Fingernagel.
»Und Mutti steht für alle anderen. Niemand soll es mitkriegen.« Dornröschen nahm die Mail, las noch einmal und nickte.
» Eis essen gehen heißt sich treffen«, sagte Twiggy. »Sonst hat das keinen Sinn.«
»Die Frage ist nur, was diese Geburtstagsüberraschung ist«, sagte Dornröschen. »Und wer ist Ernst?«
»Warum hat Ernst nie geantwortet?«, fragte Twiggy.
»Lass uns weiterlesen«, erklärte Dornröschen.
Auch in den anderen Mails an Ernst ging es um die Geburtstagsüberraschung. Aber es fehlten auch darin Angaben: keine Uhrzeiten, keine Orte, keine Aussagen darüber, um was es ging. Nun waren die Mails an Walter dran.
Lieber Walter,
ich soll dich sehr von Ernst grüßen. Das Eisessen war schön. Wir haben ein schönes Geschenk gefunden für den Geburtstag. Alles klappt, wie wir es uns wünschen. Bis dann.
Dein Opi
»Na toll«, sagte Twiggy.
»Lass mal. Das ist gut. Das bestätigt unsere Erklärung der Mails an Ernst. Walter ist ein Komplize.« Dornröschen kratzte sich an den Wange. »Wollen wir wetten, dass die anderen Mails an Walter genauso zu verstehen sind. Er wird unterrichtet, wie die Dinge stehen. Er soll mitmachen bei der Aktion.«
»Was soll das Ganze für einen Sinn haben?«, fragte Twiggy.
Lieber Walter,
ich freue mich, dass deine Urlaubsreise so bequem verlief. Ich hoffe, du fühlst dich richtig wohl in der Wärme. Vergiss nicht, hin und wieder einen Blick auf unseren Freund zu werfen. Man muss sich ja wirklich sorgen. Ernst ist guter Dinge, wie immer. Er lässt dich grüßen und freut sich, dich bald wiederzusehen.
Dein Opi
»Man muss nur mal kapieren, dass da ein paar Jungs eine Aktion planen und sich auf diesem Weg absprechen. Wenn wir jetzt die Antworten hätten, kämen wir noch weiter«, sagte Matti.
Dornröschen schnippte mit den Fingern. »Die müssen ja nicht direkt auf die Mails antworten. Wenn du das tust, schaffst du einen Thread. Der ist aber verräterisch. Er zeigt Zusammenhänge.«
Matti schnappte sich den Stapel und blätterte. Alle Mails von Opi klangen gleich. Eis essen, Reise, Grüße, Geschenk. Keine Zeiten, keine Orte. Nichts Genaues.
»Gebt mir mal die anderen Mails«, sagte Matti.
Dornröschen holte einen großen Stapel Papier aus Twiggys Zimmer, während Twiggy sich mit Robbi befasste, der wieder auf seinem Schoß herumlungerte.
Das meiste war belangloses Zeug. Bestellungen, Auftragsbestätigungen. Matti sortierte den Kram auf einen Stapel. Offenbar schrieb Fendt gerne Leserbriefe ans ND . Besonders wichtig schien ihm die überraschende Feststellung, dass die DDR ein souveräner Staat gewesen sei, den auch die UNO und mehr als hundert andere Staaten anerkannt hätten. Als wäre das eine Frage. Es gab einen regen Mailaustausch mit ISOR und verschiedenen Genossen, die erstaunlicherweise darin übereinstimmten, dass die BRD ein schauderhafter Staat sei, wie sie ja schon immer gewusst hätten. Die Politmails landeten auf einem zweiten Stapel. Die Mails mit der Tochter waren steif. Darin ging es um die beruflichen Sorgen des Mannes. Die Tochter schrieb auch nichts Aufregendes und hatte offenbar die Gefühlskälte geerbt. Familienmails bildeten den dritten Stapel.
»Zwischen allen gibt es einen Austausch, nur nicht zwischen Opi und seinen Enkeln. Tatsächlich keine einzige Mail von Ernst und Walter.«
»Ist ja meine These. Die zerschlagen
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