Maurice, der Kater
Geschichte erzählen«, sagte Maurice.
Die Stadträte starrten ihn an.
»Und dein Name lautet…?«, fragte der Bürgermeister, dessen Stimmung sich inzwischen erheblich verbessert hatte.
»Maurice«, sagte Maurice. »Ich bin gewissermaßen ein freiberuflicher Vermittler. Ich verstehe, dass es dir schwer fällt, mit Ratten zu reden, aber Menschen sprechen doch gern mit Katzen, oder?«
»Wie in Märchen?«, fragte Krickelich.
»Ja, genau, nun…«, begann Maurice.
»Zum Beispiel ›Der gestiefelte Kater‹?«, fragte Korporal Knopf.
»Ja, ja, Bücher.« Maurice warf ihm einen finsteren Blick zu. » Wie dem auch sei… Katzen können mit Ratten reden, klar? Und ich will euch eine Geschichte erzählen. Aber zuerst möchte ich darauf hinweisen, dass meine Klienten, die Ratten, diese Stadt verlassen und nie zurückkehren werden, wenn ihr das wollt.«
Nicht nur die Menschen, auch die Ratten starrten ihn groß an.
»Tatsächlich?«, fragte Sonnenbraun.
»Tatsächlich?«, fragte der Bürgermeister.
»Ja«, bestätigte Maurice. »Und jetzt erzähle ich eine kleine Geschichte über eine glückliche Stadt. Ihren Namen kenn ich noch nicht. Angenommen, meine Klienten brechen auf und ziehen flussabwärts. Bestimmt gibt es viele kleine Städte am Fluss. Und irgendwo wird es eine Stadt geben, die sagt: He, wir können eine Vereinbarung mit den Ratten treffen. Und das wird eine sehr glückliche Stadt sein, weil es dann nämlich Regeln gibt, verstehst du?«
»Nicht ganz«, sagte der Bürgermeister.
»Stell dir vor, dass in dieser glücklichen Stadt eine Frau viele Törtchen bäckt, und sie braucht nur ins nächste Rattenloch zu rufen: ›Guten Morgen, Ratten, ein Törtchen ist für euch, und ich wäre euch sehr dankbar, wenn ihr den Rest nicht anrührt.‹ Und die Ratten antworten: ›Oh, schönen Dank, Verehrteste, kein Problem.‹ Und dann…«
»Soll das heißen, wir sollen die Ratten bestechen ?«, fragte der Bürgermeister.
»Sie sind billiger als Rattenpfeifer und billiger als Rattenfänger«, sagte Maurice. »Und es ist Lohn. Lohn wofür, höre ich dich rufen?«
»Habe ich das gerufen?«, fragte der Bürgermeister.
»Du wolltest«, erwiderte Maurice. »Und dann hätte ich gesagt: Es ist Lohn für… Ungezieferkontrolle.«
»Was? Aber Ratten sind …«
»Sag es nicht!«, warnte Sonnenbraun.
»Ungeziefer wie Kakerlaken«, sagte Maurice glatt. »Davon gibt es hier bestimmt jede Menge.«
»Können die ebenfalls sprechen?«, fragte der Bürgermeister. Er trug jetzt den gequält wirkenden Gesichtsausdruck einer Person, die Maurice für eine gewisse Zeit zugehört hatte. Dieser spezielle Gesichtsausdruck verkündete: »Ich gehe in eine Richtung, die ich gar nicht einschlagen wollte, aber ich weiß nicht, wie man umdreht.«
»Nein«, sagte Maurice. »Sie können ebenso wenig sprechen wie die Mäuse und norma… äh, andere Ratten. Mit dem Ungeziefer hat es ein Ende in der glücklichen Stadt, denn die Ratten sind dort wie eine Polizei. Der Clan bewacht eure Speisekammern… Entschuldigung, ich meine die Speisekammern der glücklichen Stadt. Rattenfänger sind nicht mehr nötig. Denkt nur an die Einsparungen. Und das ist erst der Anfang. Die Holzschnitzer der glücklichen Stadt werden reicher…«
»Wie?«, fragte Hauptmann der Holzschnitzer interessiert.
»Weil die Ratten für sie arbeiten«, erklärte Maurice. »Sie müssen die ganze Zeit über nagen, damit sich ihre Zähne abnutzen, deshalb könnten sie genauso gut Kuckucksuhren bauen. Und auch die Uhrmacher erwarten gute Geschäfte.«
»Warum?«, fragte Krickelich, der Uhrmacher.
»Kleine Pfoten sind bestens dafür geeignet, mit kleinen Federn und Zahnrädchen umzugehen«, sagte Maurice. »Und dann…«
»Würden sie nur Kuckucksuhren bauen oder auch andere Dinge?«, fragte Hauptmann.
»…und dann ist da noch der Tourismus«, fuhr Maurice fort. »Zum Beispiel die Rattenuhr. Kennt ihr die Uhr von Bums? Auf dem Stadtplatz? Jede Viertelstunde kommen kleine Gestalten heraus und schlagen die Glocken. Kling bong bang, bing klong bong. Sehr beliebt. Ist auf Postkarten und so abgebildet. Leute kommen von weither, um einfach auf dem Platz zu stehen und darauf zu warten.«
Der Uhrmacher räusperte sich. »Soll das heißen, wenn wir… ich meine, wenn die glückliche Stadt eine besondere große Uhr und Ratten hätte, so würden Leute kommen, um sie zu sehen?«
»Und sie würden bis zu einer Viertelstunde auf dem Platz warten«, sagte jemand.
»Genug Zeit, um handgefertigte Modelle der Uhr zu
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