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Maxi "Tippkick" Maximilian

Maxi "Tippkick" Maximilian

Titel: Maxi "Tippkick" Maximilian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Masannek
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sagen?“, fragte mein Vater und beugte sich über den Tisch.
    Hoffnung blitzte in seinen Augen.
    Doch ich konnte es nicht. Alles, was ich zu sagen hatte, stand auf dem Ast.
    Mein Vater wartete noch ein paar Sekunden. Dann wurden seine Augen wieder grau und eiskalt und ich floh aus dem Zimmer.
    Ein paar Minuten später lag ich im Bett. Die Fensterkreuze huschten vor den Autoscheinwerfern über die Wand. Der Wind schabte über den Schnee auf dem Dach, und nachdem Herr Hochmuth gegangen war, kehrte mein Vater zu seiner Arbeit zurück. Ich hörte das Klacken der Computertastatur durch die Wände hindurch und ich hörte die Schritte meiner Mutter vor meinem Zimmer. Sie wollte, doch sie konnte nichts tun. Mein Vater hatte die Entscheidung gefällt. Ab Montag ging ich auf ein Internat. Ab Montag steckte er mich in ein Gefängnis. Ein Gefängnis aus grauem, trostlosem Stein mit Gittern vor den Fenstern und Glassplittern und Stacheldraht auf den Mauern um den dunklen Hof. Verbotsschilder und Tafeln schmückten die Wände. Darauf stand: „ Wilde Kerle verboten!“ oder: „Alles ist gut, solange du brav bist!“ Doch das schlimmste Gebot von allen hieß: „Gib endlich auf!“
    „Ich hab dich gewarnt!“, klang es trocken aus dem Bett meiner Schwester. „Du rennst in dein absolutes Verderben! Erinnerst du dich?“
    Ich ballte die Fäuste. Noch ein einziges Wort, dachte ich, doch dann zeigte sich meine Schwester von einer anderen Seite. Sie wurde zu Julia.
    „Es tut mir leid!“, sagte sie. „Und ich hoffe, deinen Freunden fällt etwas ein, um dich aus dieser Hölle zu holen. Du hast sie doch noch, deine Freunde, oder? Maxi! Was ist?“
    Ich lag auf dem Rücken und rührte mich nicht. Die Tränen kullerten aus meinen Augen heraus. Nein, das hatte ich nicht. Ich hatte meine Freunde nicht mehr. Für die Hallen-Stadtmeisterschafts-Qualifikation brauchten sie den Mann mit dem härtesten Schuss auf der Welt, doch ich hatte meine Beine in Gummi verwandelt. Ich war nutzlos für sie und ich hatte, was noch viel schlimmer war, den Schwur gebrochen. Den waschechten und heiligen Wilde Kerle -Schwur. Könnt ihr euch daran erinnern?
    „So, und jetzt schwört ihr!“, hatte Leon gesagt, ganz leise und fest. „Ihr schwört, dass ihr diesen Ort niemals verratet. Dass ihr ihn niemals allein suchen oder aufsuchen werdet und dass ihr ihn nach der Hallen-Stadtmeisterschaft sofort wieder vergesst!“
    Ja, das hatten wir alle geschworen. Auch ich! Selbst wenn ich nur die Lippen bewegte. Denn einen Schwur, den spricht man nicht mit dem Mund. Den spricht man mit seinem Herzen. Doch wo war mein Herz, als ich weggerannt war. Ohne Erlaubnis und Augenbinde. Nein, indem ich den Weg zur Magischen Furt fand, hatte ich mich nicht nur gerettet. Ich hatte das größte Geheimnis von Leon und Fabi verraten: ihren Geheimtreffpunkt, unsere Geheimhalle. Ja, und jetzt frage ich euch: Was sollten die Wilden Kerle noch für mich tun? Für einen Verräter, der anstatt des härtesten Schusses der Welt nur noch Gummibeine besaß? Nein, ich wette mit euch: Meine Freunde hatten denselben Wunsch wie mein Vater. Sie wollten mich nie wieder sehen! Nie! Und ein Internat mit Stacheldraht und Glassplittern auf den Mauern bot für diesen Wunsch die sicherste Garantie.

Die Wilden Kerle
    Am nächsten Tag fiel das Training der Wilden Fußballkerle aus. Ich hatte keine Ahnung davon. Ich lag in meinem Zimmer auf meinem Bett und starrte gegen die Decke. Ich hatte mir Watte in die Ohren gesteckt und zum allerersten Mal in meinem neunjährigen Leben genoss ich die Stille. Kein Flüstern. Kein Zischen. Kein Wind-schabt-über-Schneeharsch-auf-Dach. Ich war ganz allein. Die Welt um mich herum existierte nicht mehr, und wenn meine Mutter in mein Zimmer kam, um mich zum Essen zu rufen, drehte ich mich einfach zur Wand.
    Unterdessen fiel das Training der Wilden Kerle an diesem Nachmittag aus. Marlon, die Nummer 10, hatte sie darum gebeten und sie waren seiner Bitte gefolgt. Selbst Willi, der beste Trainer der Welt, hörte auf ihn. Einer nach dem anderen trafen sie auf Camelot ein, kletterten in die Halle, in das erste der drei Stockwerke unseres Baumhauses hinauf und hockten sich dort im Kreis um den Amboss.
    Der Amboss, das alte Holzfass, wurde immer in unsere Mitte gerollt, wenn Not am Mann war, und diese Not bestand jetzt. Das wussten sie alle. Sie hatten es von Herrn Hochmuth erfahren. Ohne mich, ohne Maxi „Tippkick“ Maximilian war eine Qualifikation für die

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