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Mauern aus Holz, Maenner aus Eisen

Mauern aus Holz, Maenner aus Eisen

Titel: Mauern aus Holz, Maenner aus Eisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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deine Wünsche kümmern, und Yovell wird dir alles sagen, was du wissen willst. Ich würde dir gern auch Allday lassen, aber …«
    »Das würde ich nie erlauben. Du ohne deinen Schatten, nein!« Die Tür öffnete sich einen Spalt breit, und ein Diener meldete: »Die Kutsche ist da, Sir Richard!«
    Bolitho legte ihr den Arm um die Schultern. »Komm«, sagte er, »wir gehen zusammen hinunter. Ich habe dir noch soviel zu sagen, aber es wird mir erst auf dem Weg nach Dover einfallen.«
    Catherine sah die Treppe an und erinnerte sich, wie Bolitho sie hier zärtlich nach oben getragen hatte, nachdem er sie aus dem Gefängnis befreit hatte: eine barfüßige, schmutzige Frau. Jetzt sah sie den anderen Bolitho – den Mann in Uniform.
    Der Abend war kühl. Bolitho nahm sie in den Arm. »Nichts kann uns trennen, aber dieser Einsatz muß sein. Vielleicht läßt Val Keene sich hier sehen, ich habe ihm geschrieben.« Hinten auf der Kutsche sah er den vierschrötigen Umriß Alldays sitzen.
    Sie bückte sich und reichte ihm ein Blatt, das der Wind gegen ihren Fuß geweht hatte. »Erinnerst du dich an das Efeublatt? Dies hier soll dich zu mir zurückbringen. Komm bald wieder, Liebster! Ich habe dich doch gerade erst gefunden.«
    Er küßte sie, als könne er sich nie mehr von ihr lösen. Und dann waren sie plötzlich getrennt. Allday grüßte und hielt den Wagenschlag auf. Bolitho bemerkte weder Initialen noch Wappen auf der Tür. Man behandelte seinen Auftrag in der Tat als Geheimsache.
    Catherine reichte Allday Bolithos Bootsmantel. »Bitte kümmere dich um ihn, Allday, so treu wie immer.«
    Allday lächelte mitfühlend. »Wir sind schneller zurück, als Sie glauben, Mylady.« Er stieg auf seinen Sitz. Bolitho beugte sich aus dem Fenster. »Mein Herz bleibt bei dir«, sagte er, »ich …« Doch da lösten sich schon die Bremsen, die Peitsche knallte und das Geschirr der Pferde klirrte. Die Kutsche rollte über die Steine davon.
    Catherine sah ihr lange nach. Als die Abendkühle sie schaudern ließ, trat sie ins Haus. Wie leer es ohne ihn war! Sie würde also nicht nach Falmouth zurückkehren, sondern hier auf ihn warten. Sein geringes Gepäck deutete in der Tat auf eine kurze Reise. Für einen längeren Auftrag hätte er mehr von den Seidenhemden mitnehmen müssen, die sie ihm in London gekauft hatte.
    In der Halle traf sie Yovell. »Würden Sie mir bitte einen Gefallen tun?« fragte sie ihn. »Und heute abend mit mir essen?«
    Er war überrascht. »Das ist eine große Ehre für mich«, sagte er schließlich und versuchte, den Blick von ihrem offenen Haar zu wenden, von ihren lächelnden Augen.
    »Sie müssen aber auch dafür bezahlen«, sagte sie. »Sie müssen mir dabei alles über den Mann erzählen, den ich liebe.«
    Er setzte seine Brille ab und polierte sie. Dann nickte er. Was war das nur für eine wunderbare Frau, die der Admiral da gefunden hatte, dachte er. Alles Gerede, all die Gerüchte konnten seinetwegen zum Teufel gehen.
    Um vier Uhr morgens stieg Bolitho in Dover aus der Kutsche. Die schnelle Fahrt hatte ihn durchgeschüttelt. Er reckte die steifen Glieder und schmeckte die salzige Luft.
    Zwei Seeleute waren aus der Dunkelheit aufgetaucht und trugen unter Alldays Aufsicht seine Seekiste ins Wachhäuschen. Er blickte zum Himmel. Dover Castle dort oben sah aus wie ein Teil des Berges und erinnerte ihn an den Tafelberg bei Kapstadt.
    Allday keuchte und unterdrückte einen Hustenanfall. Der war sicher genauso froh, heil in Dover angekommen zu sein. Die Straße war zum Glück leer gewesen, denn der Kutscher hatte die Pferde wie wild angetrieben. Offenbar war er solche nächtlichen Fahrten mit Kutschen gewöhnt, die niemand sehen sollte und die weder Namen noch Wappen trugen.
    »Halt! Stehenbleiben! Wer da?«
    Bolitho ließ den Mantel von den Schultern gleiten, trat in den Lichtschein einer erhobenen Laterne und zeigte seine Schulterstücke. Gleich darauf hörte er Jenours Stimme und sah seine hellen Kniehosen ihm entgegeneilen. »Willkommen, Sir Richard! Wer hat Ihnen denn Flügel verliehen?«
    Er schüttelte Jenours Hand, die so kalt war wie seine. Der kühle Herbst kündigte einen nahen Winter an.
    Der Leutnant der Wache trat zu ihnen und tippte grüßend an seinen Hut. »Willkommen in Dover, Sir Richard.«
    Bolitho spürte in der fremden Stimme Eifer und Neugier. Er hatte Dover nie sonderlich gemocht. Schon vor dreizehn Jahren war er hier gewesen, kurz vor Ausbruch des Krieges. Das Fieber, das ihn in der Südsee

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