Mattuschkes Versuchung
Zeitpunkt dort war. Wahrscheinlich hat er sie informiert, als er sich zurückfallen ließ.«
»Du hast recht, er war auch dabei, als ich mich mit Rick an der neuen Adresse verabredete, nur von ihm konnten alle Tipps kommen.«
Entsetzt barg sie ihr Gesicht in den Händen. Nach einer Weile fragte sie: »Hast du Mattuschke eigentlich informiert, als ich ins Krankenhaus kam, wo er mich gleich besuchte?«
»Nein, hab gar nicht daran gedacht.«
»Dann war es Hano«, sagten beide wie aus einem Mund.
»Und Leila mit ihrer auffälligen Reserviertheit?«
»Vielleicht hast du Hano im Vertrauen etwas Kritisches über sie oder den eigenartigen Freund gesagt, der hat es gleich weitergegeben. Du kennst ihn ja nun. Die Begegnung mit Mattuschke auf der Straße war möglicherweise rein zufällig, vielleicht geht er heimlich in ihren Schönheitssalon und kennt sie daher?«
»Wenn ich nur wüsste, wie er mit Hano zusammengekommen ist; was machte ihn sicher, dass er sein Ansinnen nicht empört zurückweisen würde, jemanden aus der Freundesrunde auszuspionieren und ans Messer zu liefern?«
»Seine Sucht, immer im Mittelpunkt zu stehen und sich wichtig zu machen, hat ihm sicher in die Karten gespielt. Er wird sich geschmeichelt gefühlt haben, für Mattuschke den Spion spielen zu dürfen, und du darfst dessen Überredungskunst nicht vergessen.«
Der Verräter stand fest, es gab keinen Zweifel. Louise war erschüttert, wie war das möglich bei einem Freund, dem sie vertraute, für den sie die Hand ins Feuer gelegt hätte. Der hinterhältige Judas hatte Interesse an ihr geheuchelt, ihr und Pauls Vertrauen missbraucht, seine Gefängnisstrafe, sogar seinen Tod riskiert, wofür?
»Für Silberlinge natürlich. Es gibt immer Charaktere, die andere verraten, um die eigene Haut zu retten oder gierig einen Vorteil zu ergattern«, sagte Gila bitter, sie hatte es am eigenen Leib erfahren.
Die Erkenntnis schmerzte furchtbar; welchem Menschen konnte sie überhaupt noch trauen? Mattuschke und Hano hatten sie abgrundtief enttäuscht und verletzt, nie hätte sie es für möglich gehalten. Ihr Wunsch nach Rache breitete sich so rasend in ihr aus, wie ein Buschfeuer im Sturm. Jetzt fiel ihr ein, dass sie ihren Kuli in Mattuschkes Schublade liegen lassen hatte, als sie Hanos Nummer notierte. Das war ein Fehler, hoffentlich war er nicht bemerkt worden, sonst wüsste er, dass sie in seinen Schränken gesucht hatte, sie wäre in akuter Gefahr. Sie redeten sich die Köpfe heiß über Rachestrategien, aber alle Einfälle verwarfen sie wieder zu Gunsten neuer Überlegungen.
»Keine Schnellschüsse jetzt«, sagte Louise, »es wird uns noch etwas Wirkungsvolles einfallen, um beide zu bestrafen.«
Sie besuchte Paul gemeinsam mit Gila. Vor seiner Tür stießen sie mit Kommissar Heidenreich zusammen, den sie schon angetroffen hatte, als Paul noch nicht ansprechbar war. Er grüßte und zuckte mit den Schultern. »Leider wenig Neues Frau Leblanc. Er kann sich an nichts erinnern, nur dass er mit Hano Gutbroth losgelaufen ist.«
»Halten Sie ihn auch für verdächtig?« Er zögerte mit der Antwort. »Wir überprüfen natürlich alles, auch ihn, er war schließlich der einzige, der dabei war. Wie ist das Verhältnis zu Ihrem Vermieter?«
Louise war überrascht, dass er danach fragte.
»Bisher ohne Probleme«, sagte sie vorsichtig. »Ich ziehe bald aus, möchte mit Herrn Ganthner zusammen wohnen.«
»Ah ja, falls Ihnen etwas einfallen sollte, melden Sie sich bitte. Sie haben ja meine Karte.« Vorsorglich drückte er ihr noch eine weitere in die Hand. Heidenreich hielt Hano für verdächtig, die Überprüfung hatte ergeben, dass er unmittelbar vor dem Anschlag über Handy Kontakt zu Mattuschke aufgenommen hatte, seltsamerweise auch kurz vor dem Überfall auf den Juwelierladen. Merkwürdig war, dass die Firma zwei Tage später einen Gebrauchtwagen auf Hanos Namen zuließ, obwohl er sein Konto bis zum Kragen überzogen hatte. Da war etwas faul, er glaubte, auf der richtigen Spur zu sein.
Paul ging es erheblich besser. Er freute sich, Gila zu sehen, die Tränen der Betroffenheit nicht unterdrücken konnte, als sie sah, wie ungelenk er dem Bett entstieg und sich in seltsamer Weise fortbewegte. Wenn sie daran dachte, wie dynamisch er noch vor wenigen Wochen vor ihr herlief, als sie Siegfrieds Eltern besuchten. Sprachlich war er fast wieder beim ursprünglichen Stand angelangt.
»Ich habe Bescheid von der Rehaklinik bekommen.«, sagte er mit verzögertem
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