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Mauern aus Holz, Maenner aus Eisen

Mauern aus Holz, Maenner aus Eisen

Titel: Mauern aus Holz, Maenner aus Eisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Sir«, bat er. »Er denkt jetzt daran zurück, wie er sein letztes Schiff verlor. Das geht ihm so nahe wie Ihnen.«
    Tyacke nickte schweigend. Allday hatte ihn aus dem Konzept gebracht. All seine Argumente, die sorgfaltig vorbereiteten Erklärungen schienen ihm plötzlich entwertet.
    Beim Weggehen stolperte Allday fast über das Brandyfäßchen, und Ozzard ließ sich hinter ihm vernehmen: »Laß ja die Finger davon, John. Ich seh’s dir an, wenn du an seinem Brandy warst!«
    An Land feuerten die Kanonen lange Salven in ununterbrochenem Donner, der von den fremden Hügeln zurückgeworfen wurde. »Weißt du, warum sie kämpfen?« fragte Allday.
    »Keine Ahnung.« Ozzard rollte das Brandyfäßchen aus dem Weg, und Allday seufzte. Ein kleiner Schluck wäre jetzt genau richtig gewesen.
    Tyacke wartete, als der Posten seinen Namen rief, der ihn kein einziges Mal angesehen hatte. Als er die Tür aufstieß, saß Bolitho auf der Bank unter den Heckfenstern; bis auf sie beide war die Kajüte leer und so unpersönlich wie früher. Nichts verriet, daß Warren hier jahrelang gelebt hatte. Tyacke dachte an seine enge, vollgestopfte Kajüte auf der
Miranda.
Die lag nun auf dem Meeresboden.
    »Bitte setzen Sie sich.« Bolitho deutete auf einen kleinen Tisch mit Wein und zwei Gläsern. »Ich danke Ihnen für Ihr Kommen.«
    Tyacke richtete sich auf. Seine geborgten Kleider waren viel zu eng. »Entschuldigen Sie meinen Aufzug, Sir Richard, aber die Offiziere der
Truculent
haben mir gegeben, was sie entbehren konnten.«
    Bolitho nickte. »Mir ging’s schon öfter ähnlich. Alles, was ich besaß, war plötzlich versunken.« Er schenkte kühlen Rheinwein ein.
    »Auch auf diesem Schiff bin ich nicht zu Hause.«
    Er setzte sich Tyacke gegenüber und streckte die Beine aus. »So, und nun berichten Sie mir von den Männern, die bei Ihnen waren. Der Seesoldat zum Beispiel – hat er sein Mitmachen bereut?«
    Tyacke berichtete von ihrem langen Weg in die Bucht. Ferne Gestalten wurden vor ihren Augen lebendig, als er von ihrem Mut und ihrer Furcht erzählte: von Buller, dem Scharfschützen, von Swayne, dem Deserteur, und von Midshipman Segrave, der plötzlich Mut gefaßt hatte und Tyacke half, als er es am dringendsten brauchte. Dabei tranken sie, ohne es zu merken.
    »Ich möchte, daß Sie heute abend mit mir speisen«, sagte Bolitho schließlich. »Wir wollen dabei aber nicht über den Krieg reden, der beschäftigt mich schon Tag und Nacht genug.«
    Hatte er richtig gehört? Der Vizeadmiral lud ihn, den Leutnant, der sein Schiff verloren hatte, zum Essen ein? »Gern. Danke. Aber erwarten Sie keine Schmeicheleien von mir, Sir. Ich tue alles für Sie, aber ich verschaffe mir keine Vorteile durch Süßholzraspeln.«
    »Ich auch nicht«, antwortete Bolitho. »Wir sind beide Marineoffiziere, wenn auch mit verschiedenen Dienstgraden. Unser Land braucht heute jedes Schiff und jeden Mann, vor allem so mutige und erfahrene Offiziere wie Sie.«
    »Wollen Sie, daß ich die
Miranda
schneller vergesse? Wollen Sie mich auf einem anderen Schiff als Offizier haben?« Tyacke fühlte sich wie in einer Falle.
    »Kennen Sie die Brigg
Larne,
Mr. Tyacke?«
    »Sie segelt in Commodore Pophams Geschwader.« Das klang unsicher. »Unter Commander Blackmore.«
    Bolitho beugte sich über ein Blatt mit Yovells sauberer Schrift.
    »Blackmore übernimmt ein größeres Schiff. Sie werden die
Larne
befehligen.«
    Tyacke sah ihn ungläubig an. »Aber kann ich das? Ich bin doch nur …«
    Bolitho reichte ihm einen Umschlag. »Hier ist Ihre offizielle Order. Und Sie sind mit sofortiger Wirkung zum Commander befördert. Ihre Lordschaften in London werden das später bestätigen.« Er amüsierte sich über Tyackes Verlegenheit. »Mein Flaggleutnant wird dafür sorgen, daß Sie sofort die passende Uniform bekommen.« Er goß Wein nach. »Wollen Sie also das Schiff übernehmen und mir damit einen Wunsch erfüllen?«
    Tyacke war aufgestanden. »Ich werde es übernehmen, und einen besseren Grund als Ihren Wunsch brauche ich nicht.«
    Bolitho stand ebenfalls auf. »Hören Sie das?« Sein Blick hatte sich verändert. »Die Kanonen – sie schweigen. Das heißt, Commander Tyacke, unser Feldzug ist zu Ende. Der Feind hat sich ergeben.«
    Es klopfte, Jenour stürzte herein. »Gerade haben wir ein Signal empfangen: Die Holländer haben die Fahne gestrichen!«
    Der Admiral lächelte. »Jetzt können wir nach Hause segeln.«
    Kapitän Poland stand mit verschränkten Armen da und sah seinen

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