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Mauern aus Holz, Maenner aus Eisen

Mauern aus Holz, Maenner aus Eisen

Titel: Mauern aus Holz, Maenner aus Eisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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geben.«
    »Der Anker ist frei!«
    Bolitho hielt sich an den Finknetzen fest, als sich das Schiff leicht überlegte und der Anker festgezurrt wurde. In England würden sie den anderen Anker benutzen – auch so ein Ritual.
    Die
Truculent
fiel ab, Leinwand knallte, Männer rannten an Schoten und Brassen, und über allem ertönte die Stimme von Hull, dem Master: »Komm auf! Gut so – Kurs halten!«
    Bolitho beobachtete den Master. Seine beiden Rudergänger griffen in die Speichen des großen Rades, ihre Augen blitzten. Master zu werden, war Simcox’ größter Wunsch gewesen.
    Die Marssegel füllten sich, und die
Truculent
nahm Fahrt auf, glitt an der Huk vorbei auf die offene, rötlich glänzende See hinaus.
    »Westsüdwest, Sir! Voll und bei!«
    Poland verzog den Mund zu einer harten Linie. »Gehen Sie höher an den Wind, Hull, so hoch sie kann!« Als der Erste wieder auf dem Achterdeck erschien, befahl er: »Bramsegel setzen und auch die Royals, sobald hier alles klar ist, Mr. Williams.« Er blickte zum Admiral an den Netzen hinüber. »Und daß mir keine Fehler passieren!«
    Bolitho blieb an Deck, bis die Dunkelheit das Land und die davor verankerten Schiffe verschluckt hatte. Ihre Welt war jetzt nur noch die See und die Gischt, die am Bug hochsprang und seitlich davonwirbelte. Der Himmel ging dunkel in den Ozean über.
    Unten erwartete ihn Ozzard mit einem späten Imbiß.
    An den salzverkrusteten Heckfenstern der Kajüte stehend, dachte Bolitho an seine Zeit als Kommandant einer Fregatte. Das Auslaufen war damals immer spannend gewesen, ein Vorstoß auf die freie See. Poland sah das offenbar ganz anders. Vielleicht zählte er aber auch nur die Tage, bis er seine ungeliebte Last loswurde, den Vizeadmiral an Bord. Bolitho sah hoch, als er Schritte an Deck hörte. Der Wind wehte Stimmen herunter, und das Rigg sirrte. Es zog ihn nach oben, wie gern hätte er selbst die Kommandos gegeben, die Kurse ausgerechnet, das Schiff geführt! Aber sein Dienstrang machte das unmöglich.
    Er war jetzt neunundvierzig Jahre alt und wirkte viel jünger.
    Sicher fragte mancher Offizier Jenour drüben in der Messe nach dem Admiral aus. Sei’s drum. Besser so, als daß Gerüchte über ihn umgingen. Davon gab es schon genug, über ihn und Catherine. Sie war eine betörend schöne Frau, nach der sich alle Männer umdrehten, bei Hofe ebenso wie auf der Straße. Er spürte sinnlose Eifersucht auf jeden, der jetzt das Glück hatte, sie zu sehen.
    Allday schaute herein. »Soll Ozzard den Imbiß auftragen?« Er machte sich Gedanken über die Melancholie seines Admirals. England zu verlassen, war schlimm für Bolitho gewesen, aber die Rückkehr wurde vielleicht noch schlimmer. Was war Catherine widerfahren in all den Monaten?
    »Ich bin nicht hungrig.«
    Eine See rauschte mit Macht am Rumpf vorbei, und Bolitho wußte, daß das Schiff jetzt das offene Meer erreicht hatte und das Land weit hinter ihnen lag. Wie lange würde die
Truculent
nach England brauchen?
    Allday blieb hartnäckig. »Es gibt gebratenes Schweinefleisch, in Brotkrumen paniert, genau, wie Sie es mögen. So was Feines haben Sie in den letzten Wochen bestimmt nicht gegessen.«
    Bolitho drehte sich nach ihm um. »Ich möchte, daß du mir morgen das Haar kurzschneidest.« Als Allday schwieg, fragte er: »Du hältst mich sicher für verrückt?«
    Allday antwortete diplomatisch: »Die meisten Herren in der Offiziersmesse tragen ihr Haar jetzt kurz, es ist die neue Mode.« Er schüttelte seinen geteerten Zopf. »Mir würde so was nicht stehen.«
    »Aber du kannst es schneiden?«
    »Natürlich, Sir Richard«, antwortete Allday mit breitem Grinsen.
    »Darf ich noch was sagen?«
    »Habe ich dich je daran gehindert? Sag, was du loswerden willst.«
    »Also, was Sie für Tyacke getan haben, war sehr anständig. So hat er noch eine Chance.«
    »Jeder andere hätte das auch getan.«
    »Eben nicht!«
    Sie sahen einander an wie Zweikämpfer, bis Bolitho fragte: »Wie meinst du das?« »Ich meine, man sollte nun auch was für Sie tun. So wie Sie was für andere tun.«
    Höflich klapperte Ozzard mit Tellern und Geschirr in der Pantry nebenan. Bolitho ging zum Tisch. »Ich werde wohl doch was essen, sonst laßt ihr mir keine Ruhe.« Ozzard kam und schenkte ihm Wein ein. »Mach das Brandyfäßchen auf«, sagte Bolitho und zu Allday gewandt: »Wir könnten wirklich ein paar tausend Leute wie dich brauchen. Der General hatte recht.«
    Ozzard stellte die Flasche in einen tönernen Weinkühler.

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