Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Maya und der Mammutstein

Maya und der Mammutstein

Titel: Maya und der Mammutstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Allan
Vom Netzwerk:
ins Geisterhaus ziehen soll.« Dann kam ihr ein neuer Gedanke. »Alte Beere, bedeutet das, daß ich jetzt Zaubers Frau bin?«
    Maya war eine seltsame Mischung aus Naivität und Klug heit. Sie wußte, daß die Männer des Volkes Frauen als Eigentum betrachteten. Das war ganz natürlich. Einige Männer hatten nur eine, andere hatten zwei oder gar drei. In einigen Fällen, wie bei ihren beiden Vätern, Haut und Speer, verhielt es sich noch anders, sie teilten sich ihre Frauen, die Frauen jedoch kümmerten sich jeweils nur um ihre eigenen Kinder.
    Doch sie war sich nicht ganz sicher, was es mit diesen Bezie hungen überhaupt auf sich hatte. Begriffe wie Begehren und Leidenschaft waren für Maya so fremd und so geheimnisvoll wie der Mond.
    Beere biß sich auf die Zunge und verkniff sich die scharfe Erwiderung, die ihr sogleich auf Mayas Frage in den Sinn kam. Maya die Frau von Altem Zauber? Er war zu alt für die Vergnügungen der jungen Männer.
    Alte Beere schätzte, daß Zauber schon seit Jahren keine Erektion mehr gehabt hatte. Aber was zum Teufel wollte der alte Schamane dann mit dem Mädchen? Beere und Maya kochten schon für ihn, hielten sein Feuer in Gang und sammelten die Krauter und Beeren, die er für seine Arbeit benötigte. Ihr Zelt stand weniger als zehn Fuß von seinem entfernt.
    Warum war es nötig, daß Maya ganz in das Geisterhaus zog?
    Sie vermu tete, daß es etwas mit dem Geheimnis zu tun hatte, obwohl es nun klar war, daß Zauber seine ursprüngliche Absicht, Maya einzuweihen, geändert hatte. Sie hatte sie so vorsichtig wie möglich darüber ausgefragt, ohne jedoch auf den Kernpunkt zu sprechen zu ko mmen, doch das einzige Geheimnis, an das Maya sich erinnern konnte, war das, nach dem Zauber sie gefragt hatte, ob sie es kenne.
    Und doch hatte das Mädchen den Mammutstein in seinen Händen gehalten. Das mußte doch etwas bedeuten!
    »Ich weiß nicht«, entgegnete Beere schließlich. »Vielleicht.« Sie streckte die Hand aus und versetzte Maya einen Klaps auf den Rücken. »Aber aus all dem wird nichts werden, wenn du nicht irgendwann damit fertig wirst zu packen, Mädchen. Und ich sage dir noch etwas: Du magst ja jetzt eine Frau sein, aber du wirst immer mein kleiner Liebling bleiben.« Sie schwieg, entdeckte erstaunt, daß das die Wahrheit war. Es war ihr einfach so herausgerutscht, doch es war so wahr wie irgend etwas in der Welt.
    Maya, ihre Bürde, war irgendwie zu Maya, die sie liebte, geworden. Und sie würde doppelt auf sie achtgeben, nun, da sie nicht mehr Tag und Nacht mit ihr zusammen sein konnte.

KAPITEL ELF
    Das Grüne Tal: 17983 v. Chr.
    Maya summte leise vor sich hin, während sie ihre Bettfelle auf einem süß duftenden Berg von Kiefernzweigen zurechtlegte. Sie hatte sich ein eigenes kleines Reich in den beengten Verhältnis sen des Geisterhauses eingerichtet, ein winziges Fleckchen am Feuer, der Bettstatt des Schamanen gegenüber. Sie wußte nicht, warum sie diesen speziellen Platz ausgesucht hatte, aber irgend etwas hatte ihr geraten, sich nicht an dem Fleck neben dem Schlafplatz des alten Schamanen niederzulassen.
    Es war sehr still im Lager. Das fiel ihr nun plötzlich auf, und ihr Kopf fuhr in die Höhe, die Augen offen und wachsam. Die vertrauten alltäglichen Geräusche, wie die von Schritten, Gelächter, von scherzhaften Rufen der Männer und vieles mehr, waren nicht zu vernehmen.
    Maya hatte mit hochschäumender Begeisterung im Herzen ihre Habseligkeiten von Beeres Haus in ihr neues Heim gebracht - doch selbst da schon hatte ein Teil von ihr die unheilvolle Stille wahrgenommen, die Atmosphäre gespannter Verlassenheit, die über der Siedlung hing. Einen kurzen Moment lang hatte sie das unheimliche Gefühl gehabt, daß alle fort seien, sie zurückgelassen hatten und daß sie nun mit etwas anderem völlig allein sei.
    Verstohlen hatte sie einen Blick hinter sich geworfen und war sich dabei töricht vorgekommen. Sie konnte den Grund für ihr Tun nicht erklären, außer daß sie einen fürchterlichen Augenblick lang die Gegenwart von etwas anderem dort gespürt hatte. Doch da war nichts, natürlich nicht; nichts als verlassene Wege und glimmende Feuerstellen und dünne Rauchfähnchen, die müßig in den leeren Himmel stiegen.
    Die Männer befanden sich alle im Mysterienhaus; die Frauen, für immer aus jenen heiligen Bezirken ausgeschlossen, warteten draußen, die einen standen, die anderen hockten dort und flüsterten mit gesenkten, besorgten Stimmen miteinander. Das war der

Weitere Kostenlose Bücher