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Mauern aus Holz, Maenner aus Eisen

Mauern aus Holz, Maenner aus Eisen

Titel: Mauern aus Holz, Maenner aus Eisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Nachtstunde.
    Er schüttelte Poland die Hand. »Ich gratuliere Ihnen, Kapitän Poland.«
    Im schwankenden Licht einer Laterne glitzerten jetzt zwei Epauletten auf den Schultern des Kommandanten. Er hatte endlich seinen vollen Kapitänsrang erreicht.
    »Besten Dank, Sir Richard. Ihrem Bericht verdanke ich meine Beförderung.«
    Bolitho sah, wie die Gig hochgehievt, über die Netze gehoben und in ihren Klampen festgezurrt wurde. Er spürte, wie schnell alles ging und wie eilig es die Fregatte hatte, Anker zu lichten.
    »Das hier wird ganz anders als in Afrika«, sagte er.
    Poland richtete sich auf, schien kurz zu prüfen, ob in Bolithos Worten eine Falle steckte, fand keine und gab zu: »Ich weiß nur das Ziel unserer Reise, Sir Richard, mehr nicht.«
    Tröstend berührte Bolitho seinen Arm. Armer Poland. Wie so viele Kapitäne hatte er geglaubt, mit diesem Rang nun zum Kreis derer zu gehören, denen die da oben alles mitteilten. Aber dem war nicht so. Man bekam mit der zweiten Epaulette nur mehr Verantwortung, nicht mehr Informationen.
    Poland wandte sich an seinen Ersten: »Stellen Sie genügend Männer ans Ankerspill. Wir segeln, sobald die Tide kentert.« Und an Bolitho gewandt: »Wenn Sie mir bitte folgen würden, Sir Richard? Ein Gast wird mit uns reisen.«
    Während die Fregatte in der Dunkelheit zum Leben erwachte, betrat Bolitho die Achterkajüte, die er in langen einsamen Wochen so gut kennengelernt hatte. Als erstes entdeckte er eine gelockte Perücke auf einem Ständer, dann sah er einen Mann auf sich zukommen, der sich offensichtlich noch nicht an die Bewegungen des Schiffs gewöhnt hatte.
    Er sah älter aus, gebeugter. Oder lag das nur an den schwankenden Laternen? Sein schütteres Haar war zu einem altmodischen, dünnen Zopf geflochten. Der Mann war bestimmt sechzig, wenn nicht älter. Er legte den Kopf schräg und beäugte Bolitho wie ein neugieriger Vogel. »Es ist Jahre her, seit wir uns das letzte Mal sahen, Sir Richard.«
    Bolitho ergriff die ausgestreckte Rechte mit beiden Händen.
    »Charles Inskip! Wie könnte ich das jemals vergessen. Sie berieten mich damals, als ich in diplomatischem Auftrag unterwegs war – ebenfalls nach Kopenhagen.«
    Sie betrachteten einander lächelnd. »Der König hat geruht, meine Dienste ebenso zu honorieren wie die Ihren, Sir Richard. Ich bin jetzt Sir Charles Inskip – dank seiner Güte!« Sie lachten beide.
    »Ja, diese Zeremonie kostet Nerven!« Ob Seine Majestät in dem Augenblick, als er Inskip geadelt hatte, seinen Namen genauso vergessen hatte wie zuvor den Bolithos?
    Kopenhagen… Bolitho war damals hingeschickt worden, um mit den Dänen zu verhandeln. Napoleon hatte verlangt, daß die gesamte dänische Flotte den französischen Admirälen übergeben wurde. Man konnte sich nicht einigen, und so kam es zur Schlacht von Kopenhagen. Dabei hatte Nelson den Befehl seines Oberkommandierenden mißachtet und den Angriff allein vorgetragen.
    Rufe ertönten von oben und dann das Knattern von Leinwand, die endlich befreit wurde. Er spürte, wie die
Truculent
sich überlegte und Fahrt aufnahm.
    Inskip beobachtete ihn. »Sie wären wohl selber gerne oben und würden das Schiff führen?« Bolitho nickte und setzte sich. Ein Diener trat ein, ein Tablett mit Gläsern und Weinkaraffe balancierend.
    Inskip seufzte. »Wir kehren an den Ort unserer Taten zurück, Sir Richard.« Er schlug auf seine Rocktaschen. »Hier trage ich eine Zusage, in der anderen eine Drohung. Ich werde Ihnen sagen, um was es diesmal geht.« Er unterbrach sich, als die Fregatte sich stark überlegte. »Oh – ich war wohl zu lange an Land. Mein Magen läßt mich wieder im Stich.«
    Auch der Diener, offensichtlich mit Inskip aus London gekommen, hatte seine Schwierigkeiten. Mit unbewegtem Gesicht bemühte er sich, den Wein ohne Pannen einzuschenken.
    Bolitho tastete in seiner Tasche nach dem Fächer, den Catherine ihm als Souvenir mitgegeben hatte. »Ich höre Ihnen gerne zu, Sir Charles, aber welche Rolle ich dabei spielen soll, ist mir noch schleierhaft.«
    Inskip hob das Glas gegen das Licht. Er war ein erfahrener Regierungsvertreter für skandinavische Angelegenheiten, doch in diesem Augenblick sah er aus wie ein Dorfschulmeister.
    »Sie kennen ja die Dänen«, begann er. »Es gibt vernünftige Männer in Kopenhagen, aber leider auch viele, die einen Kompromiß mit Napoleon befürworten. Doch das wäre nur ein anderes Wort für Unterwerfung, denn Napoleons Armee steht an den Grenzen

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