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Mayabrut (German Edition)

Mayabrut (German Edition)

Titel: Mayabrut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Argos
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noch einmal an und dann dämmerte es ihm. Wenn man diese gläserne Kugel auf dem Kopf ignorierte, stand da ein normaler, einarmiger Mensch, in einem Gewand, das dem der Kogui ähnelte. Nur waren Hose und Hemd etwas zu groß geraten - einen Unterschied gab es aber doch, die Kogui nähten keine Handschuhe an ihre Hemdsärmel.
    Und das auf dem Plateau flackernde Feuer, dessen Holzscheite durch den Luftwirbel der Rotorblätter in die Tiefe geblasen wurden, gehörte vielleicht zu einem Opferritual.
    Auf einmal schien alles zusammenzupassen. Nochmals leierte er das Video vorwärts und rückwärts. Dann ließ er das Ganze in Zeitlupe Revue passieren und nun erblickte er am Rand ein weiteres Bauwerk. Es hatte eine rechteckige Form und an einer L-förmigen Ecke befanden sich Treppen - ein Ballspielplatz der Maya, der dem des Copáner Ruinenkomplexes ähnelte. Was bedeutete dies alles? Ein absurder Gedanke flackerte in ihm auf, aber er wehrte sich noch dagegen – es konnte einfach nicht sein - es war zu ungeheuerlich.
    Wenn dies alles einen Sinn ergeben sollte, wenn es real sein sollte, gab es nur eine einzige logische Erklärung – jemand hatte ihm mit diesem Film eine archäologische Sensation zugespielt; und dieser Jemand hatte ihm seine Telefonnummer hinterlassen.
    Wie in Trance holte er ein Handy aus seiner Brusttasche, während er mit der anderen Hand den Sommerponcho von seiner Schulter nestelte und den Schweiß von der Stirn tupfte. Eine sonore Stimme mit leichtem Akzent meldete sich: „Hier Ruslan Sutin, was kann ich für Sie tun?“

5. Der Smaragddolch
     
    Bogotá, D.C.
    Montag, 20. August 2012
     
    Mechanisch sortierten seine Hände Smaragde nach Güteklassen zu mehreren Häufchen auf dem mit Papiertüchern abgedeckten Tisch. Seine Gedanken wirbelten durcheinander, überschlugen sich, rollten umher wie die Steine vor ihm.
    Wieso, saß er hier herum und ging seinen Geschäften nach und wieso berührte ihn Marias Tod immer weniger – wieder und wieder stellte er sich diese beängstigende Frage.
    Seine Hände fingen an zu flattern. Zitternd nestelte er an seiner Stirnlupe herum und berührte dabei seine vor Schweiß triefenden Haare. Nun bemerkte er auch, dass sein gestärktes Hemd wie ein nasser Wischlappen an ihm herunterhing. Seine Nerven flatterten, sie konnten all die Erlebnisse der letzten Tage nicht mehr verarbeiten – wie auch, und wo sollte er anfangen?
    Andächtig tastete er nach dem glitzernden Steinbrocken in der Mitte des Tisches, der wie ein kleiner Eisberg aufragte. Mit Augustinos Fund hatte alles so friedlich angefangen, und dann hatte sich dieser Tag zu einem blutigen Inferno gesteigert. Sein Pilot Diego war verschwunden und zwei Dutzend seiner Mineros lagen, zum Teil schwer verletzt, in der teuersten Privatklinik von Bogotá. Vor einer Stunde hatte er die sieben Mineros besucht, denen es besser ging. Bei anderen war ihr gesundheitlicher Zustand kritisch, und fünf Menschen waren nicht mehr auf dieser Welt. Die zwei Wächter an der Brücke hatte man zuerst ermordet. Maria, seine große Liebe, seine große Sehnsucht und Juans Braut, war tot. Das andere Opfer, den MG-Schützen unter dem Willy-Jeep, hatte er zusammen mit dessen Bruder vor Kurzem selbst eingestellt. Der Bruder des Getöteten hatte mittlerweile bei der Armee seinen Dienst angetreten – Gott sei Dank.
    Er schluckte und erinnerte sich, wie die Augen der beiden Brüder geleuchtet hatten, als sie schon in der ersten Schicht einen Smaragd fanden und  ihm ihren Fund am Feierabend freudestrahlend präsentierten. Auch in den staubbedeckten Augen des alten Augustino hatte das Feuer des fündigen Smaragdsuchers geflackert. Drei der Opfer hatten im glücklichsten Moment ihres Daseins ihr Leben lassen müssen –  dieser Gedanke versöhnte ihn ein wenig.
    In wenigen Minuten würde dieser Sutin auftauchen, er musste sich unbedingt noch frisch machen. Ein Duschbad später und neu eingekleidet, sah er dem Kommenden, sah er dem Besuch des Russen entspannt entgegen.
    Was soll`s, was hatte er schon zu verlieren? Sutin würde man gründlich durchsuchen, sodass er nicht erneut um sein Leben fürchten musste. Er konnte sich die Geschichte des Russen anhören, seine angeblich überzeugenden Beweise sichten und letztendlich frei entscheiden, wie und ob es weiter gehen sollte.
    Von seinem Fenster aus beobachtete er einen Fahrzeugkonvoi. Fünf weiße VW-Touareg bildeten eine massive Keilformation um einen weiß schillernden Maybach. Darin musste Sutin

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