Maxie und ein Fisch mit Fernweh
so.
„Gar nicht so doof“, sagt er schließlich und ich kann richtig hören, wie es in seinem Oberstübchen rattert.
„Was habt ihr eigentlich so Wichtiges vor, wobei ich störe?“, fragt Jule plötzlich.
Jonas legt warnend den Zeigefinger auf die Lippen, aber ich schüttle beruhigend den Kopf. Ich habe nämlich gerade eine glänzende Idee.
„Pass auf, meine Süße“, fange ich an. „Das ist aber super-, super-, supergeheim, wenn du das Mama oder sonst jemandem verrätst, erzähle ich alle deine Geheimnisse, die ich kenne, überall in der Schule rum, o.k.?“
Jule nickt eifrig. „Ich sag nichts. Ehrenwort“, schwört sie und zappelt dabei so, dass es aussieht, als würde sie gleich in ihre Hosen pinkeln vor Aufregung.
Ich erzähle Jule in Lichtgeschwindigkeit unseren Plan.
„Das ist ja cool“, sagt Jule ehrfürchtig. „Ein super Plan. Hast du dir den ausgedacht, Maxie? Du bist noch schlauer als Kassi.“
Hach! Ich liebe meine Winzlings-Schwester! Sie hat mit neun Jahren schon total den Durchblick.
„Klar ist das auf meinem Mist gewachsen, was denkst du denn?“, sage ich eilig, bevor Jonas auf eine andere Idee kommt. In Wirklichkeit steuert er ja nur die Information bei, dass sein Vater einen Umtrunk in der Schule macht.
Dann legen wir los.
Nach wenigen Minuten sieht die Küche aus, als würden wir eine großartige Geburtstagsparty vorbereiten. Dabei erfinden wir zu dritt nur ein paar raffinierte und dabei recht gewöhnungsbedürftige Füllungen, die sich gut bei Bienenstich, Schokoladenkuchen und Frankfurter Kranz untermogeln lassen.
„Wenn wir den Senf einfach unverdünnt in den Frankfurter Kranz spritzen, sieht man das aber“, merke ich kritisch an.
Jule kichert. „Aber nicht, wenn wir ihn mit Schlagsahne vermischen. Das habe ich bei deinem letzten Geburtstag gemacht. Kannst du dich noch erinnern?“
Mir geht ein Licht auf. Deshalb hat mein Stück Frankfurter Kranz so komisch geschmeckt. Weil ihn Mama aber selbst gebacken hatte und superstolz darauf war, wollte ich lieber nichts sagen.
Jule kriegt sich gar nicht mehr ein vor Lachen. „Maxie hat dann gar nichts mehr von dem Frankfurter Kranz probiert und deshalb musste ich ihn mit Kassia ganz alleine aufessen“, erzählt sie Jonas glückstrahlend.
Boah! Wie gemein ist das denn?
Ich schnappe mir das Geschirrtuch und verpasse Jule einen harmlosen Klaps damit.
Da zielt diese freche Kröte einfach mit der Spritze auf mich und drückt ab! Volltreffer. Schon habe ich eine Ladung der Sahne-Senfmischung mitten im Gesicht. Unwillkürlich lecke ich mir einen Klecks mit der Zunge ab. Ihhhhh! Schmeckt das eklig!
Jule kreischt los. „Jetzt weißt du wenigstens, wie der Kuchen den Lehrern morgen schmeckt. Ist alles sehr, sehr lecker. Hoffentlich lädt Herr Pfeffer unsere Lehrer auch ein und die Mathestunde fällt aus. Das wäre echt super. Wir schreiben nämlich einen ganz schlimmen Test.“
Als Nächstes vermischt sie Mamas gute Pfeffermischung mit einem Löffel Zimt. „Ein Häufchen davon streust du mit diesem feinen Sieb über den Schokokuchen, aber nur ganz wenig. Nicht dass dein Vater schon vorher niesen muss.“
Ich bin total begeistert. Meine kleine Schwester ist wirklich toll!
Doch auf einmal hört sie mit dem Mixen auf und macht ein ganz ernstes Gesicht. „Halt. Ich glaube, das können wir gar nicht machen.“ Sie schaut Jonas besorgt an. „Dein Vater wird doch bestimmt dahinterkommen, dass du das alles reingemixt hast. Und dann kriegst du bis an dein Lebensende Hausarrest.“ Sie lässt die Senfspritze schockiert auf den Küchentisch fallen.
Jonas grinst. „Klar. Aber darum geht es doch, kapierst du nicht? Ich will, dass mein Vater so sauer auf mich wird, dass er mich nicht mehr haben will und zu meiner Mutter zurückschickt. Wenn ich ihn vor seinen neuen Kollegen so blamiere, dann wird er bestimmt sofort meine Koffer packen. Er kann es nicht leiden, wenn man ihn veräppelt. Eure Mutter vielleicht?“
Ich schüttle den Kopf. „Nee, natürlich nicht. Wegschicken würde Mami uns sicher nicht, aber vielleicht hundert Jahre nicht mehr mit uns reden. Keine Ahnung.“ Ich bekomme richtig Gänsehaut.
„Ich hätte auch doll Angst“, flüstert Jule. Sie wird ganz bleich.
Ich streichle ihr über die Haare und hole tief Luft, damit ich mich wieder besser fühle. „Bist du sicher, dass du das machen willst?“, frage ich Jonas.
Der Pfefferjunge nickt entschlossen. „Hundertprozentig. Ich will zu meiner Mama.“
Jetzt weiß
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