Mauern aus Holz, Maenner aus Eisen
vergeblich gegen Frankreich anrennt? Ehe Sie uns verurteilen, denken Sie lieber über unsere Lage nach. Wir wollen nur Frieden, selbst mit unseren alten Gegnern, den Schweden. Wir wollen Handel, nicht Krieg – kommt Ihnen das so fremd vor?«
Inskip lehnte sich zurück. »Sie können oder wollen uns in dieser Sache also nicht helfen?«
Haarder sah ihn mitfühlend an. »Ich hatte darauf gehofft. Aber meine Stimme ist nur eine gegen viele.«
Bolitho gab noch nicht auf. »Nie wieder sollte Dänemark solche Verluste einstecken müssen wie beim letzten Mal«, sagte er. »Darin werden Sie mir sicher zustimmen.«
Haarder erhob sich. »Ich werde es noch einmal versuchen«, antwortete er. »Inzwischen wird Kommandant Pedersen von der
Dryaden
Sie in offene Gewässer zurückbegleiten.« Er überreichte Inskip einen versiegelten Umschlag. »Für Ihren Premierminister von jemandem, der viel mächtiger ist als ich.«
Inskip starrte auf den Umschlag. »Lord Grenville mag solche Provokationen ebensowenig wie damals Mr. Pitt.« Er streckte dem Dänen die Hand hin. »Aber wir sind ja noch nicht am Ende.«
Haarder schüttelte sie nachdrücklich und sagte betont: »Wir haben noch nicht mal angefangen, alter Freund.« Zu Bolitho gewandt, fuhr er fort: »Ich bewundere, was Sie auf See und an Land erreicht haben. Mein König hätte Sie gern empfangen, aber wir sind da in der Klemme. Wer dem einen einen Vorteil gewährt, muß ihn auch dem anderen bieten, verstehen Sie?«
Verbeugungen, Händeschütteln, und dann war Haarder gegangen.
Höflich meldete sich der dänische Kapitän: »Erlauben Sie?« Einige bewaffnete Seeleute betraten den Raum, um das Gepäck der Gäste an Bord zu schaffen. »Eine Gig wird Sie auf Ihr Schiff zurückbringen. Danach«, er sprach höflich, aber deutlich, »werden Sie bitte meine Anweisungen befolgen!«
Als der Kommandant den Raum verlassen hatte, fragte Inskip: »Warum haben sie uns bloß auf ihre Entscheidung so lange warten lassen? Wozu sieben Tage, wenn uns Haarder nur ausrichten sollte, daß Dänemark neutral bleibt?«
Bolitho sah sich um, als suche er Allday, aber er wollte nur vermeiden, daß Inskip sein Gesicht sah. Denn eine scheinbar hingeworfene Bemerkung Haarders war in seinem Kopf explodiert wie eine Mörsergranate. Oder hatte der Däne nur mit Worten gespielt? Hatte er da etwas gesagt, was nur ein Seemann, kein Diplomat verstehen konnte?
»Klemme«, hatte er gesagt. Und: Vorteil für den einen, Vorteil für den anderen. War das eine Warnung gewesen?
»Wenigstens werden wir bald nach England zurückkehren«, meinte Jenour. »Noch ehe die Winterstürme einsetzen. Immerhin ein Trost.«
Bolitho führte ihn am Arm zum Fenster. »Stephen, man hat uns hier mit Absicht so lange warten lassen. Das war kein Zufall.« Er sah, daß Jenour ihn verstand. »Aber kein Wort darüber, zu niemandem! Sorgen Sie nur dafür, daß wir so schnell wie möglich ankeraufgehen und auslaufen.«
Allday beobachtete sie und erkannte, wie hellwach Bolitho plötzlich geworden war, wie sich der junge Leutnant straffte. Jenour konnte seine Gefühle noch nicht ganz verbergen. Er legte Bolitho das Gehenk um. »Den Degen werden Sie wohl sicher bald brauchen, Sir Richard.«
Inskip kam in den Raum zurück und sah sie beide an. »Sie halten das sicher für einen vergeblichen Ausflug?«
Bolitho verbarg seinen Grimm, jetzt, da er die Gefahr erkannt hatte. »Wollen hoffen, daß es wirklich nur ein Ausflug gewesen ist.« Eine Kutsche brachte sie unter Bewachung das kurze Stück zur Mole, wo die Gig wartete. Inskip wickelte sich in seinen Mantel, nickte dem dänischen Kapitän kurz zu und setzte sich ins Heck, offensichtlich noch in Gedanken bei dem, was ihm Haarder mitgeteilt und was er verschwiegen hatte.
Bolitho sah zu, wie das Gepäck verstaut wurde. Die regenverhangene Stadt wirkte mit ihren grünen Türmen und schönen Giebeln wie ein Aquarell, dessen Farben im Regen verliefen. Catherine hätte den Anblick gemocht. Der Kommandant beobachtete ihn. War es nur Neugier auf den seit Nelsons Tod jüngsten Vizeadmiral der Royal Navy? Oder sollte er verhindern, daß Bolitho Kontakt zu Leuten an Land aufnahm?
»Ich wünsche Ihnen eine gute Heimreise, Sir Richard. Werden wir uns wiedersehen?«
Nein, dieser Kapitän ahnte sicher nicht, warum man sie hatte so lange warten lassen. »Hoffentlich in friedlicheren Zeiten, Captain Pedersen.« Damit kletterte er ins Boot.
Die Passagiere schwiegen während der kurzen Überfahrt, man hörte
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