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Maya und der Mammutstein

Maya und der Mammutstein

Titel: Maya und der Mammutstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Allan
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wenn ich heimgegangen bin, wirst du der neue Schamene sein.«
    Und so wurde Kleiner Junge vom niedrigsten in den höchsten Stand erhoben. Es war nicht seine Schuld, daß die Rettung ein klein es bißchen zu spät gekommen war. Etwas in seinem Herzen, das einst weich gewesen war, war schwarz und hart geworden, und die Zeit würde diesen Klumpen nur härter brennen. Er selbst bemerkte nie, daß er etwas verloren hatte, doch später begann Alter Zauber, den Verlust zu ahnen.
    Geist kümmerte das nicht. Er hatte die Geister selbst, er würde mächtig sein unter dem Volk. Eines Tages. Nachdem Alter Zauber gegangen wäre.
    Was schneller der Fall sein mochte, als manch einer glaubte.
    Alte Beere sah Haut in die Augen und erklärte feierlich: »Baum ist zur Großen Mutter zurückgegangen, mein Sohn. Ich teile deinen Schmerz mit dir.«
    Sorgfältig beobachtete sie Hauts Antlitz. Der jüngere Mann nickte, als habe er das, was sie ihm mitteilte, bereits geahnt. In seinen dunklen, überschatteten Augen lag ein fragender Blick. Sachte streckte Alte Beere die Arme und zeigte ihm die Bürde, die sie mit sich trug.
    Jetzt lächelte Haut, denn wenn Baum auch tot war, so war ihr Tod doch nicht umsonst gewesen.
    »Zwei, mein Sohn. Zwei starke Kinder. Ein gesundes Mädchen - und ein Junge!«
    Haut konnte nichts gegen die Freude tun, die ihn erfüllte. Der Tod von Baum, seiner langjährigen Gefährtin, betrübte ihn, doch es würde andere Frauen geben. Aber ein Sohn! Sein Geist würde weiterleben, in den Muskeln und Knochen dieses kleinen Wesens, das Alte Beere ihm entgegenhielt. Behutsam nahm er das Bündel in seine Arme und beugte sich mit leuchtenden, dunklen Augen darüber. Zwei ebensolche Augen erwiderten seinen Blick.
    »Goo«, machte er leise. »Goo goo.«
    Hinter ihm lachte einer der Männer. Schon war - so wollte es Alter Beere scheinen - Baums Tod vergessen, und die Frauen hatten nicht einmal ihr Todeslied beendet. Das Wichtige war der Junge, den Haut auf den Armen hielt.
    Männer!
    »Du hast auch eine Tochter«, sagte sie, und ein Anflug von Verärgerung klang in ihren Worten mit. »Hier. Möchtest du sie nicht auch sehen?«
    Haut blickte auf. »Ein Mädchen?« Er schien verwirrt, all sein Denken war auf seinen Sohn gerichtet.
    »Richtig, ein Mädchen. Gesund, Stark. Sie tritt wie eine Löwin.«
    Fast widerwillig gab Haut die Last auf seinem Arm an Alte Beere zurück und streckte die Hände nach dem kleinen Mädchen aus. »Sieh doch«, sagte Alte Beere. »Sie lächelt.«
    Und tatsächlich, die Lippen des kleinen Wesens waren gespannt wie ein Bogen.
    Haut wiegte sie hin und her. »Was ist los? Schläft sie? Warum öffnet sie ihre Augen nicht?«
    Und wie auf ein Stichwort zuckten die Lider der Kleinen, um sich dann langsam zu heben. Klaren Blickes sah sie ihrem Vater in die Augen.
    Haut erschauerte bis ins Mark. Ohne nachzudenken, drückte er das Mädchen wieder Alter Beere in die Arme, die das kleine Bündel ergriff, damit es nicht zu Boden fiel.
    »Was ist denn los?«
    »Aiee! Ihre AugenI Sieh dir nur ihre Augen an!«
    Alte Beere beugte sich über die Kleine. Und dann stockte ihr plötzlich der Atem.
    Zwar war Baum bei der Geburt dieses Kindes gestorben, doch Alte Beere war sicher gewesen, all die erforderlichen Rituale erfüllt zu haben, um die Große Mutter zu besänftigen. Doch nun erkannte sie, daß sie gescheitert war. Irgend etwas war auf entschiedene und entsetzliche Weise fehlgeschlagen. Baums Tod war dafür nur das erste Zeichen. Das zweite hielt sie in ihren Armen.
    Nichts ahnend von der Furcht, die es verbreitete, starrte das kleine Mädchen auf den verschwommenen, unscharfen Umriß von Alter Beeres rundem, braunem Gesicht. Seine winzigen Fingerchen klammerten sich fest um ihren gichtigen Daumen.
    Seine Augen, grün das eine, blau das andere, glänzten wie winzige Juwelen in seinem Gesichtchen.
    Alte Beere wandte den Blick ab.
    »Wo ist Geist?« verlangte sie zu wissen. »Irgend jemand soll den Schamanen holen! Rasch!«
    Anerkennend betrachtete Geist das sehnige Hinterteil der jüngeren Angehörigen des Volkes, die ihn aus seinem Zelt führte. Zweig war ihr Name. Er hatte sie sich bereits insgeheim vorgemerkt. Sie sollte diejenige sein, die seinen kostbaren Samen empfangen würde, wenn die Zeit käme.
    Er hegte keine Zweifel, daß sie bereitwillig zustimmen würde. Das Kind desjenigen zu tragen, der mit den Geistern sprach, war die größte Ehre, die Zweig sich erhoffen durfte. Und selbst wenn sie nicht willig

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