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Maximum Trouble

Maximum Trouble

Titel: Maximum Trouble Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hen Hermanns
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sondern weil ich Deutschlehrer hatte, die mir Gedichte ein für alle mal unmöglich gemacht haben. Aber ich kenne die Filme von Woody Allen so gut wie auswendig und E.E. Cummings kommt in Hannah and her Sisters vor.
    »Ihr Freund hat Geschmack«, sagte Daniels zu Alwine, »erinnern Sie mich daran, daß ich Ihnen eines meiner Bücher gebe.«
    »Gerne«, sagte ich, »in welchem Hotel wohnt Wachsmuth denn?«
    »Im >La Residencia< ziemlich teuer. Ich kann Sie nur davor warnen, nach Deyá zu gehen. Ein Touristendorf. Kaum zu glauben, daß Sillitoe da Die Einsamkeit des Langstreckenläufers geschrieben hat.«
    Von Deyá hatte ich leider schon gehört. Wer traf sich da wohl immer im Sommer? Genau. Le tout Düsseldorf. Aber gut, was sein mußte, mußte sein, und außerdem war ja noch kein Sommer, und sie schwitzten jetzt in ihren Boutiquen und Werbeagenturen.
    »Besten Dank, Jack«, sagte ich, »Sie haben mir sehr geholfen. Schon was gegessen heute?«
    Die »English Rose« gehörte zwar einem Engländer, aber er kochte nicht selbst, so daß wir ein hervorragendes Essen bekamen. Jack und Alwine unterhielten sich angeregt über die Shakespeare Company, Poesie in Büchern und im Leben und was weiß ich. Ich beteiligte mich kaum an dem Gespräch, denn ich hatte andere Sorgen. Vor dem Essen hatte ich noch schnell im >La Residencia< angerufen, und man hatte mir in sehr gutem Deutsch eine sehr schlechte Nachricht mitgeteilt. Wachsmuth war abgereist. Und raten Sie mal, womit. Mit unbekanntem Ziel.

    Am späten Abend saßen wir auf dem Balkon, tranken noch eine Flasche Rotwein und hörten einem Vogel zu, den ich den Vier-Sekunden-Vogel nannte. Exakt alle vier Sekunden piepte er laut und energisch. Es war offensichtlich, daß er beabsichtigte, das die ganze Nacht lang zu tun. Ich würde sowieso ziemlich unruhig schlafen und vor dem Einschlafen noch lange herumgrübeln. Der schräge Vogel hatte mir gerade noch gefehlt. Ich glaubte nicht daran, daß Wachsmuth nach Köln zurückgeflogen war. Das wäre viel zu normal gewesen. Der Mann war auf irgendeinem Trip, der in sehr abartige Gegenden führte.
    Außer Rotwein kannte ich nur ein Mittel, das mich müde genug machen würde, trotz des Viersekündlers einzuschlafen. Ich flüsterte es Alwine ins Ohr.
    »Die Therapie hilft aber nur, wenn der Patient auch richtig mitarbeitet«, sagte sie.

8.

    Am nächsten Morgen rief ich Steffens von einer der beiden Telefonzellen an, über die Galilea verfügte. Ich gab ihm einen kurzen Überblick. Er hatte nichts von Wachsmuth gesehen oder gehört. Er hatte auch noch nie was von Wachsmuths Hobby, dem Hühnerkillen, gehört. Wachsmuth hatte auch noch nie in Steffens Gegenwart einen Computer gegen die Wand geworfen. Was Steffens da hören mußte, war ihm offensichtlich sehr unangenehm.

    Vor der Fahrt nach Deyá wollte ich kurz nach Puigpunyent runter und wieder zurücklaufen und mir noch mal alles durch den Kopf gehen lassen. Hin und zurück waren das ungefähr 10 Kilometer. Aber nach einer Viertelstunde Serpentinenlaufen wurde mir klar, auf was ich mich da eingelassen hatte, und ich lief zurück. Ich hatte einen Pulsschlag von 180. Diese Gegend war eher für Bergziegen oder Reinhold Messmer geeignet.
    Ich duschte, verabschiedete mich von Alwine, die heute mit der John-Huston-ähnlichen Malerin eine Wanderung machen wollte, und fuhr los. Nach 45 Minuten anstrengender Fahrt durch hundsgemein enge Kurven war ich am Ziel. Deyá war ein Postkartendorf. Es gab zwar einige der üblichen Boutiquen mit den üblichen nach Schaf stinkenden, grobgestrickten Pullovern und kitschiger Keramik, aber trotzdem wirkte alles noch einigermaßen authentisch. Der Bürgermeister schien was im Kopf zu haben.
    Wer im Hotel »La Residencia« übernachten wollte, mußte zwar nichts im Kopf haben, aber um so mehr in der Brieftasche. Dafür konnte man hier auch fürstlich residieren. Der kugelige Mann an der Rezeption sprach sehr gut deutsch, und es stellte sich heraus, daß er auch der Mann war, mit dem ich gestern telefoniert hatte. Hier schien es keine Klagen über Wachsmuth zu geben. Keine blutigen Plastikplanen, keine Hühnerfedern, keine zerschmetterten Computer.
    »Und Sie wissen wirklich nicht, wohin Herr Wachsmuth gereist ist?« fragte ich und schob ihm ein paar Scheine rüber.
    Er schenkte mir ein schmieriges Julio-Iglesias-Lächeln und ließ die Scheine verschwinden. Dann verschwand auch das Lächeln wieder, und er schüttelte mit einer Trauermiene den Kopf.
    »Tut mir

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