Mattuschkes Versuchung
ein Geist.
»Was soll das Louise?«, herrschte er sie an. In diesem Ton hatte er noch nie mit ihr gesprochen.
»Du nimmst dir hinter meinem Rücken eine andere Wohnung. Ich bin tief enttäuscht; ist das der Dank für unser gutes Verhältnis und meine Unterstützung, warst du nicht zufrieden mit den Vorzügen, die ich dir gewährt habe?«
Sie spürte die wütenden Schwingungen, die sein angespannter Körper aussandte, sein Gesicht war zornrot, die sonst so meisterhafte Beherrschung verschwunden.
»Nie bin ich so hinterhältig hintergangen worden und das von dir. Haben wir uns nicht gut verstanden Louise?« Er packte sie an den Schultern und schüttelte sie, während er die Sätze förmlich ausspie. Er merkte, dass seine Beherrschung stärker entgleist war, als beabsichtigt, in milderem Ton fuhr er fort: »Entschuldige meine Aufregung, es ist ja nicht wegen mir, die Wohnung war schließlich Jahre unbewohnt. Es geht mir um dich und dein Wohl. Lass uns noch einmal darüber sprechen. Noch bist du ja nicht eingezogen.«
Er sah sie fast flehend an: »Ein bisschen Dank habe ich doch wohl verdient, oder?«
Louise musste sich beherrschen. Dieser elende Lügner, dachte sie, der plötzliche Schreck hatte ihr weiche Knie beschert.
»Wir können ja noch einmal darüber reden Heinz«, lenkte sie ein, um Zeit zu gewinnen, »im Moment steht mir der Kopf ohnehin nicht nach Umzug, solange es Paul so schlecht geht.«
»Gibt es denn was Neues?«, fragte er in geheuchelter Sorge.
»Leider nein, es ist nach wie vor offen, ob er überhaupt durchkommt«, übertrieb sie.
»Das ist schlimm, das höre ich nicht gerne, man darf die Hoffnung nie aufgeben, du weißt doch, auch wenn es noch so schlimm kommt, ich bin für dich da.«
Er schenkte ihr einen jovialen Blick. Sie erstickte fast daran.
Als sie das Haus nach ihm verließ, entdeckte sie Leila auf der Straße. Sie schloss sich Mattuschke an, bis sie aus ihrem Blickfeld verschwunden waren. An Überraschungen gab es wahrhaft keinen Mangel.
Wenig später saß sie mit Gila in Pauls Wohnung, berichtete von dem Besuch bei Kornfeld, den erhaltenen Informationen, Visitenkarten und der entdeckten Spiegelanlage hinter der verschiebbaren Wand.
»Wenn du Rick das mit seinem Bruder wissen lässt, bringt er Mattuschke eigenhändig um, und du bist das Problem los.«
»Habe ich auch gedacht und vorsorglich nichts gesagt, es beweist wohl, dass er seine Frau und Ricks Bruder auf dem Gewissen hat.«
»Und Vera nicht zu vergessen.«
Dann erzählte sie von der unheimlichen Begegnung im Treppenhaus der neuen Wohnung. Gila schlug erstaunt die Hand vor den Mund: »Das ist nicht wahr, woher wusste er denn davon?«
»Von dem geplanten Besuch der Wohnung wussten nur du, Panneder, den ich noch einmal wegen des Wagens fragte, Rick und der Rest der Clique.«
»Und wenn er dir gefolgt ist?«
»Unmöglich, ich hatte den Wagen in der Tiefgarage geparkt, da hat Paul einen Platz, du kommst nur mit Karte rein.«
»Dann hat dich einer verpfiffen, der Informant, von dem Amina sprach.«
Louise schüttelte den Kopf. »Aber doch niemand aus der Clique«, meinte sie mit verzagter Miene, »allerdings habe ich Leila gesehen, sie ist mit ihm gemeinsam weitergegangen.«
»Gut, dann blieben außer ihr nur Panneder und ich.«
»Das ist genauso ausgeschlossen. Freddy lungerte neulich auf dem Hof herum. Sollte er …?«
Plötzlich sprang sie auf. Den Zettel mit der Telefonnummer, den sie in Mattuschkes Schublade entdeckte, wo hatte sie ihn hingetan? Durch die Ereignisse um Paul war er völlig in Vergessenheit geraten. Sie fand ihn in ihrer Gesäßtasche wieder und verglich die Nummer mit den telefonisch gespeicherten. Sie gab die Zahlen ein, gespannt starrten sie auf das Display. ,Hano las sie, das war doch nicht möglich.
Louise durchlief es eiskalt. Hano, der sich so nett um sie bemühte, Pauls Freund. Absurd. Noch einmal verglich sie die Zahlen. Es blieb dabei. Aber welchen Grund konnte seine Telefonnummer in Mattuschkes Besitz sonst haben, er gehörte nicht zu seinem Bekanntenkreis. Gila, die eine Weile grübelnd neben ihr saß, erhob den Zeigefinger.
»Es ist nicht unlogisch Louise. Außer dir wusste nur er, dass Paul am Abend des Einbruchs um 21.00 Uhr noch einen Waldlauf machen wollte und kein Alibi haben würde. Beim Überfall im Wald war nur er dabei und konnte genaue Informationen durchgeben, wenn er es nicht sogar selbst war. Woher hätten Mattuschkes Leute sonst wissen sollen, dass er gerade zu diesem
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