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Maya und der Mammutstein

Maya und der Mammutstein

Titel: Maya und der Mammutstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Allan
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bedächtig und dachte über die Ereignisse des Nachmit tags nach.
    Geist hatte sie zurück zum Heimlager gebracht; der Spaziergang war wundervoll gewesen. Sie hatte sich fast gefühlt, als chwebe sie, als sie sich Geists Schritt angepaßt hatte, obwohl der junge Schamane ein wenig hinkte. Er hatte sogar wieder ihre Hand gehalten, und die Wärme, die Berührung hatten unbestimmte Sehnsüchte in ihr geweckt.
    Doch sie war auch zutiefst verunsichert. Es war ihr noch genug von ihrem scharfsinnigen Verstand geblieben, um sich selbst in dem Augenblick, als sie den Weg entlangschritten, zu fragen, welche Motive Geist wohl haben könnte.
    Warum gerade jetzt? hatte sie sich gefragt. Warum jetzt, nach all dieser Zeit?
    Denn sie vertraute ihrem Instinkt, und trotz des Gefühlsaufruhrs an jenem Nachmittag wußte sie nur zu genau, daß Geist sie noch kurz zuvor ganz und gar nicht gemocht hatte. Während sie auf dem zähen Fleisch herumkaute (beim ersten Bissen schmeckte es ganz ähnlich wie Rinde; erst nach harter, die Kie fermuskeln strapazierender Kauarbeit begann es, seine verborgenen Säfte abzugeben), versuchte sie, seinen nahezu unfaß baren Sinneswandel zu deuten.
    Und dann fiel ihr die Antwort ein: das Blut. Es war das Blut zwischen ihren Beinen, das diesen abrupten Wandel bewirkt hatte!
    Die Anzeichen waren die ganze Zeit deutlich zu sehen gewesen. Sie hatte sie nur schlicht nicht bemerkt oder nicht verstanden, was sie bedeuteten.
    Nun stürzten all diese geheimnis vollen Dinge auf sie ein, als hätte sie sie nie zuvor richtig gesehen, doch im gleißenden neuen Licht ihres Frausein s schimmerten sie hell und aufschlußreich.
    Sonnenblume.
    Sie dachte an Sonnenblume, ein Mädchen, das ein Jahr älter war als sie.
    Es bestand kein besonderer Grund dafür, daß die Erinnerung an einen Vorfall, in den sie verwickelt gewesen war, S1e gerade jetzt überfiel, wenigstens kein offen ersichtlicher Grund, denn der Vorfall war schmerzlich gewesen. Es war ein weiterer Mißerfolg gewesen, einer, der sie wieder ganz fest in wer Einsamkeit verankert hatte, obwohl Sonnenblume das zu Jenem Zeitpunkt nicht gewußt hatte.
    Sonnenblume hatte von Geburt an einen völlig verkrüppelten rechten Fuß, der es ihr unmöglich machte, wie die anderen zu gehen, so daß sie fast ebenso eine Außenseiterin war wie Maya selbst. Sie hatte jedoch ein sanftes, schüchternes Wesen, gepaart mit einer kämpferischen Natur. Sie bemühte sich immer, mit den anderen Mädchen zusammenzusein, auch wenn die langen Ausflüge eine Qual für sie waren. Doch manchmal neigte sie dazu, stundenlang zu verschwinden, und sie tobte und tollte auch nicht mit den anderen herum. Sie flocht gerne Blumenketten, die sie sich um den Hals wand, Blüten in Weiß und Blau und zartem Rosa.
    Manchmal hatte Maya sie aus der Entfernung gesehen, inmitten von wilden, üppigen Büschen, wie sie sich bückte und vorsichtig die prachtvollen Blüten pflückte, und auf ihren ruhigen, ausdruckslosen Zügen lag dann ein sanfter entrückter Ausdruck.
    Weil Sonnenblume so schüchtern war, dachten manche Erwachsene, sie sei von einem Geist besessen, der sie schwachsinnig mache, wie es hin und wieder geschah, doch Maya spürte die wache Intelligenz, die tatsächlich unter Sonnenblumes stiller, in sich gekehrter Art wohnte.
    Maya hatte gar davon geträumt, sich mit Sonnenblume anzufreunden, wurde ihnen doch beiden soviel Einsamkeit und Zurückweisung zuteil.
    Doch dann war etwas geschehen. Mit einem Schlag war Sonnenblume keine Außenseiterin mehr gewesen.
    Wenigstens nicht bei den jungen Männern, die wie gierige, schlaksige K rähen um sie zu schwirren begannen, und in ihren Augen funkelte eine geheime Erregung.
    Doch Maya bemerkte mit dem kritischen Blick der ewigen Außenseiterin noch mehr. Auch wenn Sonnenblume unter den Mädchen immer noch keine Freundinnen hatte, so nahmen die Frauen doch immer mehr Notiz von ihr. Sie nickten ihr jetzt häufiger zu, sprachen mit ihr und halfen ihr sogar hin und wie der bei ihren Pflichten.
    Und Sonnenblume machte es sich immer öfter zur Gewohnheit zu lächeln.
    Maya beobachtete diese Vorgänge mit stummem Staunen und in der geheimen Hoffnung, daß das, was Sonnenblume verwandelt hatte, auch ihr eines Tages zuteil werden würde. Nach wie vor entfernte sich Sonnenblume hin und wieder für längere Zeit vom Lager, gewöhnlich am Nachmittag, doch gegenüber früher gab es einen Unterschied. Sie kehrte nicht mehr mit gefertigten Halsketten aus Blüten zurück. Um

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