Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Maya und der Mammutstein

Maya und der Mammutstein

Titel: Maya und der Mammutstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Allan
Vom Netzwerk:
gegeben, und so war in seinem tiefsten Innern nichts als eine kalte, wirbelnde Leere, wo namenlose Wesen in der Nacht plapperten.
    Er war eine leere Hülle, die wie ein Mann einherging, doch das war sein Geheimnis, eins, das er nie enthüllen durfte, denn wenn jene, die ihm gefährlich werden konnten - wie Zauber und Beere -, jemals entdecken sollten, wie verkümmert, wie leer, wie wahrhaft anders er war, dann würden sie möglicherweise die Hülle aufreißen und sehen ... ... nichts.
    Überhaupt nichts.
    Es hatte ihn lange, lange Jahre gekostet, die wahre Bedeutung seiner eigenen Existenz zu ergründen, schließlich zu verstehen, daß er keine Bedeutung hatte, die über das hinausging, was die Geister mit ihm im Sinn hatten. Doch selbst Dinge, die benutzt wurden, konnten lernen, andere Dinge zu benutzen. Und das hatte er dann auch getan, hatte gelernt, zu manipulieren und zu täuschen.
    Einmal, vor vielen Jahren, hatte, er bemerkt, daß viele aus dem Volk -
    Speer insbesondere - ihm oft verstohlene Blicke zuwarfen und dann wegsahen, wobei ein ganz besonderer Ausdruck des Abscheus ihre Lippen nach unten zog und die Haut ihrer Wangen furchte. Als hätten sie etwas Schlechtes gerochen. Das hatte ihn verunsichert und geängstigt.
    Aus diesem Grund hatte er das Volk (die Dinge) genau beobachtet und nach Hinweisen gesucht. Schließlich hatte er geglaubt, den Grund für die verstohlenen Blicke herausgefunden zu haben - die anderen reagierten so auf einen ganz bestimmten Gesichtsausdruck.
    Dazu war es nötig, die Zähne andeutungsweise zu blecken und die Lippen so zu dehnen, daß eine aufwärts weisende Bie gung entstand.
    Der Ausdruck wurde >Lächeln< genannt. Er dachte noch ein wenig eingehender darüber nach und erkannte, daß Speer und die anderen ihn nur, wenn er lächelte, mit diesem an Furcht grenzenden Ausdruck ansahen. Am Ende machte er sich auf den Weg zum Dritten See, zu einem Fleckchen am Ufer eines Arms, der fast immer ruhig und still war, und in dessen stillem Wasser er sein eigenes Gesicht sehen konnte.
    Er begann zu üben. Er schob seine Gesichtshaut mit den Fin gern hoch und runter, steckte sie sich in den Mund und zog die Lippen hierhin und dorthin. Er brauchte Monate geheimen Übens, bis er den Trick dabei herausbekam, und viele weitere Monate, bis er schließlich lächeln konnte.
    Nach einer Weile konnte er sogar das verzweifelte Verlangen unterdrücken, zu schreien, wenn er sein Spiegelbild sah.
    Vielleicht war es das andere Ding, das ihm dabei geholfen hatte. Hin und wieder dachte er über das andere Ding nach, immer dann, wenn die Welt für ihn besonders kalt und grau war. Das andere Ding hatte es ihm ein bißchen wärmer ums Herz werden lassen, hatte ihm Farbblitze gebracht, die über seine Gedanken gezuckt waren wie der Schein verglühender Kohlen in einem nächtlichen Feuer.
    Es war einfach so passiert. Er war unten am Wasser gewesen, hatte seine Haut wie schlaffen Ton verschoben, als er ein schwaches Weinen vernommen hatte. Hinten in den Wäldern, dachte er und drehte sich überrascht um. Ja, in den Wäldern. Und es kommt näher.
    Er kroch über den Boden, bis er hinter einem großen Felsen versteckt war, und wartete dort, während eine seltsame Erregung in seinem Magen kribbelte.
    Als ein kleiner Junge aus dem Wald tapste, dessen Füße über den Weg stolperten und dem Tränen die Wangen hinunterrannen, fühlte Geist sich auf merkwürdige Weise betrogen. Nur eins der Bälger - er erkannte dieses spezielle natürlich nicht; es war schon schwer genug für ihn, all die Erwachsenen, die von Bedeutung für ihn gewesen waren, auseinanderzuhalten -, und er fühlte sich leicht verärgert darüber, daß seine wichtige Übungszeit von so etwas Bedeutungslosen unterbrochen worden war.
    Er stand auf.
    Der kleine Junge - nicht älter als sieben Jahre - erblickte ihn und blieb stehen. Er schniefte zweimal auf, rieb sich mit den Knöcheln über die geröteten Augen, gab dann einen kurzen, glücklichen Laut von sich und schwankte vorwärts.
    Geist trat von dem Felsbrocken weg und wartete, die Arme vor der Brust gekreuzt, bis das Kind ihn erreicht hatte, ihm die Arme um die Knie schlang und ihn festhielt.
    »Laß los!« verlangte Geist, doch das Kind preßte sich nur um so fester an ihn. Zögernd streckte Geist die Hand nach unten aus und tätschelte den Jungen leicht den Kopf. Das Kinderhaar dort oben war fein und dünn; er spürte die zarten Knochen des Schädels darunter.
    Das war ziemlich interessant. Es

Weitere Kostenlose Bücher