Maxi "Tippkick" Maximilian
Faschingsmonstermasken. Leon, du bringst die Walkie-Talkies von uns und Jojo, du leihst dir die Megaphone aus dem Waisenhaus aus. Die, die ihr immer für die Sportfeste nehmt. Markus, Vanessa, Raban, Juli, Joschka und Deniz: Ihr baut euch so hohe Stelzen, so hoch es nur geht. Und die anderen helfen Willi dabei, die Flutlichtanlage abzumontieren.“
Ein Raunen erfüllte die Halle. Die Flutlichtanlage war heilig. Doch Marlon wusste genau, was er tat.
„Ja, die Flutlichtanlage. Sie muss vom Teufelstopf in den Wilden Wald. Willi schaffen wir das mit dem Strom? Weißt du, das muss ein richtiger Höllentrip werden!“
„Kreuzhuhn und Kümmelkack!“, staunte Juli „Huckleberry“ Fort Knox.
„Ich glaube, ja, ich glaube, das kriegen wir hin!“, schmunzelte Willi, doch dann wurde er wieder ganz ernst.
„Aber ich glaube nicht, dass das reicht.“
„Beim fliegenden Orientteppich!“
„Genau! Maxi hat es nämlich schon selber versucht. Erinnert ihr euch? Der Apfelbaumast. Das Donnern gegen die Spinde in der Schule. Das Schwänzen des Unterrichts und die Flucht aus der Geheimhalle in den Wilden Wald! Maxi wollte sich damit selber Angst einjagen, versteht ihr das jetzt? Gut! Aber es hat nicht gereicht. Die Angst war nicht groß genug und dabei wär er beinah erfroren.“
„Pechschwefliges Rübenkraut!“, fluchte Raban entsetzt.
„Ja! Und wie sollen wir so eine Angst übertreffen?“, traute sich Jojo aus dem Waisenhaus kaum noch zu fragen. „Wir können ihn doch nicht vierteilen und foltern.“
„Nein. Das können wir nicht!“, antwortet Marlon düster und schroff. „Aber es gibt noch was Schlimmeres!“
„Was-w-w-was denn?“, stammelte Felix, der Wirbelwind.
„Verrat!“, verkündete Leon ganz leise. „Maxi muss glauben, dass wir ihn verraten haben!“
„Dampfender Teufelsdreck!“, zischte Markus, der Unbezwingbare.
„Aber das kostet uns was!“, warnte Marlon die Freunde. „Kein Verrat ist umsonst. Leon und Fabi! Seid ihr bereit, euren Geheimtreffpunkt für immer zu opfern?“
„Wie bitte?“, fragte Fabi entsetzt? „Opfern an wen?“
„An das größte und schrecklichste Monster in unserer Welt!“, antwortete Marlon.
„Den Dicken Michi“, hauchte Joschka, die siebte Kavallerie, und wollte und konnte es einfach nicht fassen.
Der Drache erwacht
Eine halbe Stunde später waren Leon und Fabi bereits unterwegs. Sie fuhren in den Finsterwald und durch das alte zerfallene Tor. Sie durchquerten den Brennnesselgraben und die trostlose, melancholische Steppe. Sie kämpften gegen den eisigen Wind und sie drangen in die Graffiti-Burgen ein, um den schlafenden Drachen zu wecken.
Bei Einbruch der Dunkelheit, wenn alle Hoffnungen schwinden, trafen sie sich mit dem Dicken Michi: dem fiesesten, gemeinsten und gefährlichsten Jungen in unserer Welt. Er war Darth Vader und Sauron in einer Person und mit der Macht eines Schwarzen Lochs im Weltall zog er das Böse an.
Eine Galaxie des Grauens schwirrte um ihn herum und das waren die Unbesiegbaren Sieger: Fettauge, Dampfwalze, Krake, Mähdrescher, Sense und der monumentale Chinese Kong.
Schlotterbein! Leon und Fabi kratzten die letzten Reste ihres Mutes zusammen. Das war der wildeste Plan, den sich die Wilden Kerle je ausgedacht hatten. Zum ersten Mal in ihrer Geschichte verbündeten sie sich mit dem Bösen. Dem bösesten Bösen, und keiner der Wilden Kerle wusste, was danach passiert. Tarzanschrei! Und ich, ja ich, verdammmich noch mal, ich war der Köder.
Deshalb griff sich Vanessa auch zur selben Zeit meine kleine Schwester. In der piekfeinen Alten Allee stand die Unerschrockene plötzlich vor ihr, als hätte man einen Alligator in den Kommunionsunterricht gebeamt. Ja, und genau so verrückt und gefährlich war der Plan, den sie Julia jetzt erzählte. Meine Schwester wurde ganz blass. So etwas gab es in ihrer Barbiepuppenwelt nicht und das würde mein Vater niemals erlauben.
„Nein. Nie im Leben tut er das!“, schüttelte Julia den Kopf und presste den Rücken gegen die Mauer.
„Ich weiß!“, grinste Vanessa. „Und genau deshalb funktioniert unser Plan.“
Meiner Schwester verschlug es die Sprache. Zum ersten Mal in ihrem siebenjährigen Leben passierte ihr das. Sie schüttelte nur noch den Kopf. Doch Vanessa hatte kein Mitleid mit ihr.
Es ging darum, einen Verräter zu strafen. Das war unbarmherzig und hart, auch wenn der Verräter ihr Bruder war.
„Okay! Wie du willst!“, seufzte Vanessa.
Sie beugte sich ganz tief zu meiner
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