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Maximum Trouble

Maximum Trouble

Titel: Maximum Trouble Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hen Hermanns
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leid, Señor, ich weiß es wirklich nicht.«
    Scheißkerl. Hijo de Puta.
    Aber dann blitzte das Lächeln auf einmal wieder auf.
    »Da fällt mir was ein. Er hat in seinem Zimmer ein Buch liegen lassen. Wenn Sie ein Freund sind, dann könnten Sie es ihm doch mitbringen.«
    Er kramte unter der Theke herum und drückte mir ein Taschenbuch in die Hand. Big Sur und die Orangen des Hieronymus Bosch von Henry Miller. Ich schlug das Buch auf. Vorn war tatsächlich ein Stempelabdruck mit Wachsmuths Namen und Adresse. Und unter dem Stempel war mit Kugelschreiber eine 16stellige Zahl aufgeschrieben. Die Zahl sagte mir nichts.
    »Danke. Können Sie mir auch noch ein vernünftiges Lokal in Deyá empfehlen?«
    Er konnte.
    Christian war Österreicher, und er trug migränegrelle Neonklamotten und eine Ray-Ban-Brille, die an einem dieser schrecklich bunten Bändchen um seinen Nacken hing und ihm auf der Brust herumtanzte, aber das Essen in seinem Restaurant war hervorragend. Ich aß ein Knoblauchhuhn auf Safranreis und war hochzufrieden. Die Knochen warf ich einer räudigen Straßenkatze zu, die vor Begeisterung so außer sich geriet, daß sie fast von einem Touristenbus zerquetscht wurde.

    Das war es dann wohl. Ich fuhr zurück. Alles was ich wußte war, daß Wachsmuth gerne Hühner umbrachte, gelegentlich einen Computer an die Wand warf und ein begeisterter Henry-Miller-Leser war, denn das Buch war ziemlich abgegriffen. Hinter einer engen Rechtskurve tauchte ein Touristentrupp auf Mountainbikes auf. Ich ging vom Gas runter und ließ sie vorsichtig rechts liegen. Alle trugen das allgegenwärtige Neonzeug, in diesem Fall allerdings in der hautengen Rennradfahrer-Ausführung. Dazu natürlich Triathlon-Sonnenbrillen, deren Gläser bis zu den Ohren reichten. An der Spitze lagen zwei Cracks mit muskulösen Gurkenbeinen und sehnigen Armen. Das mußten die Gentile Animateurs sein. Dahinter sah es rosig aus: kleine Pummelchen mit Bluthochdruckgesichtern und Arschbacken, die links und rechts von den Sätteln runterhingen. Es sah traurig aus, aber ich erwischte mich bei dem Gedanken, daß ich lieber die Sorgen einer dieser Arschbacken als meine eigenen gehabt hätte.

9.

    Am Samstag mittag rief ich gleich vom Kölner Flughafen aus Steffens an. Er ging nicht ran. Ich versuchte es in seiner Metzgereizentrale. Seine Sekretärin sagte mir, Steffens habe heute morgen angerufen und gesagt, daß er sich nicht wohl fühle.
    »Ist ja auch nicht schön, daß Sie samstags arbeiten müssen«, sagte ich.
    »Dafür haben wir ja einen Tag in der Woche frei«, sagte sie munter, »und viele andere haben überhaupt keine Arbeit.« Man mußte eben alles positiv sehen. Vielleicht sollte ich auch in einer Metzgerei arbeiten. Wir hatten Mallorca sehr hastig verlassen. Zu hastig für Alwine, die gerne noch ein bißchen geblieben wäre. Zu hastig für Hanne, die mir dafür aber auch eine ganze Woche berechnete.

    Steffens wohnte in Lindenthal. Viele Singles, oder Jungjesellen, wie Steffens sicher gesagt hätte, leben heute in großzügigen Altbauwohnungen mit vier oder fünf Zimmern, damit sie das Gefühl des Alleinseins intensiver genießen können. Steffens brauchte mehr. Für dieses Haus hatte er eine ganze Menge Schweinehälften verkaufen müssen. Es war für meinen Geschmack ein bißchen zu spießig, aber den Gegenwert in bar hätte ich keinesfalls abgelehnt.
    Ich klingelte, und in dem Moment, als ich auf den Klingelknopf drückte, sah ich, daß die Tür einen Spalt offen war. Also ging ich schon mal rein. Sofort trat ich auf etwas Weiches und sah erschrocken auf den Boden. Aber es war nichts Schlimmes, es war nur ein extrem weicher, flauschiger Teppichboden, auf den sich mein Gleichgewichtssinn erst mal einstellen mußte.
    »Ich bin’s, Herr Steffens, Max Reinartz!« rief ich, aber ich hatte damit keinen größeren Erfolg als der Prophet in der Wüste. Von der Diele aus, die sofort deutlich machte, wie es um den Geschmack des Hausherrn bestellt war (vier Zigeunerinnen-Motive im Goldrahmen!), ging es gleich in ein großes Wohnzimmer. Auf den sumpfigen Teppichboden hatte Steffens dicke Perser legen lassen. Und dann war er in ein Möbelgeschäft gegangen, hatte das Motto »Geld spielt keine Rolle« ausgegeben und verlangt, daß alles so aussehen müßte wie bei den Cartwrights auf der Ponderosa-Ranch. Ich rief noch mal nach Steffens, wieder ohne Erfolg. Also setzte ich die Sightseeing-Tour fort. Der nächste Raum war Steffens Arbeitszimmer. Auch hier der

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