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Mattuschkes Versuchung

Mattuschkes Versuchung

Titel: Mattuschkes Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Ersfeld
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konsterniert.
    »Das aufzuklären, wird Sache der Polizei sein, wir sind nur unserer Pflicht zur Information nachgekommen, auch im Interesse des Patienten. Wir vermuten, aber das ist nur eine erste Annahme, dass man ihm mit einem Elektroschocker zugesetzt hat.«
    Louise wurde aschfahl im Gesicht, ein Schrei erstarb auf ihren Lippen. Gut, dass sie sitzen konnte.
    »Wir tun alles, was möglich ist, Frau Leblanc und jetzt entschuldigen Sie mich bitte, hier auf Intensiv ist Hektik pur.«
    »Eine Frage bitte, kann er wieder ganz gesund werden?«
    »Für eine Prognose ist es noch zu früh, wir hoffen, dass keine dauerhafte Herzschädigung bleibt; durch den Schlaganfall gibt es Ausfälle, die später durch Training kompensiert werden können. Wie gesagt, wir müssen abwarten. Aus dem Gröbsten ist er raus.«
    Als er das Zimmer verlassen hatte, rasten wirre Gedanken durch ihren Kopf, angetrieben von sich steigernder Angst und Verzweiflung, eingebettet in hilflose Mutlosigkeit. Die Sorge um Paul überlagerte alle Überlegungen, wer ihm so übel mitgespielt haben könnte, und was Hano über den Vorfall wusste. Zunächst konnte sie nur abwarten. Die innere Verkrampfung löste sich erst, als Tränen flossen. Immer wieder musste sie den schrecklichen Gedanken verjagen, dass er sterben oder schwerstbehindert bleiben könnte, wo ihre Liebe und gemeinsamen Hoffnungen gerade erst begonnen hatten. Lange saß sie unbeweglich dort, niemand schien sie zu vermissen, das Ganze hatte surreale Züge. Schließlich stand sie auf, unsagbar wackelig waren ihre Beine, sie hatte das Gefühl, in wenigen Stunden Jahre gealtert zu sein. Sie warf noch einen Blick auf Paul, lange durfte sie nicht bleiben, dann verließ sie das Haus. Die Situation erinnerte sie fatal an den Tod ihres Vaters, genauso einsam und verlassen hatte sie sich damals gefühlt, wie in einen bösen Nebel gehüllt. Damals war sie nicht mehr in der Lage, mit ihrem Wagen zu fahren. Draußen angelangt, versuchte sie verzweifelt, sich zu erinnern, wo das Auto geparkt war, als ihr einfiel, dass sie keins dabei hatte. Unschlüssig hielt sie ihr Telefon in der Hand. Gila oder Taxi? Sie hatte Gila schon genug strapaziert in letzter Zeit, also wählte sie die Nummer der Taxizentrale. In diesem Augenblick bremste ein Wagen neben ihr.
    »Steig ein Louise, ich fahre dich nach Hause.« Mattuschke hielt die Tür auf und bat sie, rasch einzusteigen, weil hinter ihm ein Krankenwagen hupte. Nahezu willenlos stieg sie ein. Die Szenerie blieb unwirklich, gespenstisch.
    »Ich habe gehört, was passiert ist«, vernahm sie seine Stimme wie aus weiter Ferne, aber sie kam ihr anders vor. War er es überhaupt oder ein anderer, der sein Aussehen angenommen hatte? Es war ihr egal, alles war egal, selbst er; sie konnte nicht mehr darüber nachdenken, sie war nur noch Sorge und seelenlose Verzweiflung, ihr Kopf hatte seine Funktion eingestellt. Mattuschke half ihr die Treppe hoch, schloss die Wohnung auf, legte sie wie damals auf ihr Bett, streifte die Schuhe ab und zog die Decke über sie. Sie hatte keine Kraft, sich dagegen zu wehren, sogar etwas wie Dankbarkeit war in ihr, weil es sie fröstelte. Drohte sie jetzt auch noch den Verstand zu verlieren? Wasser reichte er, sie trank es gierig, merkte erst jetzt, welchen Durst sie hatte. Alle Kraft war aus ihrem Körper gewichen, selbst die Vorstellung, einen Grashalm vom Boden aufzuheben, kam ihr wie ein nicht zu bewältigender Kraftakt vor. Sie war selbst müde von dem, was sie nur in Gedanken ausführte, fühlte sich klein, verängstigt, geschlagen. Am Abend kam Gila. Ein Anruf im Krankenhaus beruhigte ein wenig, alles sei stabil. Dann schlief sie ein, Gila war es zuzutrauen, etwas Beruhigendes in den Tee getan zu haben.
    Als sie am Morgen erwachte, fühlte sie sich seltsamerweise besser, ihre frühere Energie und Kampfbereitschaft kehrte zurück. Jetzt galt es, die gewonnene Kraft für Paul einzusetzen, sie durfte sich selbst nicht bemitleiden. Ich will ihn wiederhaben, die schwersten Wege mit ihm gehen, ihn stützen, bis er wieder mir gehören darf. Sie wunderte sich, die Gedanken spendeten Mut, und der Blick auf seinen kritischen Zustand, von dem sie befürchtet hatte, ihn nicht ertragen zu können, bekam ein anderes Gesicht, als jenes, das sie sich in Stunden der Verzweiflung wieder und wieder vorstellte. Er wird immer ein anderes haben, denn die Situation, in der man plötzlich gebraucht wird und Hilfe leisten kann, verändert die Vorstellung und verleiht

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