Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Maya und der Mammutstein

Maya und der Mammutstein

Titel: Maya und der Mammutstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Allan
Vom Netzwerk:
dann wieder zurücksinken, verunsichert.
    Sie kannte diesen Duft, hatte ihn schon viele Male zuvor gewittert. Doch er war ihr immer noch neu und fremd, keine Witterung, die sie gewöhnlich mit Nahrung verband.
    Ihre beiden Jungen waren mit den blutigen Überbleibseln eines großen Hasens beschäftigt, den sie kurz zuvor aufgescheucht hatten. Sie knurrten und fauchten, während ihre kleinen scharfen Zähne das Hasenfleisch zerfetzten und die dünnen Knochen zermalmten.
    Mutter Löwe erhob sich erneut. Die Duftmarke war stärker als alles, woran sie sich erinnerte. Ihr erster Impuls war, sich zurückzuziehen, doch sie hatte ja die beiden Jungen bei sich. Nichts durfte ihnen gefährlich werden!
    Sie zischte ihnen eine leise Warnung zu, um dann mit fast aufreizend lässigen, fließenden Bewegungen von ihrem erhöhten Beobachtungsplatz auf dem Felsvorsprung zu gleiten.
    Gar nicht weit weg, dachte sie. Sie war ziemlich tief in das Tal vorgestoßen, weg von den Höhlen, in denen sie normalerweise hauste, weil sie darauf aus gewesen war, ihren Jungen die Jagd auf Hase und Eichhörnchen beizubringen, die hier sehr zahlreich zu finden waren. Die neue Witterung ängstigte und faszinierte sie gleichermaßen, machte sie unruhig und daher reizbar.
    Leise knurrend schritt sie weiter.

KAPITEL SECHS
    Das Grüne Tal: 17990 v. Chr.
    Als sie sich der Mittagszeit näherten, riß die Wolkendecke über ihnen auf, so daß die Sonne ungehindert auf die Frauen hernie derbrannte, die sich unten abmühten. Es wurde so heiß, daß einige der jüngeren Frauen ihre Umhänge ganz ablegten und sich die go ldenen Sonnenstrahlen auf die dicken Muskelpakete auf ihren Schultern brennen ließen.
    Alte Beere war in ihrem Element. Viele der jüngsten Mädchen hatten noch nie einen solchen Ausflug mitgemacht und stellten sich bei ihren neuen Aufgaben ungeschickt an. Beere stapfte zwischen ihnen umher, auf ihren Stock gestützt, gestikulierten, erklärte und kritisierte sie.
    »Nein«, sagte sie, »diese Sorte nicht.« Sie blieb bei drei der Mädchen stehen, die ihre Arbeit unterbrachen, um sich belehren zu lassen.
    Die Gegend, in der sie schließlich haltgemacht hatten, war gespenstisch.
    Zu ihrer Linken befand sich, wenn sie stromabwärts blickten, ein langgestrecktes, schmales Gewässer: der Rauchsee. Die Wasser von Rauchsee sprudelten und schäumten unablässig, und wo immer das Wasser aufgewühlt war, stieg Dampf hoch; der lebendige Atem der Erde, aus Schloten, die tief bis ins Erdinnere reichten. Der kiesbedeckte Pfad, dem sie gefolgt waren, verlor sich nicht weit von ihnen in flachem, grasbewachsenem Sumpfland, von dem noch mehr Qualm aufstieg. Und noch ein Stück weiter hinten war dunkelbrauner Schlamm zu sehen, satte, schmatzende Geräusche waren von dort zu vernehmen, und eine Symphonie an unangenehmen Gerüchen: Fäulnis und Verwesung, verdorbene Eier, Schwefel. Von diesem Gebiet stieg nur wenig Dampf, dafür aber um so mehr Gestank auf, der die Frauen vor Abscheu die Nase rümp fen und sie in regelmäßigen Abständen husten ließ. Hinter der Schlammebene und dem Sumpf ragten wieder Bäume in den Himmel auf, dunkel und drohend, wären nicht die vielen Vögel gewesen, die in ihnen nisteten und ein und aus flogen, einander und die Invasion von Frauen in ihr Territorium ankündigten.
    Die Mädchen arbeiteten dicht am Rand des Sumpfes, und auch der Wald war weniger als zehn Fuß von ihren Rücken entfernt. In ihren Händen hielten sie kleine, schwere Hackbeile, robuste Steinbrocken, die durch Steins Geschicklichkeit an einer Seite zu einer Schneide geformt worden waren. Mit diesem Werkzeug hackten sie kurz oberhalb der Erde auf zwei Zoll dicke junge Bäume ein. Die schlanken Stämme mit ihrer braunen Rinde trugen in acht Fuß Höhe blattreiche Kronen von zartem Grün. Es waren junge Hickorybäume; perfekt geeignet für den Zweck, den sie im Alltagsleben des Volkes erfüllen sollten.
    Zwei der Mädchen hatten ihr Werk beinahe schon verrichtet, Blume, die die Anweisung vielleicht mißverstanden hatte, hatte keinen Hickorybaum ausgewählt, sondern mühte sich statt dessen mit einem anderen Gewächs ab, einem niedrig gewachsenen, verkrümmten Busch mit Dornen und zäher, dunkelbrauner Rinde. Sie war es, an die Alte Beere ihren Tadel richtete.
    »Warum hörst du nicht zu, Blume? Ich habe dir doch erklärt, wonach du hier Ausschau halten sollst. Siehst du, welche Bäume Blütenblatt und Moos ausgewählt haben?« Sie versetzte Blume einen leichten Klaps

Weitere Kostenlose Bücher