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Maximum Trouble

Maximum Trouble

Titel: Maximum Trouble Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hen Hermanns
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müßt jetzt noch was bestellen«, sagte Hanne, »sonst ist sie beleidigt.« Wir mußten nicht nur was bestellen. Sie bestand auch darauf, Alwine aus der Hand zu lesen.
    Alwine würde bald mit einem dunkelhaarigen Mann mit blauen Augen in eine große Wohnung ziehen, war in Alwines rechter Hand zu lesen. Ich bin dunkelhaarig und habe blaue Augen, aber das mit der großen Wohnung sah ich eigentlich nicht. Eine halbe Stunde später saß ich mit Alwine in dem kleinen Opel Corsa und donnerte, angefeuert von einem doppelten Osborne Veterano und verstört von der Handleseaktion, die Straße nach Puigpunyent runter. Vorher lieferten wir Hanne zu Hause ab und versprachen ihr, sie auf dem laufenden zu halten.

    An der Bar der »English Rose« saß ein Typ, der unser Mann sein mußte. Er war fast zwei Meter groß, hager und knochig, und seine Gesichtszüge lagen irgendwo zwischen George Orwell und einem Pferd. Mit einem Bleistift, der fast ganz in seiner Pranke verschwand, kritzelte er in einem kleinen Notizbuch herum.
    »Sind Sie der Schriftsteller?« fragte ich ihn auf englisch.
    Er nickte.
    Man mußte schon viel Mumm haben, um den Laptop von einem solchen Kerl an die Wand zu werfen. Es sei denn, man trug wie Wachsmuth den schwarzen Gürtel.
    »Ich suche den Mann, der Ihren Computer zerschmettert hat.«
    »Wieso? Hat er noch mehr kaputtgemacht?«
    »Allenfalls ein paar Hühner.« Ich erzählte ihm kurz, worum es ging. Er sah dabei Alwine mehr an als mich, aber das war immer so, wenn ich mit ihr zusammen war.
    »Ein Privatdetektiv also. Wollte immer schon mal einen kennenlernen.«
    »Und ich einen Schriftsteller.«
    »Jack Daniels, freut mich.«
    »Jim Beam, angenehm.«
    »Ich heiße wirklich Jack Daniels, und Sie sind nicht der erste, der so reagiert. Aber ich bin nicht aus Tennessee, sondern aus Salesbury.«
    »Max Reinartz aus Köln. Und das ist meine Freundin Alwine.«
    »Schöner Name. Alwine.«
    »Wie war das denn nun mit unserem gemeinsamen Bekannten? Warum hatten Sie diesen Streit?«
    »Das frage ich mich auch. Das ging alles sehr schnell. Zuerst haben wir uns ganz harmlos unterhalten. So wie Touristen das eben so machen. Er sprach sehr gut englisch. Deutscher Akzent natürlich, so wie Sie auch. Er erzählte mir, daß er als Junge schon mal in Galilea war und daß seine Eltern hier in der Gegend bei einem Bergunfall ums Leben gekommen sind. Das hat ihn wohl aufgeregt. Jedenfalls bekam er plötzlich ziemliche Schwierigkeiten mit der Grammatik, und dann redete er dummes Zeug. Er fragte mich, wie lange meine Batterien halten würden. Ich sagte, ungefähr sechs Stunden. Dieser Computer hatte so ein neues Energy-Management oder wie sie das nennen, und ich erklärte es ihm. Aber da wurde er richtig wütend. Er sagte, ich solle mich nicht verstellen. Ich solle ihm sagen, wie lange meine Batterien halten würden. Er hätte mich durchschaut. Und dann warf er den Computer an die Wand.«
    »Und was haben Sie gemacht?«
    »Nichts. Ich war schockiert.«
    »Und dann?«
    »Die Bar war ziemlich voll an dem Abend und die Leute auch. Sie waren aufgebracht. Sie sind sowieso nicht begeistert, wenn Fremde hier herumhängen. Bei mir machen sie eine Ausnahme, weil ich schon seit Jahren herkomme und sie mich kennen und ich einigermaßen spanisch spreche. Ich versuchte, sie ein bißchen zu beruhigen. Der Typ wirkte völlig weggetreten und starrte ins Leere. Dann schien er plötzlich zu merken, was er da überhaupt getan hatte. Er entschuldigte sich und holte auf einmal drei Tausend-Deutsche-Mark-Scheine raus und gab sie mir als Entschädigung. Ich habe sie angenommen. Der Barbesitzerin gab er auch einen. Und dann sagte er noch, wenn das Geld nicht reichen würde, dann könne er uns mehr geben. Ich solle dann in sein Hotel in Deyá kommen, da würde er ab sofort wohnen.«
    »Und? Haben Sie das gemacht?«
    »Ich bin doch nicht lebensmüde. Wenn Sie mich fragen, dann ist der Mann ein Fall für den Psychiater. Die dreitausend Deutsche Mark waren mehr als genug und ich bin sogar ganz froh, daß ich den Computer los bin. War keine gute Idee, den zu kaufen. Mein Notizbuch ist mir doch lieber.«
    »Was schreiben Sie denn so?«
    »Gedichte. Das wird Sie als Privatdetektiv nicht so interessieren, nehme ich an.«
    »Sagen Sie das nicht. E.E. Cummings finde ich zum Beispiel gut. Nobody, not even the rain, has such small hands.«
    Daniels sah mich überrascht an. Ich kann mit Gedichten wirklich nicht viel anfangen. Nicht weil ich Privatdetektiv bin,

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