Maximum Trouble
mit einem kleinen Erlebnisbericht über die letzten Tage?«
»Ich war auf Mallorca.«
»Ffffffffff.« Jetzt sogar unisono.
»Wenn Sie uns verarschen wollen, kriegen Sie ein Problem«, sagte Frank, setzte die Brille wieder auf und sah mich an, als würde er sich fragen, warum nicht ich statt Steffens mit sechs Hühnerfedern im Mund am Schreibtisch saß.
»Ich war in Galilea auf Mallorca«, sagte ich. Und dann gab ich den gewünschten kleinen Erlebnisbericht. Ich erzählte alles, was ich wußte und erlebt hatte. Nur das Henry-Miller-Buch erwähnte ich nicht. Die Herren waren sicher nicht an Literatur interessiert.
»Knoblauchhuhn auf Safranreis?« sinnierte Bohling, »das klingt gut.«
»Mensch Martin, hör doch auf«, sagte Frank, »ich glaube, der verarscht uns nur wieder. Wir werden das nachprüfen, Reinartz.«
Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht, und wenn er auch die Wahrheit spricht. Dabei hatten Bohling und Frank bisher eigentlich noch nie was gemerkt, wenn ich sie ausgetrickst hatte.
»Jedenfalls sieht es für Wachsmuth nicht besonders gut aus«, sagte Bohling.
»Sagen Sie ihm das, wenn Sie ihn sehen«, sagte ich.
»Fffffffff.«
Irgendwo im Raum schwebte unsichtbar, aber fast körperlich spürbar die Wunschvorstellung der beiden Polizisten. Es war ein Privatdetektiv, der mittlerweile zwei Messer im Nacken und zwölf Hühnerfedern im Mund hatte.
»Jetzt haben Sie ein Problem«, sagte ich. »Nach einem Verrückten zu suchen, der mit 10 Millionen unterwegs ist, ist wahrscheinlich nicht ganz einfach.«
Frank nahm wieder seine Brille ab und sah so aus, als wollte er etwas sagen, das ich nicht gerne hören würde. Aber gerade in diesem Moment hatten sich die ersten Mitarbeiter der Spurensicherung durch Steffens’ Teppichbodensumpf zum Tatort vorgekämpft. Im Nu schwirrten unzählige Leute mit Kreide, Fotoapparaten, Staubpinselchen, Plastiktüten und Stethoskopen im Zimmer herum. Ein Arzt teilte seinem Diktiergerät mit, daß der Tod wahrscheinlich durch einen Messerstich in den Nacken verursacht worden sei, und zwei Weißkittel mit einem sehr modernistisch aussehenden Blechsarg warteten ungeduldig darauf, Steffens endlich einpacken zu können.
»Ich glaube, Sie werden hier nicht mehr gebraucht, Reinartz«, sagte Frank, »zischen Sie ab, bevor ich es mir anders überlege. Aber halten Sie sich jederzeit zur Verfügung.«
»Das ist Double-Bind«, sagte ich, »ich kann nicht gleichzeitig abzischen und mich zur Verfügung halten. Das ist wie mit dem Witz von der Schwiegermutter, die ihrem Schwiegersohn eine blaue und eine rote Krawatte schenkt, und als dieser die blaue anzieht, sagt sie, die rote gefällt dir wohl nicht.«
Frank lief rot an.
Bohling legte mir väterlich seinen rechten Arm um die Schultern, zog mich in eine Ecke und redete leise auf mich ein. Ich hörte ihm ruhig zu, nickte verständnisvoll und versuchte mit Erfolg, ein hysterisches Kichern zu unterdrücken.
Was Bohling mir sagte, ging ungefähr so: Frank hatte in seiner kostbaren Freizeit mühevoll einen Parkettboden in sein Wohnzimmer gelegt. An diesem Wochenende war er gerade dabei gewesen, die Wände weiß zu streichen, als ihn die Kollegen vom Präsidium anriefen und ihm mitteilten, ein gewisser Max Reinartz habe in Lindenthal eine Leiche gefunden. Daraufhin war ihm sein kabelloses Telefon aus der Hand und in den Farbeimer gefallen, er hatte reflexartig danach gegriffen und das Gleichgewicht verloren, und dann waren Leiter, Farbeimer, kabelloses Telefon und fassungsloser Kommissar auf den Parkettboden geknallt. Ergebnis dieses kleinen Zwischenfalls war, daß es Frank zur Zeit etwas schwerfiel, sich mir gegenüber objektiv zu verhalten. Ich drückte Bohling dankbar die Hand, winkte Frank freundlich zu und machte mich davon.
11.
Als ich kurz nach 19 Uhr im »Basilikum« einlief, glaubte ich zuerst, mich in der Tür geirrt zu haben. Der Tisch des Patrons stand einsam und verlassen da. Kein Knodt, der gemütlich eine Mousse löffelte oder eine Havanna paffte. Statt dessen stand er hinter der Bartheke und umklammerte ein Glas Pastis.
»Was ist denn mit dir los? Hast du ein neues Leben angefangen?«
»Ich nicht. Aber Renate. Sie hat fristlos gekündigt, läßt mich einfach im Stich.«
»Ich wußte ja, daß irgend was mit ihr nicht stimmt. So milde und freundlich auf einmal. Du hättest gewarnt sein müssen, Hartmut. Warum hat sie denn gekündigt?«
»Siehst du dahinten den Vierertisch? Da saßen gestern abend zwei
Weitere Kostenlose Bücher