Maurice, der Kater
Maurice-Stimmen, die an ihm herumnörgelten, sich untereinander stritten und ihn darauf hinwiesen, was er falsch machte und was besser sein könnte – wurden leiser und leiser…
Und Gefährliche Bohnen stand noch immer da, klein und mit wackliger Nase, starrte blind in die Dunkelheit.
»Ja«, sagte er. »Ich fühle den Schmerz. Vielleicht können wir dir helfen…«
Du bist nur eine Ratte. Eine kleine Ratte. Und ich bin das WESEN der Rattenheit. Gib es zu, kleine blinde Ratte, gib es zu, kleine, blinde, schwache Ratte. Gefährliche Bohnen schwankte, und Maurice hörte, wie er sagte: »Nein. Und ich bin nicht so blind, dass ich die Dunkelheit nicht sehen könnte.« Maurice schnupperte und stellte fest, dass Gefährliche Bohnen vor Angst pinkelte. Trotzdem rührte sich die kleine Ratte nicht von der Stelle.
O ja, flüsterte Spinne. Und du kannst die Dunkelheit kontrollieren. Das hast du einer kleinen Ratte gesagt. Dass man lernen kann, die Dunkelheit zu kontrollieren.
»Ich bin eine Ratte«, erwiderte Gefährliche Bohnen leise. »Aber ich bin kein Ungeziefer.«
UNGEZIEFER?
»Einst waren wir nur quiekende Tiere im Wald. Und dann bauten die Menschen Scheunen und Speisekammern und füllten sie mit Lebensmitteln. Natürlich nahmen wir uns, was wir konnten. Und so nannte man uns Ungeziefer, und man stellte Fallen auf und legte Gift aus, und aus all dem Elend bist du gekommen. Aber du bist keine Antwort. Du bist nur ein weiteres von den Menschen geschaffenes Unheil. Du kannst den Ratten nichts bieten, abgesehen von noch mehr Schmerz. Du hast eine Macht, die es dir gestattet, in den Geist anderer einzudringen, wenn diese müde, dumm oder zornig sind. Und jetzt bist du in meinem.«
Ja. O ja!
»Und doch stehe ich hier«, fuhr Gefährliche Bohnen fort. »Ich habe dich gerochen, und deshalb kann ich dir standhalten. Zwar zittert mein Körper, aber in meinem Innern bewahre ich einen Ort, der dir vorenthalten bleibt. Ich spüre, wie du in meinem Kopf hin und her läufst, aber alle Türen sind verschlossen. Ich kontrolliere das innere Dunkel, aus dem jede Dunkelheit kommt. Ich bin mehr als nur eine Ratte. Wenn ich nicht mehr als eine Ratte bin, so bin ich gar nichts.«
Die vielen Köpfe von Spinne wandten sich hierhin und dorthin. Von Maurices Geist war kaum mehr genug übrig, um zu denken, aber er gewann den Eindruck, dass der Rattenkönig eine Entscheidung traf.
Seine Antwort kam als ein Donnern.
DANN SEI NICHTS!
Keith blinzelte. Er bemerkte seine Hand am Riegel eines Rattenkäfigs. Die Ratten beobachteten ihn. Alle nahmen die gleiche Haltung an, alle starrten auf seine Finger. Hunderte von Ratten. Sie wirkten… hungrig. »Hast du was gehört?«, fragte Malizia.
Keith ließ ganz langsam die Hand sinken und wich einige Schritte zurück. »Warum wollten wir die Ratten freilassen?«, kam es von seinen Lippen. »Es war wie… in einem Traum.«
»Ich weiß es nicht. Du bist der Rattenjunge.«
»Aber wir waren uns einig , sie freizulassen.«
»Ich… ich… hatte das Gefühl…«
»Rattenkönige können zu Leuten sprechen, nicht wahr?«, fragte Keith. »Hat er zu uns gesprochen?«
»Aber dies ist die Realität«, sagte Malizia.
»Ich dachte, es ist ein Abenteuer«, erwiderte Keith.
»Verdammt!«, entfuhr es Malizia. »Das habe ich ganz vergessen. Was
machen sie?«
Die Ratten schienen fast zu schmelzen. Sie waren keine aufrechten, aufmerksamen Statuen mehr. Panik breitete sich unter ihnen aus.
Dann strömten andere Ratten aus den Wänden und liefen wie wahnsinnig über den Boden. Sie waren viel größer als die Ratten in den Käfigen. Eine von ihnen biss Keith in den Fußknöchel, und er stieß sie weg.
»Versuch, auf sie zu treten!«, rief Keith. »Aber ganz gleich, was du machst – verlier auf keinen Fall das Gleichgewicht. Dies sind keine freundlichen Ratten!«
»Ich soll auf sie treten?«, brachte Malizia hervor. »Igitt!«
»Soll das heißen, dass deine Tasche nichts für den Kampf gegen Ratten enthält? Dies ist eine Rattenfängerhöhle! Du hast jede Menge Zeug für Piraten, Banditen und Räuber dabei!«
»Ja, aber ich habe nie ein Buch gelesen, das von Abenteuern in einer Rattenfängerhöhle erzählt!«, rief Malizia. »Au! Eine sitzt an meinem Hals! Und da ist noch eine!« Sie beugte sich vor, um die Ratte am Hals abzuschütteln, und richtete sich ruckartig auf, als eine andere nach ihrem Gesicht sprang.
Keith griff nach ihrer Hand. »Du darfst nicht fallen! Wenn du fällst, schnappen sie alle nach dir. Wir
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