Maximum Warp. Der Guide durch die Star-Trek-Romanwelten: Von Nemesis zu Typhon Pact! (German Edition)
verfassen durfte. Ich kenne mich in Roddenberrys Schöpfung recht gut aus und habe die meisten Begrifflichkeiten und Hintergründe sowieso in meinem mentalen Bordcomputer gespeichert, muss sie also nicht nachschlagen oder beim Originalautor erfragen. Das spart Zeit. Wo selbst ich passe, hilft allerdings nur die Recherche, die ebenfalls zu meinem Job gehört.
Den Kolleginnen und Kollegen geht es da sicher nicht anders. Der Originalautor leistet aber natürlich enorme Vorarbeit. So lange er seine Arbeit beherrscht und seine Geschichte im Griff hat, werden auch in der Übersetzung keine Widersprüche zu anderen Romanen, Episoden oder Filmen auftreten. Die Last des komplexen Franchise ruht also weit eher auf seinen als auf meinen Schultern. (Und trotzdem muss die deutsche Redaktion hin und wieder korrigierend eingreifen.)
Lizenzromane sind Fachliteratur. Sie richten sich – nicht ausschließlich, aber auch – an die Fanbasis des Produktes, dessen Ableger sie darstellen, also an Fachpublikum. Wer an ihnen arbeitet – als Autor, Übersetzer, Lektor, Grafiker usw. –, sollte meines Erachtens die dazugehörige Terminologie berücksichtigen.
Bei DS9 hattest du es mit zahlreichen Autoren, Stilen und Büchern zu tun. Gab es Favoriten?
So etwas ist immer Geschmackssache. Insgesamt betrachtet, stellt die Serienfortsetzung meines Erachtens sehr hochwertige
Trek
-Literatur dar: vielschichtig, spannend, abwechslungsreich und ohne größere Aussetzer umgesetzt. Ich mochte und mag beispielsweise David Macks Spannung, Keith R. A. DeCandidos Humor und angenehm schlichte, rasante Schreibe, Una McCormacks poetisch-melancholische Ader und und und. Zu meinen stilistischen Lieblingstiteln der Reihe zählt
Die Lotusblüte
, der Auftakt des
Die Welten von
-Intermezzos zwischen den Staffeln acht und neun.
Paradigma
, den Andor-Roman, fand ich wegen seines Pathos sehr stark.
Die Reihe ist neunzehn Bände dick Hast du irgendwelche Lieblingsstellen?
Inhaltlicher Natur? Sogar viele. In S. D. Perrys grandiosem
Einheit
wird zum Beispiel – Spoiler! – Bajors Föderationseintritt beschrieben. Als ich dieses Kapitel fertig hatte, begriff ich erst so richtig, welchem bedeutenden Stück Franchise-Historie ich da gerade den deutschen »Ton« hatte schenken dürfen. In solchen Momenten schlägt der Fan in mir dem Übersetzer lachend auf die Schulter und ist selig.
Andere Stellen, die ich gar nicht selbst zu verantworten hatte, bleiben mir aber ebenso in Erinnerung: etwa das gelungene Name-dropping unserer amerikanischen Kollegen. So kamen mein Übersetzerkollege Bernd Perplies und ich zu der Ehre, zu Romanfiguren adaptiert zu werden. In meinem Fall machte David Mack, einer der beliebtesten und auch bei Cross Cult erfolgreichsten Trek-Schriftsteller der aktuellen Ära, seine lieb gemeinte Drohung wahr, die er mir vor unserem gemeinsamen Auftritt auf der FedCon 20 gab, und benannte im
Vanguard
-Finale eine Nebenfigur nach mir. Die deutschen Leser werden bei der Lektüre vermutlich gestutzt und einen Scherz der deutschen Redaktion vermutet haben – aber nein: Den »Lieutenant Christian Humberg« gibt es natürlich so auch im Original! Ich habe mich kurz darauf revanchiert und einen gewissen David Mack in einem meiner
Perry Rhodan
-Bücher verewigt.
Wie kam es eigentlich, dass die Romane mit Olivia Woods’
Der Seelenschlüssel
endeten? Besteht keine Chance auf eine Fortsetzung?
Zur zweiten Frage: Es gibt immer Möglichkeiten. Warten wir’s einfach ab, okay?
Was aber das Serienende mit Band neunzehn betrifft, verstehe ich es, wenn es manche Leser frustriert. Woods gab sich meiner Meinung nach redlich Mühe, möglichst viele offene Handlungsfäden zu einem Abschluss zu bringen, aber man merkt dennoch sehr deutlich, dass Staffel neun auf weit mehr als die drei Bücher ausgelegt war.
Das Problem bestand vermutlich darin, dass sich bei Pocket Books seinerzeit das Personalkarussell drehte und der Boom, den
Star Trek
in den 1990er Jahren erlebte, abgeebbt war. Die Zeichen standen nicht länger auf »Mehr«. Opfer wurden gebracht.
Aber wie ich in meinem Nachwort zum
Seelenschlüssel
schon schrieb, geht mit dem
Typhon Pact
in gewisser Weise auch DS9 weiter. Wer Sisko und Co. also nach
Der Seelenschlüssel
vermisst, sollte sich
Destiny
und dann die Pact-Romane besorgen. Das Abenteuer hat gerade erst begonnen – auch für mich, den Übersetzer.
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