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Maurice, der Kater

Maurice, der Kater

Titel: Maurice, der Kater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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argwöhnischen Blick und wandte ihre Aufmerksamkeit dann dem Jungen zu, der mit dem üblichen zufriedenen Lächeln dasaß – auf diese Weise lächelte er immer, wenn es nichts anderes für ihn zu tun gab. »Hast du auch einen Namen?«, fragte sie. »Du bist nicht zufällig der dritte und jüngste Sohn eines Königs? Wenn dein Name mit ›Prinz‹ beginnt, ist das ein guter Hinweis.«
    »Ich glaube, ich heiße Keith«, sagte der Junge.
»Du hast nie gesagt, dass du einen Namen hast!«, entfuhr es Maurice. »Niemand hat mich danach gefragt«, sagte der Junge.
»Keith ist kein viel versprechender Anfang für einen Namen«, sagte
    Malizia. »Er deutet auf nichts Geheimnisvolles hin, nur auf Keith. Ist das wirklich dein richtiger Name?«
»Es ist der Name, den man mir gegeben hat.«
    »Ja, das klingt schon besser. Ein leichter Hinweis auf etwas Geheimnisvolles«, sagte Malizia und wirkte plötzlich interessiert. »Gerade genug, um eine gewisse Spannung zu schaffen. Ich nehme an, man hat dich kurz nach deiner Geburt entführt. Wahrscheinlich bist du der rechtmäßige König irgendeines Landes, aber sie fanden jemanden, der dir ähnelt, und daraufhin hat man dich vertauscht. In dem Fall hast du wahrscheinlich ein magisches Schwert, das aber nicht magisch aussieht und sich erst als solches erweist, wenn für dich die Zeit gekommen ist, dein Schicksal zu erfüllen. Wahrscheinlich hat man dich vor einer Tür gefunden.«
    »Das stimmt«, bestätigte Keith.
»Siehst du? Ich habe immer Recht!«
    Maurice hielt immer nach dem Ausschau, was die Leute wollten. Und Malizia, so fand er, wollte einen Knebel. Aber er hatte den dumm aussehenden Jungen noch nie von sich selbst sprechen gehört.
    »Was hast du vor der Tür gemacht?«, fragte er.
»Keine Ahnung«, erwiderte Keith. »Vermutlich habe ich gebrabbelt.« »Davon hast du mir nie erzählt«, sagte Maurice vorwurfsvoll. »Ist es wichtig?«, fragte Keith.
»Wahrscheinlich lag neben dir im Korb auch ein magisches Schwert
    oder eine Krone. Und du hast auch eine geheimnisvolle Tätowierung oder ein sonderbares Muttermal«, sagte Malizia.
»Ich glaube nicht«, sagte Keith. »Niemand hat jemals so etwas erwähnt.
    Nur ich und eine Decke lagen im Korb. Und ein Zettel.«
»Ein Zettel? Das ist wichtig !«
»Darauf stand: ›Neunzehn halbe Liter Milch und ein Erdbeerjogurt‹«,
    sagte Keith.
»Das hilft nicht viel«, stellte Malizia fest. »Warum neunzehn halbe Liter Milch?«
»Es war die Gilde der Musiker«, sagte Keith. »Sie ist ziemlich groß. Über den Erdbeer-Joghurt weiß ich nicht Bescheid.«
    »Ein ausgesetztes Waisenkind, das ist gut«, fand Malizia. »Ein Prinz kann nur zu einem König werden, aber ein Waise kann alles sein. Hat man dich geschlagen und in einen Keller gesperrt, wo du Hunger leiden musstest?«
    »Ich glaube nicht«, sagte Keith und sah Malizia verwundert an. »Alle in der Gilde erwiesen sich als sehr freundlich. Es waren fast alles nette Leute. Sie lehrten mich viel.«
    »Wir haben hier ebenfalls Gilden«, sagte Malizia. »Sie machen Jungen zu Tischlern und Steinmetzen und so.«
    »Die Gilde lehrte mich Musik«, erklärte Keith. »Ich bin Musiker. Und ein guter noch dazu. Ich verdiene mir meinen Lebensunterhalt, seit ich sechs bin.«
    »Aha! Geheimnisvolles Waisenkind, sonderbares Talent, in Not aufgewachsen… Allmählich nimmt alles Gestalt an«, sagte Malizia. »Der Erdbeerjogurt ist wahrscheinlich nicht wichtig. Wäre dein Leben anders verlaufen, wenn er Bananengeschmack gehabt hätte? Wer weiß? Welche Art von Musik spielst du?«
    »Welche Art?«, wiederholte Keith. »Es gibt keine verschiedenen Arten. Es gibt nur Musik. Überall ist Musik, wenn man richtig hinhört.«
    Malizia sah Maurice an. »Ist er immer so?«, fragte sie.
»Er hat noch nie so viel von sich erzählt«, erwiderte die Katze. »Bestimmt seid ihr ganz erpicht darauf, alles über mich zu erfahren«,
    sagte Malizia. »Bestimmt seid ihr nur zu höflich, um zu fragen.« »Meine Güte, ja«, sagte Maurice.
    »Es überrascht euch sicher nicht zu erfahren, dass ich zwei grässliche Stiefschwestern habe«, sagte Malizia. »Und ich muss alle Arbeiten erledigen.«
    »Meine Güte, na so was«, sagte Maurice und fragte sich, ob es weitere Fischköpfe gab. Er fragte sich auch, ob sie dies wert waren.
    »Nun, die meisten Arbeiten«, sagte Malizia, als müsste sie etwas Unangenehmes zugeben. »Beziehungsweise einige von ihnen. Ich muss mein eigenes Zimmer aufräumen! Und dort herrscht große

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