Mauern aus Holz, Maenner aus Eisen
das Haus drohend und dunkel zurück.
Ein paar Meilen flußaufwärts half Bolitho Catherine aus der Gig, die sie über den Fluß gebracht hatte. Der wolkenlose Himmel hatte in der frühen Dunkelheit zahllose Sterne aufgesetzt, passend zu dem verzauberten Abend, den Catherine ihm versprochen hatte.
Bolitho belohnte den Bootsführer mit einem guten Trinkgeld, denn er sollte sie später wieder über den Fluß zurück rudern. Er hatte Catherine unverhohlen bewundert, und Bolitho konnte ihm das nicht übelnehmen. Sie trug ein tief ausgeschnittenes Kleid aus Seide, deren Grün bei jeder Bewegung ins Schwarze changierte. Sie hatte ihr Haar hochgesteckt und sich mit den Ohrringen geschmückt, die ihr Bolitho geschenkt hatte, als sie sich zum erstenmal liebten. Sie hatte sie durchs Gefängnis gebracht, indem sie sie im Saum ihres Kleides einnähte.
»Ich warte drüben mit dem Boot, bis Sie mich brauchen, Admiral.« Die Gig glitt schnell über den Fluß zurück.
»Woran hat der Mann mich erkannt?« Bolitho trug einen einfachen blauen Rock, den ihm der Schneider in Falmouth genäht hatte, dessen Vorfahren schon seit langem allen Bolithos und unzähligen anderen Marineoffizieren Uniformen angemessen hatten.
Catherine entfaltete ihren neuen Fächer, ihre Augen glänzten im Licht der Laternen. »Dich und mich kennen mehr Leute, als du glaubst. Aber jetzt vergiß deine Probleme und laß dich überraschen.«
Hier in Vauxhall lag der berühmteste aller Lustgärten Londons. Lauben mit Laternen, Hecken aus wilden Rosen und fröhliches Vogelgezwitscher luden zum Verweilen ein. Bolitho bezahlte zweimal eine halbe Krone Eintrittsgeld und schritt dann neben Catherine den Grand Walk entlang, die breite Promenade, von Linden gesäumt und versteckten Grotten mit plätschernden Springbrunnen.
»Dies ist mein London, und dir gefällt es auch, das spüre ich!« Catherine drückte seinen Arm. Sie gingen weiter an geschmückten Lauben vorbei, in denen laute Gesellschaften fröhlich tafelten. Von überall her erklang Musik, das Klirren der Gläser, das Knallen von Champagnerkorken. »Hier gibt’s die besten Musiker Londons. Sie verdienen sich so ihr Geld, bis die Konzertsaison wieder beginnt.«
Bolitho nahm den Hut ab und trug ihn in der Hand. Der Weg war voller Menschen. Parfümduft mischte sich mit dem der Heckenrosen und dem Dunst des nahen Flusses. Catherine hatte den Schal um Schultern und Hals abgenommen, ihre Haut strahlte hell im Schein der Laternen. Immer wieder tauchten Uniformen auf, meist rote mit den blauen Biesen der Königlichen Leibregimenter. Ab und zu ließ sich auch ein Marineoffizier sehen, dessen Schiff vermutlich weiter flußabwärts vor Anker lag.
Sie hielten an, als sich zwei Wege kreuzten. Musik von Händel ertönte von links, rechts sang eine Männerstimme ein deftiges Kneipenlied. Das mischte sich gut und störte niemanden.
Am Ende des hellen Lustgartens begann der Dark Walk, in den ihn Catherine nun führte, vorbei an Paaren, die einander im Schatten küßten. Sie hob ihm ihr Gesicht entgegen. »Hier war ich noch nie«, flüsterte sie.
Er küßte sie. »Ich könnte es aber dem Mann, der dich hierherführte, nicht übelnehmen«, sagte er und ließ seine Lippen über ihren Hals und ihre Schultern gleiten.
Sanft schob sie ihn weg. »Der Abend beginnt erst. Ich habe uns eine Laube reservieren lassen.«
Er konnte sich nie daran gewöhnen, daß die Stunden mit ihr so schnell vergingen. Sie aßen verschiedene Salate und gebratenes Huhn, tranken einen leichten Wein dazu und genossen die Musik.
»Starr mich nicht so an«, bat sie lächelnd.
Als er antwortete: »Ich liebe dich!« hörte er von ihr die gleichen Worte. Bald danach stand sie auf. »Laß uns heimkehren. Ich habe solche Sehnsucht nach dir.« Sie legte sich den Schal um die Schultern.
»Warte hier«, bat er unten am Fluß. »Ich rufe unseren Bootsführer.« Damit verschwand er im Schatten.
Als Catherine sich umdrehte, fragte eine Stimme aus der Dunkelheit: »So allein, mein schönes Kind? Vermißt du nicht was?« Ein Hauptmann, offensichtlich angetrunken, kam mit schiefem Grinsen auf sie zu.
»Verschwinden Sie«, sagte sie barsch. »Ich bin in Begleitung!« Sie zog sich den Schal fester um die Schultern.
»Das werden wir ja sehen.« Der Hauptmann riß ihr den Schal von den Schultern, stolperte dabei und sagte, sich aufrichtend: »Solche Schönheit darf man doch nicht verhüllen.«
»Hände weg von der Dame!« Bolithos Stimme klang nicht einmal sehr
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