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Maya und der Mammutstein

Maya und der Mammutstein

Titel: Maya und der Mammutstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Allan
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Löwenmutter und betete darum, daß Knospe durchhalten möge. Wenn eine von ihnen fiel, würde dies den sicheren Tod bedeuten.
    »Halt durch, Knospe!« befahl Maya scharf. »Halt einfach durch! Ich lasse nicht zu, daß sie dich kriegt!«
    Tapfere Worte. Maya hatte nicht die geringste Ahnung, wie sie die Riesenkatze aufhalten sollte, wenn sie nahe genug käme, doch irgendwie bewirkten ihre eigenen Trostworte, daß sie sich selbst auch besser fühlte.
    Leises Wimmern war die Antwort von oben, aber Knospe schien bedeutend weniger panisch zu sein als vorher.
    Maya riß den Mund auf, und rief, so laut sie konnte. »Hilfe! Hiiilfe!«
    Unter ihnen hatte Mutter Löwe schließlich sicheren Halt auf dem Stamm gefunden. Sie legte eine Pause ein; dann tastete sie sich bedächtig und vorsichtig höher. Ihre Augen funkelten in einer furchterregenden Gier.
    Ganz langsam, wie ein großer Bogen, der von seiner Sehne zusammengezogen wird, begann sich der Hickorybaum durchzubiegen.
    »Hilfe! Hiiilfe!«
    Alte Beere schob sich durch ein dichtes Dornendickicht, kümmerte sich nicht um die Stiche und Risse in ihrem Fleisch. Nicht weit weg hielten die angsterfüllten Schreie an, untermalt von dem unheilvollen tiefen, gutturalen Brüllen einer großen Raubkatze.
    »Beeilt euch!« rief sie. Blüte stieß zu ihr, ihr Gesicht spiegelte wilde Entschlossenheit wider. Ihr schwarzes Haar hing wirr herab, ihr schweißnasses Antlitz glühte rot vor Anstrengung. Sie schwang ihren Knüppel und zwängte sich vorwärts.
    »Nein!« rief Alte Beere ihr nach. »Warte auf uns!«
    Blüte schlug die Warnung in den Wind. Im Nu war sie außer Sicht. Alte Beere verdoppelte ihre Anstrengungen. Nun begannen auch die Frauen, aus Leibeskräften zu brüllen und zu kreischen, hofften sie doch, den Löwen, den sie vor sich hören konnten, so zu verscheuchen. Schließlich brachen sie durch eine letzte Barriere aus Unterholz und strömten auf die Lichtung.
    Alte Beere kam taumelnd zum Stehen. Ihre alten Augen blickten suchend in die Höhe, und ihr wurde kalt vor Entsetzen. Ein robuster junger Hickorybaum stand in einiger Entfernung auf der Lichtung. Dicht unterhalb seines Wipfels klammerten sich zwei winzige Gestalten offensichtlich verzweifelt an dünne Äste. Knospes Beine waren von dem Stamm abgerutscht, so daß sie sich nur noch mit den Händen hielt. Unter ihr hatte sich Maya immer noch sicher an den Stamm gepreßt, doch ihr Gesicht war zu einer Schreckensmaske erstarrt.
    Ein paar Fuß unter ihnen fauchte und knurrte Mutter Löwe, die sich langsam und bedächtig dem Baumwipfel näherte. Ihr Gewicht brachte den Hickorybaum dazu, sich immer mehr durchzubiegen. Knospes Füße näherten sich noch mehr dem Boden, wo zwei halbwüchsige Löwenjungen, die nun durch die Wut ihrer Mutter ebenfalls in Jagdeifer versetzt worden waren, mit ausgefahrenen Krallen hochsprangen und versuchten, sich den Leckerbissen zu fangen, der immer näher über ihren hungrigen Fängen zappelte.
    Blüte stand in der Mitte der Lichtung, den Mund zu einem runden O geformt, in dem Wut und Entsetzen miteinander im Widerstreit lagen. Ein anhaltender, schriller Schrei, so schrecklich, daß er in menschlichen Ohren schmerzte, entrang sich ihrer Kehle.
    Sie schwang ihren Stab in weitausholendem Bogen und lief dann blind vor Angst und Sorge um ihre Kinder los, ohne auch nur einen Gedanken daran, zu verschwenden, daß sie sich so selbst in Lebensgefahr brachte.
    »Steine!» schrillte Alte Beere. »Werft Steine!«

KAPITEL SIEBEN
    Das Grüne Tal: 17990 v. Chr.
    Maya spürte, wie ihre schweißnassen Handflächen allmählich von der glatten Baumrinde abrutschten. Ihre Muskeln schmerzten und zitterten vor Anstrengung. Maya bekam kaum Luft; ihre Lungen schienen zu brennen. Immer noch rief sie um Hilfe. Sie war halb blind, da ihr das Blut, das ihr aus einer Stirnwunde über die Augen rann, die Sicht nahm.
    Aber sie wollte, sie durfte die Hoffnung nicht aufgeben.
    Dicht neben ihrem Fuß brach ein Ast. Mutter Löwe keuchte bei dem Versuch, ihren massigen Körper ein paar Zoll weiter über den Stamm zu schieben. Der Gestank aus dem Rachen des riesigen Raubtiers drang Maya in die Nase. Sie wagte es nicht, hinter sich zu blicken. Statt dessen versuchte sie, sich weiter aus der Reichweite der scharfen Krallen zu entfernen, jener Krallen, die sie mit einem einzigen tödlichen Hieb von ihrem Ast würden fegen können.
    Der Baumwipfel senkte sich noch weiter dem Erdboden zu, als das schwere Tier eine der Tatzen auf dem

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