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Maya und der Mammutstein

Maya und der Mammutstein

Titel: Maya und der Mammutstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Allan
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etwas zu erwidern, drückte Maya nur beruhigend die Hand der Schwester. Knospe schien angesichts dieser Geste wieder Mut zu fassen, und kurz darauf klärte sich ihre umwölkte Miene auf.
    Der Lärm, den die Gruppe veranstaltete, klang unnatürlich laut in der drückenden Stille der Wälder, doch die übrigen Frauen schien das nicht zu bekümmern. Sie gingen regelmäßig hier entlang. Weiter entfernt zu ihrer Linken ließ das leise, gedämpfte Murmeln des Flüßchens seinen unablässigen Gesang erklingen. Aus einem einfachen Grund schritten sie nicht an seinem Ufer entlang: Trügerische Sümpfe und Flecken, wo sich der Untergrund in Treibsand verwandelte, säumten den Fluß. Mehr als einen ihres Volkes - einmal gar einen Jäger - hatten die Menschen an die fremden Geister verloren, die dort wohnten. Der Pfad, dem sie folgten, war schmal, aber ausgetreten von Tausenden von Füßen, die in den vergangenen sieben Jahren dortlang gegangen waren.
    Die Frauen marschierten, immer zwei nebeneinander, in einer langen, weit auseinandergezogenen Reihe. Manche trugen gefüllte Schultersäcke, die sie, am Ziel angekommen, brauchen würden.
    Ein Geräusch ließ Maya aufsehen; ein Flügelschlagen, ähnlich dem Geräusch, das zu vernehmen war, wenn sich der Wind in den Fellen am Eingang der Zelte fing.
    »Sieh doch!«
    Knospe blickte gerade noch rechtzeitig hoch, um den Schatten einer Bewegung zu sehen. »Was ist das?« fragte sie zweifelnd.
    »Ein Vogel«, gab Maya zur Antwort. »Ein großer schwarzer Vogel.« Mit neugewecktem Interesse spähte sie empor, versuchte, eine weitere Bewegung auszumachen. »Ich glaube, wir haben ihn vertrieben.«
    »Ich mag die Schwarzen nicht«, gestand Knospe. »Blatt hat mir gesagt, daß es böse Geister sind.«
    »Was weiß Blatt denn schon?« versetzte Maya verächtlich.
    »Haha! Und du weißt mehr als Blatt, nehme ich an?«
    Maya fuhr sich bedächtig mit der Zunge über die Lippen. »Wenn es um Geister geht, vielleicht.«
    Knospe wollte gerade ob der anmaßenden Worte protestieren, als sie sich daran erinnerte, mit wem sie sprach. Nur Maya betrat das Geisterhaus.
    Nur ihre Schwester redete regelmäßig mit Altem Zauber und Geist, seinem Lehrling. Doch selbst diese Tatsachen konnten ihren Widerspruch nicht völlig lahmen. »Nun gut, was sind die schwarzen Vögel denn dann?«
    Maya, die mittlerweile völlig ernst geworden war, erwiderte: »Nichts als Vögel eben. Glaube ich jedenfalls.« Und dann, schon wieder fröhlicher, setzte sie hinzu: »Er ist sowieso jetzt weg.«
    Obwohl der Himmel von Wolken verhangen war, war der Tag recht warm geworden, so daß die Frauen die Bänder ihrer Umhänge lösten, die Brüste entblößt und der Schweiß, der sich dort gesammelt hatte, tro cknen konnte.
    Maya fuhr sich mit einer Hand über die Stirn. »Heiß«, beklagte sie sich.
    Dies eine Mal wußte Knospe mehr als ihre ältere Schwester. Sie war schon einmal diesen Weg entlanggegangen, und auch wenn das wirklich nur ein einziges Mal gewesen war, ließ sie sich doch die Gelegenheit, ihre Überlegenheit zu demonstrieren, nicht nehmen.
    »Es wird auch noch heißer«, erklärte sie gewichtig. »Wart's ab, dann siehst du es.«
    »Was redest du da?« verlangte Maya zu wissen, doch Knospe schüttelte stur den Kopf u nd setzte eine selbstgefällige Miene auf.
    Nun begann der Pfad sich ein wenig zu senken, und die Bäume standen nicht mehr so dicht. Allerlei Strauchwerk wuchs auf beiden Seiten des Weges empor - dichte Büsche mit fleischigen Blättern und saftigen, noch nicht reifen Beeren.
    Maya wußte, daß die Beeren bis zum Herbst dunkelrot werden würden, und die Frauen würden sich an ihre Ernte machen. Die Beeren hatten einen scharfen, bittersüßen Geschmack, der sich mildern ließ, wenn man sie trocknete und mit den Eicheln mischte, die die Frauen ebenfalls sammeln würden.
    Als das Unterholz dichter und üppiger wurde, konnte Maya Vögel beobachten, die sich auf die Beeren stürzten, und der Wald hallte wider von ihren hohen, ungeduldigen Schreien. Maya seufzte vor Vergnügen -
    noch nie war sie so weit vorgedrungen, und obgleich ihre Beine wegen der langen Wegstrecke zu schmerzen begannen, war sie von den neuen Anblicken und Geräuschen in Bann geschlagen. Die Welt war solch ein wundervoller Ort! Der Überfluß, der sie umgab, raubte ihr den Atem.
    Ihre Nase juckte. Die Luft war erfüllt vom säuerlichen Geruch der Beeren, die zu Boden gefallen waren und dort verfaulten, doch da gab es noch etwas anderes, das

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