Mauern aus Holz, Maenner aus Eisen
laut.
»Er ist voll bis an die Kiemen.« Catherine schüttelte sich.
Der Hauptmann starrte Bolitho an und verbeugte sich linkisch.
»Ihre Freundin sieht so aus, als ob sie einen armen Soldaten nicht abweisen würde.«
Bolitho blieb ruhig. »Ich würde Sie ja zum Duell fordern …« Der Hauptmann grinste. »Gern. Ich erwarte Ihre Sekundanten.« Bolitho öffnete seine Jacke. »Sie hören nicht zu. Ich sagte, ich würde Sie fordern – wenn ich Sie für einen Gentleman hielte. Da Sie es aber nicht sind, lassen Sie uns die Sache gleich hier erledigen!« Bolithos alter Degen blitzte plötzlich im Licht.
Ein Offizier brach durchs Gebüsch, offensichtlich auch angetrunken, aber noch etwas nüchterner als der Hauptmann. Er erkannte die Gefahr. »Weg da, du Narr! Bitte verzeihen Sie ihm, Sir Richard. Nüchtern benimmt er sich wie ein Herr.«
Bolitho sah die beiden unbewegt an. »Das will ich hoffen.« Sein Degen glitt in die Scheide zurück, er drehte beiden den Rücken zu und führte Catherine zum Boot. Aber sie spürte, wie sein Arm vor Erregung zitterte. »So wütend habe ich dich ja noch nie erlebt.«
»Tut mir leid, wenn ich mich wie ein hitzköpfiger Kadett benommen habe.«
»Oh, du warst großartig«, protestierte sie. Sie hob das Täschchen an ihrem linken Handgelenk. »Dem Hauptmann hätte ich eine Kugel in den Hintern gejagt, wenn er dich angegriffen hätte. Dafür reicht die kleine Pistole hier drin allemal.«
»Du steckst immer noch voller Überraschungen!« Lächelnd schüttelte Bolitho den Kopf.
Das Boot setzte sie über, und am anderen Ufer war seine Empörung verflogen. »Du hattest recht«, sagte er, »es war eine verzauberte Nacht. Ich werde sie nie vergessen.«
»Sie ist noch nicht vorbei.«
Der Bootsführer dankte seinen ungewöhnlichen Passagieren.
»Wenn Sie wieder mal hinüber wollen, Sir Richard, dann fragen Sie nach Bobby. Hier am Fluß kennt mich jeder.«
Ihre Kutsche wartete, und als sie sich ihr näherten, sahen sie Ozzard vor dem Schlag stehen. Seine Messingknöpfe funkelten wie Warnlichter.
»Du hättest nicht auf uns warten sollen«, sagte Bolitho. »Du hättest inzwischen nach Hause fahren können.«
»Da war ich auch, Sir Richard. Aber dann kam ein Bote von der Admiralität. Sie sollen sich morgen früh, sobald es Ihnen möglich ist, bei Lord Godschale einfinden.«
In der Ferne schlug eine Kirchenuhr. »Also heute«, sagte Catherine leise.
Als sie in der Arlington Street hielten, meinte Bolitho: »So wichtig kann es nicht sein, ich habe ja noch immer kein Flaggschiff.«
Sie drehte sich am Fuß der Treppe um. »Und wenn schon, mein Admiral. Uns bleibt ja immer noch diese Nacht.«
In der leeren Küche hockte Allday allein mit einem Krug Rum und einer Tonpfeife an dem frischgeschrubbten Tisch. Ozzard hatte sich nicht zu ihm gesetzt. Irgendetwas bedrückte ihn, seit sie in London waren. Er war still zu Bett gegangen.
Allday saß da und dachte an die Wirtstochter in Falmouth, die nicht auf ihn gewartet hatte. Es wäre so schön mit ihr gewesen. Er nahm einen großen Schluck Rum. »Mehr will ich ja gar nicht«, sagte er laut. »Nur manchmal ein bißchen Freude.«
Aber er wußte, daß er die an Land nie finden würde.
Ein neuer Auftrag
Bolitho stieß die Tür zum großen Empfangszimmer auf, sah Catherine am Fenster stehen und trat zu ihr. Er preßte die Lippen in ihr Haar und murmelte: »Es ist soweit.«
Sie nickte und lehnte sich an ihn. »Mehr darf ich nicht verlangen. Es waren wunderbare Wochen.« Sie drehte sich in seinen Armen um, suchte Trost in seinen Augen.
Bolitho hörte, wie jemand seine Seekiste polternd die Treppen hinunterschleppte. Draußen warf der Abend lange Schatten – ein früher Herbst meldete sich.
»Diesmal bleibe ich nicht lange weg. Mein Einsatz ist kurz.« Er haßte diese Lügen, doch man hatte ihm gesagt, der Auftrag sei geheim. Er sollte sich nach Dover begeben, nicht nach Portsmouth oder Chatham wie sonst, und von dort nach Kopenhagen. In Dover würde man ihm alles weitere erklären.
»Wenn es denn sein muß«, sagte sie leise und legte ihm die Fingerspitzen auf die Lippen.
»Ich bin in spätestens zwei Wochen wieder zurück. Bleib in London. Lord Browne ist auf Jamaika, wir können hier so lange wohnen, wie wir wollen.«
»Geht Jenour mit?«
»Ja, er wartet in Dover auf mich.«
»Dann hat er mehr Glück als ich!«
Er spürte, wie sie sich an ihn drängte, als draußen Kutschräder über das Pflaster rollten. »Ozzard wird sich um
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