Maya und der Mammutstein
ließ ihn an etwas denken ...
... an verschiedene Träume, die er manchmal hatte.
Ein neuer Gedanke kam ihm. Offensichtlich war das Kind den Frauen weggelaufen. Und die Frauen, soviel war ihm bekannt, sammelten Nüsse und Beeren in der Nähe des Lagers, und somit hatte sich der Junge sehr weit von ihnen entfernt. Er hatte Glück gehabt, daß er zufällig auf Geist getroffen war, anstatt in Sumpf oder Treibsand zu geraten oder gar einem herumstromernden Höhlenlöwen in die Fänge zu laufen.
Dieser Gedankengang erregte Geist auf unerklärliche Weise. Es war fast, als ob ihm der Junge gesandt worden wäre.
Der Wald war völlig still gewesen. Der Junge hatte schließlich Geists Beine losgelassen, war zurückgewichen und hatte sich offensichtlich erschöpft fallen lassen.
Geist bemerkte, daß das Kind ihn anlächelte, ein glückliches kleines Lächeln, vertrauensvoll.
Vielleicht war ihm der Junge geschickt worden, um ihn in der Kunst des Lächelns zu unterweisen.
Geist beugte sich vor, hob die schmächtige Gestalt auf seine Arme und ging wieder zu seinem Platz am Wasser. Er ließ sich mit untergeschlagenen Beinen nieder und setzte den Jungen in seinen Schoß.
Glücklich rekelte er sich dort herum. Den Körper des kleinen Jungen an seinem zu spüren erinnerte Geist wieder an diese anderen Träume.
Heiße Träume.
Das Kind lächelte Geist an.
Geist lächelte zurück.
Das Gesicht des Jungen wandelte sich, als er zu weinen begann, und dann hieb er auf Geist ein, und die kreischenden, gellenden Geräusche, die aus seinem weit aufgesperrten Mund drangen, waren so laut, daß sie Geists Trommelfelle schmerzen ließen.
»Psst! Sei still!« sagte Geist. Er versuchte es noch einmal mit einem Lächeln, machte alles aber nur noch schlimmer damit. Jetzt trommelte der Kleine mit seinen winzigen Fäustchen gegen Geists Brust, und sein Gesicht war rot und häßlich geworden.
Geist preßte ihm seine große Hand auf den Mund. Der Junge biß fest in das harte Fleisch von Geists Handinnenfläche, so daß dieser sie mit einem unterdrückten Fluch zurückzog.
Immer noch fand Geist den plötzlichen Schmerz interessant. Das kleine Ding wurde so wirklicher für ihn. Erneut legte er ihm die Hand auf den Mund, wartete auf das Gefühl des Schmerzes, das ihm diese Kinderzähne verschafften.
»Ah!« machte Geist, obwohl er diesmal eigentlich keinen allzu großen Schmerz verspürte.
Das Kind war mittlerweile völlig panisch, es kreischte und schlug um sich. Dann entleerte sich seinen Darm. Geist fühlte, wie etwas Heißes, fast flüssiges über seine Leiste sickerte.
Es war ganz hart da unten, genauso wie in seinen anderen Träumen.
Hitze stieg von seinem Hodensack auf, breitete sich in seinem Bauch aus.
Irgendwie schien er es gar nicht mehr hören zu können, obwohl es ganz offensichtlich immer noch eine Menge Krach machte.
Er krallte seine Finger in das weiche Fleisch seines Nackens und sah zu, wie die Haut dort langsam an Farbe verlor.
Er hob seine andere Hand vor die Augen und starrte auf die Abdrücke der Zähne auf seiner Handfläche, auf die winzigen Bluttröpfchen. Er sah auf das Balg hinab, und was er als nächstes tat, erschien ihm völlig natürlich.
Es hatte Löcher, und aus diesen Löchern quollen Krach und Flüssigkeiten. Geist dachte sich, daß er diese Löcher wohl am besten zustopfen sollte. Sie auffüllen, so daß kein Lärm und keine Nässe mehr aus ihnen dringen konnte.
Vielleicht sollte man Schlamm nehmen. Er schaufelte ein bißchen feuchte Erde auf und versuchte, sie dem Ding in den Mund zu stopfen, doch es spie alles wieder aus. Nein, Schlamm war keine gute Idee. Finger?
Aber er biß ihm in die Finger, und obwohl Geist den Schmerz immer noch recht interessant fand, kam er zu dem Ergebnis, daß Finger auch keine gute Idee seien. Vielleicht...
Später, nachdem er fertig gewesen und die Farbexplosion, die er gefühlt, geschmeckt, gerochen hatte, wieder zu jenem stump fen Grau verblaßt war, hatte Geist die zerschlagenen, zerfetzten Überbleibsel weit in den Rauchsee hinaus geschleudert, hatte zugeseh en, wie sie noch ein wenig an der Oberfläche getrieben waren, bevor sie schließlich in dem roten, trüben Schaum versunken waren.
Er wusch sich die Hände in dem warmen Wasser, und als sie wieder sauber waren, erstaunte es ihn, wie gut er sich fühlte. Er lehnte sich über das immer noch schwach rosafarbene Wasser hinaus, erinnerte sich nochmals an die Farben, die er zum erstenmal in seinem Leben gesehen
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