Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mauern aus Holz, Maenner aus Eisen

Mauern aus Holz, Maenner aus Eisen

Titel: Mauern aus Holz, Maenner aus Eisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
Vom Netzwerk:
Dänemarks.«
    Bolitho sah auf das Gold an seinem Ärmel nieder. Also wieder einmal eine undankbare Aufgabe.
    Im ersten Morgengrauen stand der Vizeadmiral auf der Luvseite des Achterdecks und sah sich um. Die nachlaufenden Seen ließen das Schiff unruhig gieren, und immer wieder schlug Spritzwasser an Deck. Kapitän Poland kam in triefendem Ölmantel über die glatten Planken heran.
    »Wir werden bei Tagesanbruch im Kleinen Belt stehen, Sir Richard«, rief er. Seine roten Augen verrieten Mangel an Schlaf. Für ihn war es eine harte Reise gewesen. Kein weiter Ozean unter freundlich blauem Himmel mit stetigem Passatwind, kein Tafelberg als weithin sichtbare Landmarke.
Truculent w
ar durch den engen Kanal geprescht und hatte dann mit Nordostkurs die Nordsee überquert, auf Dänemark zu. Unterwegs waren ihnen nur ein englischer Schoner und eine englische Fregatte begegnet. Erkennungssignale wurden ausgetauscht, dann hatten Regenböen die Schiffe verschluckt. Sie mußten sehr sorgfältig navigieren, vor allem als sie ins Skagerrak liefen und dann nach Süden abdrehten. Es war bitterkalt, Bolitho schauderte unter seinem Bootsmantel.
    »Eine schwierige Passage, Kapitän«, sagte er. Polands rotgeränderte Augen musterten ihn fragend, suchten vergeblich nach verborgener Kritik. »Ich gehe unter Deck. Rufen Sie mich, wenn Sie etwas Wichtiges sichten.«
    Catherine würde sich grämen, denn die Reise dauerte doch länger. Eine ganze Woche hatten sie allein bis hierher gebraucht.
    Unter Deck war es sehr ruhig nach dem heulenden Wind und dem Gurgeln der Seen. Am Posten vorbei betrat Bolitho seine Kajüte. Auch sie war feucht und kühl, und die Heckbank unter den Fenstern glänzte naß, als stünde sie oben an Deck.
    Sir Charles Inskip saß am Tisch unter der schwankenden Lampe und las Papiere, die ihm sein Diener reichte. Er sah auf, als Bolitho sich dazusetzte. »Kommt dieses Schiff denn nie zur Ruhe?«
    Bolitho reckte die Arme, um sich zu entspannen. »Schauen Sie mal auf die Karte«, riet er Inskip. »Da, wo ich gestern ein Kreuz machte, stehen wir jetzt. Bald werden wir Helsingör sehen.«
    »Dort erwartet uns ein dänisches Begleitschiff.« Inskip schien nicht sehr glücklich darüber. »Danach sind wir ganz in ihren Händen. Hoffentlich nicht allzu lange!«
    Sie sahen alle auf, als draußen ein Schrei ertönte, den der Wind davontrug. »Was war das?« fragte Inskip. »Land in Sicht«, lächelte Bolitho. Inskip bat seinen Diener, ihm den schweren Mantel zu holen. »Ich gehe nach oben.«
    Allday legte ein Handtuch um Bolithos Hals. Poland würde sich erst melden, wenn es wirklich Helsingör war. Während Allday ihn rasierte, schloß Bolitho die Augen. Wie der erste Becher Kaffee am Morgen, so war ihm auch die Rasur ein Anlaß, sich zu sammeln und nachzudenken. Allday hob die Klinge und wartete, daß die Schiffsbewegungen ruhiger wurden. Er hatte sich immer noch nicht an Bolithos kurzen Haarschnitt gewöhnt. Aber er hatte den abgeschnittenen Zopf gerettet, ungesehen in einem Tabaksbeutel nach Hause gebracht und ihn Lady Catherine überreicht. Ihre Augen hatten vor Freude und Überraschung geblitzt.
    Als Allday nach getaner Arbeit sein Messer zusammenklappte, trat Poland ein. »Wir haben Helsingör voraus, Sir Richard.« Eine Pfütze bildete sich um seine Füße, er wartete.
    »Sehr gut. Ich komme gleich.« Poland verschwand, und Bolitho ließ sich in seinen schweren Mantel helfen. Wieder schlug ein Schwall Wasser übers Skylight. Die Tür ging auf, Inskip und sein Sekretär kamen von Deck zurück. Sie öffneten ihre Seekisten und riefen nach dem Diener. Für die erste Begegnung mit den Dänen wollten sie die passende Kleidung tragen.
    Inskip sagte atemlos: »Wir haben ein Schiff gesichtet. Gewiß unseren dänischen Begleiter.« Bolitho hörte das Poltern der Lafetten, Poland ließ also die Laschings der Kanonen lösen und sie für alle Fälle laden. Typisch für ihn – er ging kein Risiko ein.
    »Dann wollen wir mal«, sagte Bolitho. Allday zupfte ihm ein Fädchen vom Rock und schritt prüfend um seinen Admiral. Die breiten goldenen Litzen, die Medaille für die Teilnahme an der Schlacht von Abukir, der alte Degen – Bolitho sah aus wie einer seiner Vorfahren auf den Porträts im alten Herrenhaus.
    »Dann wollen wir mal sehen«, meinte er, »was da auf uns zukommt.«

Sturmwarnung
    Sir Charles Inskip sah übellaunig aus dem schmalen Fenster, dessen Scheiben unter einer Regenbö zitterten. »Diese Behandlung hätte ich nicht

Weitere Kostenlose Bücher