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Maya und der Mammutstein

Maya und der Mammutstein

Titel: Maya und der Mammutstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Allan
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hatte, und lächelte erneut. Nicht schlecht. Alles andere als schlecht. \
    Später am Abend hatte Aufruhr im Lager geherrscht. Es hatte etwas mit einem vermißten Kind zu tun. Geist schenkte dem keine Aufmerksamkeit, selbst als sie zu ihm kamen, damit er seine Magie anwenden solle. Er führte ein Ritual durch, aber es zeigte keine Wirkung. Der Junge wurde nie gefunden.
    Geist erstaunte das nicht. Sie würden ihn nie finden, weil er nie existiert hatte. Er war nur ein Geist gewesen, ein armer Geist.
    Arm, sagte Geist. Und wer konnte schon so einen Geist fin den?
    Doch das lag alles in der Vergangenheit verborgen, als er in . Nacht erwachte und erkannte, daß die Herrin der Marionetten, Siedieerhaßte, ihn wieder heimgesucht, wenn auch diesmal nur wenig verwundet hatte.
    Und während er dort in seinem finsteren Elend lag, kam ganz kurz etwas über ihn. Eine Erinnerung, die eigentlich keine Erin nerung war, eher eine Vision, die ihm eingegeben worden war, etwas, das nichts mit ihm und dem Leben, das er führte, zu tun hatte. Es war eine Schreckensvision, die ihn ganz verschluckte, ihn zerstörte.
    Es war, als habe sich eine breite, hohe Tür geöffnet, und irgend etwas sei hindurchgekommen.
    Einen kurzen Moment lang dachte er, Siedieerhaßte könne es gewesen sein. Doch noch als er an sie dachte, erfaßte ihn ein solcher Ekel, daß er sich auf die Seite wälzte und sich erbrach, bis nichts mehr kam als dünne grüne Galle.
    Während er dort in seiner Verzweiflung lag, in Schmerz und Erbrochenem, kam ihm irgendwie der Gedanke, daß es vielleicht doch nicht Siedieerhaßte gewesen war, die ihn in jener Nacht heimgesucht hatte. Nein, ganz und gar nicht.
    Aber etwas anderes.
    Nach einer Weile begab er sich wieder zum Schlafen und träumte von Schlangen. Es war gut, daß er alleine schlief. Kein menschliches Wesen hätte den widerwärtigen Anblick seines Lächelns in jener Nacht ertragen.
    Beere gesellte sich zu dem Schamanen und zu Maya und aß mit ihnen kaltes Trockenfleisch von einem Bison, das Speer und Haut vor zwei Wochen nördlich der Klippenwand erlegt hatten. Sie hockten auf den eingesessenen Baumstümpfen vor dem Geisterhaus; die Feuerstelle vor ihnen, normalerweise eine fröhliche Quelle der Wärme, lag nun öd und dunkel. Im Innern des Geisterhauses, inmitten des kleineren der beiden Steinkreise, stand ein Tontopf, in den die Herdfeuerkohlen gebettet worden waren. Im Unterschied zu jenen schwach glimmenden Kohlestücken der anderen Feuer, die der Mann gleichen Namens, Feuer, in seiner Höhle barg, blieben diese Kohlen getrennt von den anderen. Dieses Feuer war geheiligt, und Zauber würde es nicht aus seiner Obhut geben.
    Die normalen Alltagsgeräusche des Dorfes waren gedämpft, als sei auch das Leben mit den Feuern fast ganz niedergebrannt. Hoch oben funkelten die Sterne wie Eisensplitter, kalt und fern; ein sichelförmiger Mond stieg soeben über dem schattenhaften Klippenwall auf, und sein bleiches Licht umfloß stumme, sich langsam bewegende Gestalten. Kalt war es indes nicht; wenigstens die Wärme der Feuerstellen würden sie nicht vermissen.
    Maya wußte, daß viele in dieser Nacht im Freien schlafen würden, ihre Bettstellen mit den Füßen zum Überhang ausgerichtet, der die Hitze, die der schwarze Stein tagsüber gespeichert hatte, wieder ausströmte. Sie würde sich ihnen natürlich nicht anschließen; ihr Platz war bei ihrem Mann, auch wenn Alter Zauber keine jener männlichen Neigungen an den Tag gelegt hatte, über die sie sich anfangs, als sie in das Geisterhaus gezogen war, den Kopf zerbrochen hatte.
    In der Tat hatte Zauber nichts an seiner Beziehung zu ihr geändert. Der einzige Unterschied, den der Umzug mit sich gebracht hatte, war der, daß der Lärm, den sie in den langen Nächten erdulden mußte, anders war.
    Beere hatte in langgedehnten, pfeifenden Zügen geschnarcht, die fast wie Husten klangen. Zauber bevorzugte eine tiefere Tonlage mit weniger Pfeifgeräuschen, doch dafür blähte er gehörig, so daß Maya am Morgen froh war, die Zeltklappe zurückschlagen zu können und ein wenig frische Luft hereinzulassen.
    Nach wie vor jedoch schlief sie gemeinsam mit einem alten Menschen in einem kleinen Zelt; nur die Geräusche und die Art des Gestanks hatten sich geändert, und allmählich kam sie zu der Überzeugung, daß das alles war, was sich jemals ändern würde.
    In gewisser Weise verspürte sie Erleichterung darüber. Sie ließ den Blick über das im Dunkel liegende Lager schweifen, kaute

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