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Maxwell 03 - Nur du hast den Schluessel

Maxwell 03 - Nur du hast den Schluessel

Titel: Maxwell 03 - Nur du hast den Schluessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Sanitäter!«
     
    Das Interessante am Gedankenmachen ist, daß es immer was Neues gibt, über das man sich Gedanken machen muß, dachte Johnny Maxwell.
    Seine Freundin Kirsty behauptete, das liege nur daran, daß er ein geborener Gedankenmacher sei, aber das lag daran, daß
sie
sich überhaupt nie Gedanken machte. Sie wurde statt dessen gleich wütend und unternahm etwas, ganz gleich, was. Er beneidete sie wirklich darum, daß sie immer wußte, was sie unternehmen mußte und weshalb. Derzeit rettete sie abends meist den Planeten und an den Wochenenden Füchse.
    Johnny machte sich nur Gedanken. Normalerweise waren es die üblichen Gedanken – wegen der Schule, wegen Geld, ob man vom Fernsehen AIDS bekommen konnte und so. Aber manchmal kam auch von irgendwo aus dem Nichts das Superthema, und alle anderen stiegen in die zweite Liga ab.
    Im Augenblick war es sein Kopf.
    »Es ist nicht unbedingt dasselbe wie krank sein«, sagte Yo-less, der sich quer durch das Medizinlexikon seiner Mutter gelesen hatte.
    »Es hat überhaupt nichts mit Kranksein zu tun. Wenn einem lauter schlimme Sachen passieren, ist es sogar gesund, deprimiert zu sein«, erwiderte Johnny. »Erst hat Dad pleite gemacht, und dann hat er sich abgesetzt, und Mum sitzt die ganze Zeit nur rum und raucht. Ich meine, wenn ich danach lächelnd rumlaufen und sagen würde: Ist doch alles nicht so schlimm –
das
wäre durchgeknallt.«
    »Stimmt«, sagte Yo-less, der auch ein bißchen was über Psychologie gelesen hatte.
    »Meine Oma ist durchgeknallt«, erzählte Bigmac. »Sie ist – au!«
    »Tschuldigung«, sagte Yo-less. »Ich hab nicht aufgepaßt, wo ich hintrete, aber du auch nicht.«
    »Es sind nur Träume«, meinte Johnny. »Das ist doch nichts besonders Durchgeknalltes.«
    Obwohl er zugeben mußte, daß er auch tagsüber träumte. Träume, die so wirklich schienen, daß seine Augen und Ohren ganz voll davon waren.
    Diese Flugzeuge…
    Die Bomben…
    Und die fossile Fliege. Warum nur? Er hatte diese Alpträume, und mittendrin sah er die Fliege, winzig klein, eingeschlossen in einem Stück Bernstein. Er hatte dafür gespart und ein Bio-Referat darüber geschrieben. Aber sie sah nicht mal irgendwie furchterregend aus. Es war nur eine Millionen Jahre alte Fliege. Was hatte
die
in einem Alptraum zu suchen?
    Bah.
Lehrer.
Warum konnten sie nicht tun, was man von ihnen erwartete, zum Beispiel Zeug nach einem werfen, wenn man nicht aufpaßte? Statt dessen hatten sie sich offenbar alle Sorgen um ihn gemacht und seiner Mutter Briefe geschrieben und ihn schließlich zu einem Spezialisten geschickt. Andererseits war das gar nicht so schlimm, und er verpaßte deshalb wenigstens hin und wieder Mathe.
    In einem der Briefe hatte gestanden, er sei »gestört«. Na und, wer war das nicht? Er hatte den Brief seiner Mum lieber nicht gezeigt. Es war ohnehin schon schlimm genug.
    »Kommst du denn zurecht, seit du bei deinem Opa wohnst?« fragte Yo-less.
    »Es geht. Opa kümmert sich um die Hausarbeit. Er kann guten Toast machen. Und Überraschungs-Überraschungen.«
    »Was ist denn das?«
    »Kennt ihr die Bude auf dem Markt, an der Dosen ohne Etikett verkauft werden?«
    »Ja?«
    »Na ja, da kauft er immer ein. Und wenn die Dosen erst mal offen sind, muß man das Zeug essen.«
    »Ih.«
    »Ananas mit Fleischklößchen ist gar nicht so übel.«
    Sie gingen weiter die abendliche Straße entlang.
    Das Problem mit uns, dachte Johnny, das wirklich
Traurige
ist, daß wir nicht besonders gut sind. Oder nein, das ist noch nicht das Schlimmste. Das Schlimmste ist, daß wir nicht mal besonders gut im Nicht-besonders-gut-sein sind.
    Man mußte sich nur Yo-less ansehen. Eigentlich hätte man annehmen sollen, jemand wie Yo-less hätte gewisse Chancen. Er war schwarz. Technisch gesehen. Aber er sagte nie »Yo«, und er hätte nie »Bruder« oder »Schwester« zu Leuten gesagt, die nicht wirklich seine Geschwister waren. Yo-less war der Ansicht, es sei nur ein Rassenvorurteil zu behaupten, alle schwarzen Jugendlichen benähmen sich so. Aber wie man es auch betrachtete, Yo-less war einfach
un
cool. Selbst Briefmarkensammler waren cooler als Yo-less. Wenn man ihm eine Baseballmütze gab, setzte er sie richtigherum auf.
So
uncool konnte er sein. Manchmal trug er sogar eine Krawatte.
    Und Bigmac… Bigmac war tatsächlich gut. Er war gut in Mathe. Irgendwie jedenfalls. Es trieb die Lehrer in den Wahnsinn. Man konnte Bigmac irgendeine schreckliche Gleichung zeigen, und er sagte »x=2,75«, und das

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