Maxine Sullivan
die Modenschau und danach die Cocktailparty durchzustehen, aber sie war zu sehr Profi, als dass sie sich etwas anmerken ließ. Sie war geblieben, weil die Vorstellung sie ängstigte, in ihr leeres Apartment zurückkehren zu müssen.
Ihr Vater hatte ihr gestanden, das Geld von einem der geheimen Konten Howards abgezweigt zu haben, von dem er erfahren hatte, als er dreißig Jahre zuvor als Finanzbuchhalter für ihn gearbeitet hatte. Wenn das herauskam, würde Ray Davenport im Gefängnis landen, da gab es keinen Zweifel. Auch wenn seine Gründe ehrenwert waren. Er hatte sehr viel Geld für die Ärzte und Medikamente seiner Frau gebraucht. Außerdem hatte er mit ihr eine Weltreise gemacht, nachdem sie die vernichtende Diagnose der Ärzte erhalten hatten. Denn das war immer ihr großer Wunsch gewesen, den er ihr unbedingt erfüllen wollte.
Nicht auszudenken, was passieren würde, wenn die Presse davon erfuhr. Nach Marises mysteriösem Tod hatten die Reporter ihn und Briana bereits tagelang verfolgt, und das könnten beide nicht noch einmal durchmachen. Ganz sicher würde dann auch wieder breitgetreten, dass der Vater Howard nie verziehen hatte, seine Frau entlassen zu haben, als sie mit Marise schwanger war.
Die Davenports waren daraufhin von Sydney nach Melbourne gezogen, aber Blackstone hatte auch danach noch eine große Rolle in ihrem Leben gespielt. Marise hatte für Blackstone Diamonds in der Vertriebs- und Marketingabteilung gearbeitet, und Briana war das Topmodel und damit Aushängeschild des Unternehmens. Dann hatte Marise Howard auf seinem Flug nach Neuseeland begleitet und war mit ihm zusammen abgestürzt. Seltsam, es sah beinahe so aus, als wäre das Schicksal der Davenports und der Blackstones auf geheimnisvolle Weise miteinander verkettet.
Tragisch war, dass die Tochter, das Supermodel, dem Vater nicht helfen konnte, wenn er sie am nötigsten brauchte. Briana ging zwar davon aus, dass ihr Millionendollarvertrag mit Blackstone in einem Vierteljahr erneuert werden würde, aber hundertprozentig sicher konnte sie nicht sein. Bis dahin hatte sie nur gerade genug zum Leben, nachdem ihr früherer Manager und Geliebter ihre Ersparnisse in dubiose Geschäfte investiert und alles verloren hatte.
Das hatte sie den Eltern nie erzählt. Sie wussten nur, dass sie Geld investiert, nicht aber, dass sie alles verloren hatte.
Plötzlich setzte sich jemand neben sie. Sie spürte, wie sich ihr die Nackenhaare sträubten und ihre Haut prickelte. Schnell wandte sie sich um.
„Jarrod!“
„Briana“, sagte er leise. In seinen blauen Augen lag ein liebevoller Ausdruck.
Der Mund wurde ihr trocken. „Du wusstest, dass ich hier bin, oder?“
„Was meinst du denn?“
„Du wusstest es. Einen solchen Zufall gibt es nicht.“
Er hob kurz die Schultern an. „Vielleicht nicht.“
„Du wolltest mich sprechen?“
„Ja.“ Sein Blick glitt über ihr blondes Haar, das ihr in weichen Wellen auf die Schultern fiel, über die nackten Arme und blieb auf dem Diamantclip hängen, der den Ausschnitt des schwarzen Cocktailkleids über den Brüsten zusammenhielt.
„Weswegen?“, brachte sie mit Mühe heraus, da ihr das Herz schwer in der Brust schlug.
„Das kann ich hier nicht sagen.“ Er stand auf und ergriff sie beim Ellbogen. Die Knie wurden ihr weich bei der Berührung seiner warmen Hand. „Komm mit in die Lounge. Wir wollen was trinken.“
Sie stand neben ihm und sah zu ihm hoch. Eigentlich wollte sie ablehnen, aber sie brachte es einfach nicht fertig. „Gut, aber nur kurz.“
Bewundernd musterte er ihre schlanke Figur und reichte ihr dann den Arm.
In der Lounge war es sehr viel ruhiger als in dem Raum mit den Roulettespielern. Sie setzten sich an einen der kleinen Tische, der ziemlich verborgen in einer Nische stand, zu verborgen, wie Briana fand. Andererseits waren sie dort vor unerwünschten Zuhörern sicher.
Der Kellner kam, und sie bestellten beide einen Brandy, Briana, weil sie hoffte, dadurch etwas gelassener zu werden. Denn sie brauchte Jarrod nur anzusehen, und schon beschleunigte sich ihr Puls. In der schwarzen Hose, dem weißen T-Shirt und dem sportlichen Sakko darüber sah er selbst wie ein Model aus. Allerdings war er viel zu arrogant und selbstsicher. Es war klar, dass er sich von niemandem etwas diktieren lassen würde – schon gar nicht von einem Modefotografen.
„So ganz allein?“, fragte er. „Ohne Jake Vance?“
„Ich habe ihm heute freigegeben.“
Er grinste. „Ich glaube kaum, dass er es
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