Maurice, der Kater
gewesen, ihnen Beachtung zu schenken. Details, die nicht zum allgemeinen Geschehen passten, wurden leicht überhört und übersehen.
Und der Pfeifer tanzte über die Hügel davon und kehrte nie zurück.
Die Bewohner von Bad Blintz klatschten Beifall. Sie hatten eine gute Schau gesehen, auch wenn sie ein wenig teuer war. Das war zweifellos etwas, von dem man den Kindern erzählen konnte.
Der dumm aussehende Junge – der Junge, der mit dem Pfeifer gewettet hatte – kehrte auf den Platz zurück. Auch er bekam Applaus. Es war ein guter Tag, fanden die Leute, und sie fragten sich, ob sie für all die Geschichten zusätzliche Kinder brauchten.
Dann begriffen sie, dass sie selbst für die Enkel genug Geschichten hatten, als die anderen Ratten kamen.
Sie sprangen aus Abflussrohren, Dachrinnen und Mauerrissen, waren ganz plötzlich da. Sie quiekten nicht, und sie liefen auch nicht weg. Sie saßen einfach da und beobachteten die Menschen.
»He, Pfeifer!«, rief der Bürgermeister. »Du hast einige übersehen!« »Nein«, ertönte eine Stimme. »Wir sind keine Ratten, die Pfeifern folgen. Wir sind die Ratten, mit denen ihr verhandeln müsst.« Der Bürgermeister senkte den Blick. Eine Ratte stand vor seinen Stiefeln und sah zu ihm auf. Sie schien ein Schwert in der Pfote zu halten. »Vater«, sagte Malizia hinter ihm, »es wäre eine gute Idee, dieser Ratte zuzuhören.«
»Aber es ist eine Ratte!«
»Das weiß ich, Vater. Und sie weiß auch, wie ihr das Geld und einen großen Teil der Lebensmittel zurückbekommt. Und sie weiß, wo sich zwei der Personen befinden, die sie uns gestohlen haben.«
»Aber es ist eine Ratte!«
» Ja, Vater. Und wenn du mit ihr sprichst, kann sie uns helfen.« Der Bürgermeister starrte zu dem versammelten Clan. »Wir sollen mit
Ratten reden?«, fragte er.
»Das wäre wirklich eine gute Idee, Vater.«
»Aber es sind Ratten!« Der Bürgermeister schien an diesem Gedanken so festzuhalten wie an einem Rettungsring im stürmischen Meer – offenbar befürchtete er zu ertrinken, wenn er ihn losließ.
»Entschuldigung«, erklang eine andere Stimme. Der Blick des Bürgermeisters glitt ein wenig zur Seite und richtete sich auf eine schmutzige, halb verbrannte Katze, die lächelnd zu ihm aufsah.
»Hat die Katze gerade gesprochen ?«, fragte der Bürgermeister. Maurice sah sich um. »Welche meinst du?«
»Ich meine dich! Hast du gerade gesprochen?«
»Würdest du dich besser fühlen, wenn ich ›Nein‹ sage?«, erwiderte Maurice.
»Aber Katzen können nicht sprechen!«
»Ich kann nicht versprechen, nach dem Essen eine lange Rede zu halten, und bitte mich nicht um einen komischen Monolog«, sagte Maurice. »Außerdem fällt es mir nicht leicht, schwierige Wörter wie ›Marmelade‹ und ›Lumbago‹ auszusprechen. Aber in elementarer Schlagfertigkeit und allgemeiner Konversation bin ich ganz gut. Als Katze möchte ich darauf hinweisen, dass es mich interessiert, was die Ratte zu sagen hat.«
»Herr Bürgermeister?« Keith näherte sich und drehte seine neue Flöte hin und her. »Glaubst du nicht, dass es Zeit wird, euer Rattenproblem ein für alle Mal zu lösen?«
»Zu lösen? Aber…«
»Du brauchst nur mit ihnen zu sprechen. Versammle den Stadtrat und sprich mit ihnen. Es liegt bei dir, Herr Bürgermeister. Du kannst herumschreien und befehlen, die Hunde zu holen, und die Leute können herumlaufen und mit Besen nach den Ratten schlagen, und ja, dann laufen sie davon. Aber sie werden nicht sehr weit laufen und zurückkehren.« Neben dem verwirrten Bürgermeister blieb Keith stehen, beugte sich zu ihm vor und flüsterte: »Und sie leben unter deinen Dielen, Herr. Sie können mit Feuer umgehen und kennen sich bestens mit Gift aus. O ja. Und deshalb… hör der Ratte zu.«
» Droht sie uns?«, fragte der Bürgermeister und blickte auf Sonnenbraun hinab.
»Nein, Herr Bürgermeister«, sagte Sonnenbraun. »Ich biete dir etwas an…« Er sah zu Maurice, der nickte. »Eine wundervolle Gelegenheit.« »Du kannst wirklich sprechen und denken?«, fragte der Bürgermeister.
Sonnenbraun sah zu ihm auf. Eine lange Nacht lag hinter ihm. Er wollte sich nicht an sie erinnern. Und jetzt stand ein noch längerer und anstrengenderer Tag bevor. Er atmete tief durch. »Ich schlage Folgendes vor«, sagte er. »Du tust so, als könnten Ratten denken, und ich verspreche, dass ich so tun werde, als könnten Menschen ebenfalls denken.«
Kapielzwölf
Die Menge drängte sich in den Saal des Rathauses. Die meisten
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