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Mauern aus Holz, Maenner aus Eisen

Mauern aus Holz, Maenner aus Eisen

Titel: Mauern aus Holz, Maenner aus Eisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Männern zu, die halbnackt auf ihre Manöverstationen rannten. Am Ankerspill erklang eine Fiedel, und ein Shantyman stimmte ein anfeuerndes Lied an. In den kurzen Pausen zwischen den Strophen brüllte ein Bootsmannsgehilfe: »Los, Männer, los! Sonst kommen wir nie nach England.«
    Der Erste Offizier räusperte sich diskret neben Poland. »Der Admiral kommt, Sir.«
    Poland blickte ihn an. »Danke, Mr. Williams. Aber wir haben hier nichts zu verbergen.« Er grüßte, als Bolitho unter dem Besan erschien, der im Licht der sinkenden Sonne kupferrot leuchtete.
    »Wir sind soweit, Sir Richard.«
    Bolitho sah in der Ferne den Tafelberg und in der Bucht das verankerte Geschwader. Die Schiffe schimmerten wie glühendes Metall. Nur ein leichter Landwind riffelte die See.
    Bolitho spürte die verwehende Hitze des Tages und fragte sich, warum Poland keinerlei Bewegung zeigte beim Beginn ihrer langen Heimreise.
    Am Ankerspill warfen sich die Männer in die Spaken. Der Bootsmann brüllte sie ermunternd an, und dann klickte das riesige Spill. Die dicke Trosse begann sich zu bewegen.
    Die offenen Stückpforten der anderen Schiffe sahen aus wie Augen, die sie beobachteten. Aber sie hatten hier ihre Pflicht erfüllt, über der Festungsbatterie an Land wehte die englische Flagge. Und da würde sie von nun an bleiben.
    Einige Einheiten des Geschwaders waren schon früher ankeraufgegangen und hatten den langen Heimweg angetreten: zwei Linienschiffe, fünf Fregatten, auch Varians
Zest,
und eine ganze Flottille kleinerer Schiffe. Sie wurden dringend in England gebraucht. Andere wie die
Themis
würden folgen, sobald die Truppen fest in Kapstadt etabliert waren und niemand mehr England den Ankergrund hier streitig machen konnte. Die rauchgeschwärzten Spanten der beiden Ostindienfahrer waren eine harsche Warnung.
    Bolitho erinnerte sich an Tyackes festen Handschlag beim Abschied. »Die
Larne
ist ein gutes Schiff«, hatte der neue Commander gesagt. »Nach der
Miranda
natürlich eine Herausforderung für mich. Aber wir werden gut miteinander auskommen.«
    Irgendwo da hinten ankerte er nun. Bolitho wußte, daß Tyacke an Deck sein würde, um die
Truculent
ankeraufgehen zu sehen.
    Er trat zur Seite, damit Kapitän Poland und die Männer auf dem Achterdeck mehr Platz hatten. Segrave lehnte an den Finknetzen.
    »Wie fühlen Sie sich, Mr. Segrave? Es war wohl ein kurzer Aufenthalt – aber mit einer Menge neuer Erfahrungen.«
    Der Junge hatte im Abendlicht ein dunkelrotes Gesicht. »Ich bin froh, daß ich hier war, Sir Richard.« Sein Haar flatterte im Wind, während er die Männer am Ankerspill beobachtete. Sie gingen jetzt schneller, die dicke Ankertrosse kam zügig an Bord.
    Bolitho erinnerte sich an seine ersten Jahre als Midshipman.
    »Tut’s Ihnen leid, daß wir heimsegeln?«
    Segrave nickte und vergaß einen Augenblick, daß er mit einem Vizeadmiral sprach. »Aber wenn ich auf mein altes Schiff zurückkehre, muß alles anders werden.«
    Bolitho sah ein Wachboot vorbeirudern, der Leutnant im Heck grüßte die Flagge der
Truculent.
»Machen Sie sich darüber keine Sorgen. Sie haben hier Ihren Mut entdeckt.«
    Jenour stand in der Nähe und hörte zu. Er wußte, daß Bolitho längst einen Brief an Segraves früheren Kommandanten geschrieben hatte. Leuteschinder zogen sich Bolithos Zorn zu, aber davon wußte der Midshipman natürlich nichts.
    Endlich kam der erwartete Ruf von vorn: »Anker ist kurzstag, Sir!«
    Pfeifen schrillten, fluchend hastete ein Mann nach vorn, dem ein Tampen Beine gemacht hatte.
    »Alles klar, Sir!« meldete Williams.
    »Fock und Klüver setzen!« Polands Stimme klang ruhig und unbewegt. Was hatte dieser Mann eigentlich gegen Varian? Und was suchte er im Leben außer Beförderung? Auf den Rahen arbeiteten die Männer und ließen das Tuch auswehen. Unten an Brassen, Halsen und Schoten warteten andere auf den Befehl, der das stilliegende Schiff in einen schnellen Segler verwandeln würde.
    Was würde in England auf sie zukommen? Würde man sie an Bord festhalten, bis neue Befehle eingingen? Oder würde man sie auf andere Schiffe verteilen, zwischen die unerfahrenen Landratten und Opfer der Preßkommandos? Die Fiedel spielte flotter, und das Ankerspill drehte sich noch schneller.
    »Es ist Sommer in England, wenn wir zurückkehren, Stephen«, sagte Bolitho plötzlich. »Wie schnell so ein Jahr vergeht.« Jenour drehte sich zu ihm um. »Ein Jahr der Siege!«
    Bolitho schüttelte den Kopf. »Kaum. Es wird Rückschläge

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