Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mauern aus Holz, Maenner aus Eisen

Mauern aus Holz, Maenner aus Eisen

Titel: Mauern aus Holz, Maenner aus Eisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
Vom Netzwerk:
offene Fenster drang wieder das ferne Grollen von Kanonen.
    »Bitte setzen Sie sich.« Bolitho trat an den Tisch. »Nach diesem Feldzug werden Sie heim nach England segeln, Commander Maguire. Ihre Order ist schon ausgeschrieben. Bis dahin stehen Sie unter dem Kommando von Commodore Popham.«
    Der Mann zeigte keinerlei Regung. Wie viele andere im Geschwader hielt er den Einsatz des Branders und das Opfer der
Miranda
für sinnlos. Der Verlust der beiden Schoner und der beiden Holländer würde am Unentschieden dieser Kampagne nichts ändern.
    Nebenan stieß etwas an, dann hörte man Männer eine schwere Last bewegen. Erst jetzt zuckte ein Nerv in Maguires Gesicht. Er hatte lange unter Commodore Warren gedient. Aber Warren war in dem Augenblick an seiner Lungenkrankheit gestorben, als die Segel der
Truculent
wieder über der Kimm auftauchten. Sein Schreiber und sein Steward hatten Warrens weltlichen Besitz in einer Kiste verstaut, die ein Transportschiff mit nach England nehmen sollte.
    »Und was wird aus meinem Schiff?« fragte Maguire.
    »Es wird endlich in eine Werft kommen und neu ausgerüstet werden.«
    »Aber die
Themis
ist doch viel zu alt, Sir Richard!«
    Bolitho überhörte den Einwand. »Sie ist nicht so alt wie mein früheres Flaggschiff.« Das sollte nicht scharf klingen, doch Maguire zuckte zusammen. »Der Krieg geht weiter, Commander, und wir brauchen jedes Schiff, jedes! Wenn es nur segeln und kämpfen kann.« Bolitho schaute aus dem Heckfenster ins Wasser, sah den Bewuchs am Kupferbeschlag. »England braucht mehr als hölzerne Kanonen!«
    Damit entließ er den Commander.
    »Das eben hat Ihnen mißfallen, nicht wahr, Stephen?« Jenour richtete sich auf. »Nun, manchmal, Sir …«
    Bolitho hob die Hand. »Ja, auch mir tat Warren leid. Aber irgendwie gehörte er nicht mehr in unsere Zeit. Wir müssen diesen verdammten Krieg gewinnen und uns deshalb um die Lebenden kümmern.«
    Durch die zweite Tür trat Allday ein. »Es sind gerade ein paar Fässer Bier an Bord gebracht worden, Sir Richard, wohl noch für die
Miranda.
Und für Sie ist ein Fäßchen Brandy dabei – vom General persönlich.«
    Bolitho zupfte sich das schweißnasse Hemd von der Brust. »Ja, das hat er mir in seinem Brief angekündigt.« Er dachte an General Baird, der jetzt an Land kämpfte. Von seinem Gegner, General Jansens, hielt er einiges. Der sei kein Mann, der sinnlos zerstöre, hatte er gesagt. Hieß das, Jansens würde sich eher ergeben, als Kapstadt kaputtschießen lassen? Bolitho fühlte plötzlich, wie ein kühler Schauer über seinen Rücken kroch. Ihm schien, als sei Warren immer noch in der Kajüte, voller Haß auf den Admiral, der nun über sein Schiff bestimmte.
    »Alles in Ordnung, Sir Richard?« Allday fragte sich besorgt, ob etwa Bolithos Fieber zurückkehrte.
    Vielleicht beobachtete ihn Warren ja wirklich, sagte sich dieser. Sie hatten ihn ganz in der Nähe der See übergeben, eingenäht und mit einer Kanonenkugel zu Füßen.
    Draußen meldete der Posten: »Offizier der Wache, Sir!«
    Der Leutnant trat fast lautlos ein. »Das Boot der
Truculent
hat abgelegt, Sir Richard.«
    »Sehr gut, Mr. Latham. Empfangen Sie Leutnant Tyacke bitte mit allem Respekt. Er hatte das Kommando über die ganze Operation.«
    Der Leutnant verbeugte sich und verschwand. Mehr als der Befehl verblüffte ihn, daß der Admiral sich an seinen Namen erinnerte.
    Ozzard schlich herbei. »Ein frisches Hemd, Sir?«
    Bolitho sah draußen das Boot der
Truculent
über das bleierne Wasser näherkommen. »Nein«, sagte er. Tyacke würde sich nicht wohlfühlen, wenn er ihm mit frischem Hemd gegenübersaß. Und das Gespräch zwischen ihnen war wichtig, sogar sehr wichtig.
    »Lassen Sie uns dann bitte allein.«
    Schweigend sammelte Yovell seine Papiere ein.
    Zu Jenour sagte Bolitho: »Ich werde heute abend mit Mr. Tyacke essen und möchte Sie gern dabeihaben. Aber jetzt muß ich allein mit ihm reden.«
    Jenour zog sich zurück. Am Fallreep sah er die Seesoldaten das Gewehr präsentieren, als Tyacke an Bord kletterte, den Hut zog und zum Achterdeck grüßte. Von dieser Seite aus gewahrte Janour nur die unverletzte Gesichtshälfte Tyackes. So also hatte der Mann früher ausgesehen. Nicht schlecht.
    Allday fing Tyacke achtern unter der Poop ab. Der Leutnant hielt inne und fragte kühl: »Die Herren erwarten mich wohl schon, wie?« Allday verstand seinen abweisenden Ton. Der entstellte Mann hatte jetzt auch sein Schiff verloren. »Behandeln Sie den Admiral freundlich,

Weitere Kostenlose Bücher