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Maya und der Mammutstein

Maya und der Mammutstein

Titel: Maya und der Mammutstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Allan
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Stamm weiterschob. Knospe zappelte verzweifelt mit den Beinen, bemüht, ihren kleinen Körper wieder nach oben zu ziehen, und forderte so doch nur die Löwenjungen, die sie von unten beobachteten, dazu heraus, hochzuspringen und nach ihr zu schlagen. Dann rutschte, wie Maya entsetzt bemerkte, Knospes linke Hand von dem schlanken Stamm ab. Nun hing sie nur noch an den Fingern ihrer Rechten, während sie mit der lin ken Hand blindlings nach einem Halt angelte.
    »Halt durch, Knospe! Ich komme!«
    »Aieeee!«
    Maya schloß ihre Schenkel fester um den Stamm und schob sich ein Stück weiter vor. Mutter Löwe keuchte vor Wut über ihren bisherigen Mißerfolg, um dann ein Brüllen auszustoßen, das den beiden Mädchen das Blut in den Adern gefrieren ließ. Wieder peitschte das Tier seine rechte Vorderpfote nach oben, doch erneut ging der tödliche Hieb um Haaresbreite daneben.
    Maya streckte ihre rechte Hand, so weit sie konnte, aus und vers uchte, Knospes Finger zu erhäschen. Einen kurzen Moment lang glaubte sie, Erfolg gehabt zu haben; Knospes Finger berührten ihre Handfläche, und ihre Finger klammerten sich aneinander... doch dann rutschten sie wieder voneinander ab, schweißnaß, wie sie waren.
    »Meine Hand, nimm meine Hand!« gellte Maya.
    Knospe hatte die Augen fest geschlossen, um so die grauenvollen Bilder auszuschließen, die sich ihr boten. All ihr Denken galt ihrer rechten Hand, und mit übermenschlicher Kraft, die die Angst ihr verlieh, klammerte sie sich an dem Ast über ihrem Kopf fest. Sie sah und hörte nichts mehr, nicht das tiefe Grollen von Mutter Löwe, nicht das aufgeregte Fauchen von unten, nicht die Rufe der herbeieilenden Frauen, nicht einmal Mayas wilde Beschwörungen ganz in ihre r Nähe.
    Maya zerbiß sich ihre Lippen, als sie sich ein weiteres Stück näher an ihr Ziel heranschob; Blut füllte ihren Mund, aber sie schmeckte es nicht. Ihre Schultern schmerzten entsetzlich; ihre Schenkel, die sie fest um den Baumstamm geschlungen hatte, waren schon lange taub geworden. Nur noch ein bißchen weiter...
    Ich hab' sie!
    Ihre rechte Hand schloß sich um Knospes schmales linkes Handgelenk.
    Maya biß die Zähne zusammen und packte zu, als ginge es um ihr Leben.
    Mutter Löwe schaffte es, sich höher den Stamm hinaufzu arbeiten. Sie brüllte triumphierend auf, doch in eben dem Moment, als sie die Pranke nach Mayas Körper ausstreckte, verlor sie den Halt und rutschte weg.
    Die Bewegung erschütterte den Baumwipfel wie eine starke Sturmbö, und Knospes rechte Hand löste sich von dem Ast, den sie umklammert hatte, und das Mädchen wurde jetzt nur  mehr von dem Griff der Schwester davor bewahrt, in die todbringende Tiefe zu stürzen.
    Mutter Löwe erspähte eine Bewegung hinter sich, erblickte kreischende Gestalten, die über die Lichtung hasteten und sah eine von ihnen etwas Merkwürdiges schwenken und damit genau auf ihre Jungen zulaufen. Sie spannte die Muskeln an...
    Maya spürte, wie ihr Knospes schmales Handgelenk langsam zu entgleiten drohte. Sie schwitzten zu sehr! Sie sammelte die letzten Kraftreserven, doch plötzlich wurde ihr bewußt, daß sie letztlich nichts tun konnte, um den Sturz ihrer Schwester zu verhindern; einen kurzen Augenblick später entglitt ihr Knospe endgültig und fiel wie eine winzige Eichel genau zwischen die sich balgenden Löwenjungen.
    Mutter Löwe, außer sich vor Wut, daß jemand es wagte, ihre Jungen zu bedrohen, war mit einem Satz auch auf dem Boden. Der dünne Zweig, an den Maya sich klammerte, schnellte wie der hoch in den Himmel zurück.
    Die Männer rannten. Als sie den Rauchsee erreichten, wandten sie sich den beunruhigenden Kampfgeräuschen im Wald zu. An ihrer Spitze schwang Speer die Waffe, der er seinen Namen verdankte. Geist hielt leicht mit ihnen Schritt, obwohl er seine komplette Würdenpracht aus der Haut und dem Schädel des Rentieres trug. In seiner Linken hielt er eine Rassel, und in seiner Rechten einen kurzen, aber nichtsdestotrotz todbringend scharfen Zeremonienspeer.
    Haut und Stein und Klaue und weitere Männer eilten hinter ihnen her, die Gesichter vor Sorge verzerrt. Sie waren Jäger; sie verstanden nur zu gut die Bedeutung der Geräusche, die sie da hörten.
    »Beeilung!« befahl Speer. Sie senkten die Schultern und liefen noch schneller, sprangen über niedrige Büsche, kletterten in Windeseile die kleine Schlucht hinab und auf der anderen Seite wieder hinauf und erreichten den eigentlichen Wald.
    Kurz darauf stürzten sie auf die

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