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Maurice, der Kater

Maurice, der Kater

Titel: Maurice, der Kater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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müssen die Tür erreichen!« »Sie sind so schnell!«, keuchte Malizia. »Jetzt sitzt eine in meinem
Haar… «
»Halt still, dummes Mädchen!«, erklang eine Stimme in ihrem Ohr. »Halt still, oder ich beiße dich!«
Krallen kratzten, etwas schwirrte, und eine Ratte fiel an Malizias Augen vorbei. Eine andere Ratte plumpste auf ihre Schulter und glitt davon. »In Ordnung!«, ertönte eine Stimme an ihrem Nacken. »Und jetzt… Beweg dich nicht. Tritt auf niemanden. Und steh nicht im Weg!« »Was war das ?«, fragte Malizia, als sie fühlte, wie etwas an ihrem Rock hinunterrutschte.
»Ich glaube, das war die, die sie Gut Gespart nennen«, erwiderte Keith. »Dies ist der Clan!«
    Weitere Ratten strömten in den Raum, aber sie bewegten sich anders. Sie blieben zusammen und formten eine Reihe, die langsam vorrückte. Wenn eine feindliche Ratte angriff, schloss sich die Reihe sehr schnell um sie, wie eine Faust, und wenn sie sich wieder öffnete, war die Ratte tot.
    Als die überlebenden Ratten das Entsetzen ihrer Artgenossen rochen und versuchten, aus dem Raum zu fliehen, löste sich die Angriffsreihe in einzelne Rattenpaare auf, die mit schrecklicher Zielstrebigkeit vorgingen. Sie verfolgten einen davonhuschenden Feind nach dem anderen und brachten ihn mit einem Biss zur Strecke.
    Und dann, nur wenige Sekunden nach seinem Beginn, ging der Krieg zu Ende. Das Quieken einiger weniger Ratten, die entkommen waren, verklang jenseits der Wände.
    Die Ratten des Clans jubelten. Es war die Art von Jubel, die erstaunt verkündet: »Ich lebe noch. Nach all dem!«
»Sonnenbraun?«, fragte Keith. »Was ist mit dir passiert?«
    Sonnenbraun richtete sich auf und deutete mit einer Pfote zur Tür am anderen Ende des Kellers. »Öffne die Tür, wenn du Hilfe brauchst!«, rief er. »Na los!« Dann sauste er in ein Abflussrohr und die übrigen Ratten des Trupps folgten ihm. Eine von ihnen tänzelte.

Kapitelelf
    Der Rattenkönig tobte.
Die Ratten pressten sich die Pfoten an den Kopf. Pfirsiche schrie und taumelte zurück, ließ das letzte brennende Streichholz fallen.
    Doch etwas in Maurice überlebte das Donnern, den Sturm aus Gedanken. Ein kleiner Teil von ihm verbarg sich hinter irgendeiner Gehirnzelle und duckte sich, als der Rest von Maurice weggeblasen wurde. Gedanken zerrissen und verschwanden im geistigen Orkan. Keine Sprache mehr, keine Fragen, keine Welt dort draußen mehr… Die mentalen Böen schälten einzelne Schichten des Selbst ab und rissen sie mit sich, all die Dinge, die Maurice mit Ich verband. Übrig blieb das Gehirn einer Katze. Es war eine clevere Katze, ja, aber… nur eine Katze.
    Nichts weiter als eine Katze. Und ihr Wesen reichte zurück in den Wald und zur Höhle, zu Fangzähnen und Krallen…
Nur eine Katze.
    Und man kann immer darauf vertrauen, dass eine Katze eine Katze ist. Die Katze blinzelte. Sie war verwirrt und zornig. Sie legte die Ohren an. In ihren grünen Augen blitzte es.
Sie konnte nicht denken. Sie dachte nicht. Sie folgte allem dem Instinkt, einer wortlosen Stimme auf dem Niveau von heißem Blut.
Maurice war eine Katze, und vor ihm befand sich ein zuckendes, quiekendes Etwas. Und wenn Katzen ein zuckendes, quiekendes Etwas sehen, so springen sie…
    Der Rattenkönig setzte sich zur Wehr. Zähne schnappten nach der Katze. Sie geriet in ein Knäuel aus kämpfenden Ratten und fauchte, als sie über den Boden rollte. Weitere Ratten eilten herbei, Ratten, die einen Hund töten konnten… Aber sie bekamen es mit einer Katze zu tun, die während dieser Sekunden einen Wolf hätte überwältigen können.
    Sie bemerkte nicht, wie das Streichholz zu Boden fiel, wie eine flackernde Flamme nach Stroh tastete. Sie achtete nicht auf die anderen Ratten, die sich zur Flucht wandten. Sie ignorierte den dichter werdenden Rauch.
    Sie wollte nur noch töten.
    Ein dunkler Fluss hatte sich während der vergangenen Monate in Maurice gestaut. Er hatte zu viel Zeit damit verbracht, hilflos zu schäumen, während kleine quiekende Leute vor ihm hin und her liefen. Er hatte sich danach gesehnt zu springen, zu beißen und zu töten. Er hatte sich gewünscht, eine richtige Katze zu sein. Und jetzt war die Katze aus dem Sack, und so viel angestammter Kampfgeist, Bosheit und Gemeinheit durchströmten ihn, dass seine Krallen zu glühen schienen.
    Als die Katze rollte, kratzte und biss, ertönte ganz hinten in ihrem kleinen Gehirn eine leise Stimme, eine Stimme, die in einer Ecke kauerte und versuchte, nicht im Weg zu sein, der

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