Mattuschkes Versuchung
etwas?«, fragte sie und drückte es ihm in die Hand. Hano drehte und betrachtete es von allen Seiten. »Was soll das sein?«
»Wahrscheinlich der Elektroschocker mit dem Paul erledigt werden sollte.«
»Das ist ja schrecklich«, stammelte er. Seine Hände zitterten plötzlich, er ließ ihn scheppernd auf den Tisch fallen.
Louise nahm das Teil wieder an sich. »Ich muss gehen Hano. Übrigens vielen Dank für alles, ausdrücklich auch von Paul.« Sie vermied es, ihm die Hand zu geben.
»Gerne geschehen.« Es klang sehr unsicher.
Bevor sie das Lokal verließ, ließ sie das Teil unbemerkt in Hanos Jackentasche gleiten, die an der Garderobe hing. Draußen rief sie Heidenreich an, die Nummer stand auf der Visitenkarte.
»Louise Leblanc, ich wollte Ihnen nur sagen, dass ich gerade im Silverspot war, Hano Gutbroth hat da mit einem Ding herumgespielt, das ein Elektroschocker sein könnte, ich weiß zwar nicht, wie der aussieht, aber nach Ihrer Schilderung …«
»Das ist ein entscheidender Hinweis, wir sind unterwegs.«
Louise brachte ein süffisantes Lächeln zustande, zweifellos hatte sie von Mattuschke gelernt. Hano hatte keine Zeugen dafür, dass Louise ihm das Corpus Delicti gegeben hatte, sie stritt es ab, es wies ausschließlich seine Fingerabdrücke auf. Neben sonstigen Indizien reichte es für eine Verurteilung zur Freiheitsstrafe. Er war Mattuschke bei einigen Straftaten behilflich. Die Silverspotclique war entsetzt über sein falsches Spiel. Nur Louise und Gila kannten die wahren Umstände.
Als Mattuschkes Wohnung wieder freigegeben wurde, brachte sie das Kästchen in ihren Besitz, vernichtete CDs und Speicherkarten der Kamera. In seinem Computer waren keine Dateien zu entdecken. Sie atmete erleichtert auf, offenbar hatte er keine elektronischen Spuren von ihr hinterlassen, was Kornfeld richtig einschätzte.
Paul machte kontinuierlich kleine Fortschritte, dennoch blieben Bewegungsstörungen seines linken Arms erhalten. Gehen konnte er durch eisernes Training wieder fast normal. Er gab sein Appartement auf und zog mit Louise in die neue Wohnung. Prof. Weidenfels erhielt die Kündigung von beiden. Langsam zogen wieder Normalität und Beruhigung in ihr Leben ein. Vom Spiegel und den Aufnahmen erzählte sie Paul nichts. Dass Mattuschke ihm mehrmals nach dem Leben trachtete, nur um ihn von ihr fernzuhalten und Hano dabei mitspielte, reichte vollauf.
Wenig später erhielt Louise den Brief eines Notars. Sie wurde zur Testamentseröffnung des verstorbenen Heinz Mattuschke gebeten. Er hatte seinen letzten Willen schon länger formuliert, die aktuellste Änderung erfolgte eine Woche nach Veras Tod, die bis dahin als Miterbin eingesetzt war. Sie erinnerte sich an einen seiner Aussprüche, während des heftigen Gewitters vor Dubrovnik im Flugzeug: »Ich habe mein Testament gemacht, nicht weil ich an ein baldiges Ende glaube, aber es lebt sich besser damit und ohne stirbt es sich schlechter.« Rick, ebenfalls geladen, saß neben ihr und blickte fragend.
»Ich weiß nicht, was das soll, was habe ich mit ihm zu tun?«
Louise schwieg, sie kannte die wahrscheinliche Erklärung. Mattuschke vermachte Rick das Autohaus mit der Auflage, die Mitarbeiter weiterzubeschäftigen, Wollhüsen und Britta die Fabrik, Rudinsky seine Anteile an der Farm, Louise, wörtlich ,dem Glück meiner Augen , Haus, Beteiligungen und Aktien, seinen Eltern das restliche Vermögen. Sie wollte aufspringen und die Ablehnung erklären, aber Rick drückte sie nieder auf den Stuhl. Er ahnte, was sie vorhatte.
»Nichts überstürzen Louise, du hast sechs Wochen Zeit, überleg es dir.«
Sie schlug das Erbe nicht aus, wollte aber selbst keinen Cent davon und überließ es Paul als Schmerzensgeld oder Ausgleich für seine bleibende Behinderung. Es war weit mehr als eingeschätzt. Rick gegenüber schwieg sie weiter über die Hintergründe seines Erbteils. Wenn er sie kennen würde, hätte er das Erbe nie angetreten. So war es ein Splitter von Gerechtigkeit, der wenigstens ihm für die erlittenen Folgen nach des Bruders Tod zu Gute kam und seine Existenz sicherte.
Von Ulm zogen sie weg, Paul kaufte ein Haus, sie machten sich als Unternehmensberater Ganthner & Leblanc, Diplom-Volkswirte, selbstständig. Beim Finanzamt erstattete sie Selbstanzeige und half, die kreative Buchführung aufzudecken. Rick sollte nicht mit dieser Hypothek starten. Sie kam mit einer milden Strafe davon. Huber dagegen erhielt eine Freiheitsstrafe, verlor Beamtenstatus, seine immer
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