Maximum Warp. Der Guide durch die Star-Trek-Romanwelten: Von Nemesis zu Typhon Pact! (German Edition)
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www.traumsphaeren.de
4.3
FORSCHEN WAR GESTERN
The Next Generation
-Fortsetzung (2379 bis 2384)
von Julian Wangler
TNG war längst nicht die erste Serienfortsetzung in Romanform. Obwohl Picard und Co. bei den Kinofilmen immer Priorität genossen, spielten die neuen Abenteuer von DS9 und
Voyager
zunächst eine wichtigere Rolle. Erst 2005 wandte sich Pocket Books den weiteren Erlebnissen der
Enterprise
nach den einschneidenden Ereignissen in
Nemesis
zu. Die TNG-Fortsetzung nahm in Buchform Fahrt auf – in Richtung eines Borgspektakels, das das bisherige
Star Trek
-Universum revolutionieren sollte.
NEUER ZEITGEIST
»Herr, kläre die Begriffe!« Nach Konfuzius soll das die Erwiderung eines Philosophen auf die Frage eines jungen Herrschers gewesen sein, als dieser seine Regentschaft antrat und wissen wollte, was er als erstes tun sollte. Wohl keine andere
Star Trek
-Serie kam in den Genuss einer vergleichbaren Klärung wie
The Next Generation
. Es war kein Geringerer als Q persönlich, der am Ende der TV-Reise die entscheidenden Begriffe an die Wand warf. Bei seinem letzten Auftritt in
Gestern, Heute, Morgen
riet er Picard: »Verlegen Sie sich auf das Erkunden unbekannter Möglichkeiten der Existenz.«
In Wahrheit sprach da weniger ein omnipotenter Störenfried als der Große Vogel der Galaxis selbst – Gene Roddenberry. TNGs TV-Ende war die konsequente, Roddenberrys Ansatz entsprechende Fortführung dessen, was die Serie ihren Fans sieben Jahre lang geboten hatte: eine geläuterte Menschheit, die mit Verträumtheit und einer gewissen gesunden Naivität große Ideale lebte. Ohne Götter, ohne Vormünder, ohne die Niederungen unserer eigenen Gegenwart.
Unter Rick Berman, der nach Roddenberrys Tod das Franchiseruder übernahm, veränderte sich
Star Trek
immer mehr. Verantwortlich dafür war nicht nur der Neue an der Spitze. Denn als das SF-Genre in die neunziger Jahre überging, sah es sich mit einem sich wandelnden Zeitgeist konfrontiert. Das, wofür TNG gestanden hatte, geriet langsam, aber sicher aus der Mode. Der Stern perfekter, geradliniger Helden, wie Jean-Luc Picard mustergültig einer war, sank – die Zuschauer wollten Charaktere mit mehr Ecken, Kanten, Makeln und dunklen Seiten sehen. Die kommenden
Star Trek
-Erzeugnisse bedienten diese Sehnsucht mal mehr, mal weniger.
Das hatte aber eines zur Folge: Der Pfad, der am Ende von TNG zu sehen gewesen war, wurde versperrt.
Star Trek
wurde nicht nach dem Gusto seines Erschaffers weitergeführt. Nichts beweist das besser als die TNG-Kinofilme. Obwohl
Der Aufstand
als Intermezzo noch einmal mit dem früheren, verblümten Idealistentum jonglierte, wurden die
Enterprise
-Mannen des nächsten Jahrhunderts insgesamt auf eine neue Fährte geführt.
Der erste Kontakt
experimentierte mit dem Charakter Picards und fügte ihm das Element der Rachsucht hinzu – ein inhaltlicher Erdrutsch für diese Figur und durchaus symbolisch zu verstehen. Mit dem Actionblockbuster
Nemesis
ging die TNG-Ära dann – nicht ganz unumstritten – 2003 zu Ende.
FORTSETZUNGSAUSSICHTEN
Während zu diesem Zeitpunkt bereits Buchfortsetzungen zu DS9 und
Voyager
aus dem Boden sprossen, den Pocket Books in den USA bestellte, boten sich für ein TNG-Sequel ein paar entscheidende Fragen: Wie sollten die Abenteuer von Picard und Co. weitergehen? Sollten sie das überhaupt? Und wenn ja, unter welchem Leitthema? Wir erinnern uns: Während der sieben TV-Staffeln war der Prozess der Q gegen die Menschheit, deren idealtypischen Vertreter Picard darstellte, das verbindende narrative Element gewesen.
Nein, die Voraussetzungen für eine Romanfortsetzung waren nicht optimal. TNG galt als abgeschlossene Serie, deren Schlusskredo zudem keine Rolle mehr für das moderne
Star Trek
spielte. Vier Filme hatten es zudem negiert, indem sie nicht nur im Schweinsgalopp durch die späteren Jahre huschten, sondern die bekannten Charaktere immer sprunghaftere Entwicklungen durchmachen ließen, mittels derer sich diese von ihren früheren Definitionen entfernten. Auf Basis all dessen, was Picard und seine Mannschaft erlebt hatten, bedeutete eine TNG-Fortsetzung in Buchform nicht weniger als die Quadratur des Kreises, wollte man Serie und Filmen gleichermaßen gerecht werden.
Die Macher bei Pocket Books überlegten. Man wusste, dass sieben Seasons Weltraumidealismus und eine Handvoll zuweilen recht schnellatmiger Kinostreifen nicht ganz zueinander
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