Mayas Tagebuch: Roman (German Edition)
Wolltest du nicht eine Jacht?«
»Eine Jacht? Wieso eine Jacht? Ich will bloß zurück nach Kalifornien!«
»Ach, die dämliche Kuh will zurück nach Kalifornien!«, feixte er.
»Bitte, Brandon. Ich sage keinem was, versprochen, du kannst beruhigt mit deiner Familie nach Brasilien gehen.«
Mit großen Schritten ging er hin und her, stampfte zornig auf, während ich schweißgebadet neben dem Wagen stand und zu begreifen versuchte, wie es dazu gekommenwar, dass ich mich in dieser staubigen Hölle befand und von diesen Taschen voller grüner Scheine wusste.
»Ich habe mich in dir getäuscht, Laura, du bist dümmer, als ich dachte«, sagte er schließlich. »Von mir aus kannst du zum Teufel gehen, wenn es das ist, was du willst, aber in den nächsten zwei Wochen musst du mir helfen. Kann ich auf dich zählen?«
»Natürlich, Brandon, ich tue, was du willst.«
»Vorerst tust du gar nichts, außer den Rand halten. Wenn ich es dir sage, rufst du Adam an. Erinnerst du dich an meine Anweisung?«
»Ja, ich rufe ihn an und sage ihm, wo seine beiden Taschen sind.«
»Nein! Du sagst ihm, wo seine El-Paso-TX-Taschen sind. Und sonst nichts. Verstanden?«
»Ja, natürlich, ich sage ihm, wo seine El-Paso-TX-Taschen sind. Mach dir keine Sorgen.«
»Und sei bloß vorsichtig, Laura. Wenn dir nur ein Wort über all das rausrutscht, dann wird es dir leidtun. Willst du wissen, was dann passiert? Ich kann es dir genau sagen.«
»Ich schwöre dir, Brandon, ich sage niemand was.«
Wir fuhren schweigend nach Las Vegas zurück, aber in meinem Kopf dröhnte es wie Glockenschläge: Brandon Leeman würde sich von mir »trennen«. Mir war schwindlig und übel wie in jener Nacht, als Fedgewick mich in dem schäbigen Motel mit Handschellen ans Bett gefesselt hatte; ich sah den grünlichen Schimmer der Leuchtanzeige wieder vor mir, hatte den Geruch in der Nase, spürte die Schmerzen, die Todesangst. Nachdenken, ich muss nachdenken, ich brauche einen Plan … Aber wie hätte ich nachdenken sollen bei allem, was ich intus hatte, ich wusste ja nicht einmal mehr, was ich wann genommen hatte. Um vier Uhr am Nachmittag kamen wir müde, staubig, verschwitzt und durstig in der Stadt an. Leeman setzte mich am Club ab, damit ich mich vor meiner abendlichen Runde frischmachte, und fuhr selbst weiter zur Wohnung. Zum Abschied gab er mir die Hand und sagte, ich solle mir keine Sorgen machen, er habe alles im Griff. Es war das letzte Mal, dass ich ihn sah.
Der Club besaß nicht den extravaganten Luxus der Hotels am Strip, keine angeberischen Milchbäder in Marmorbecken oder blinden Masseure aus Shanghai, aber er war das größte Fitnessstudio der Stadt und hatte das vielfältigste Angebot, mehrere Trainingshallen, jede Menge Foltergeräte für Muskelaufbau und Dehnung, einen Wellnessbereich mit allen erdenklichen Anwendungen für Gesundheit und Schönheit, einen Frisiersalon für Menschen und einen für Hunde und ein Hallenbad, in dem man einen Pottwal hätte halten können. Ich sah ihn als meinen Stützpunkt an, hatte unbegrenzt Kredit, konnte den Wellnessbereich nutzen, schwimmen oder zum Yoga gehen, wozu ich mich allerdings immer seltener aufraffte. Die meiste Zeit verbrachte ich auf einem der Liegestühle und starrte ins Leere. In den Club-Schließfächern bewahrte ich meine Wertsachen auf, die in der Wohnung vor Unglücklichen wie Margaret nicht sicher waren und selbst vor Freddy nicht, wenn der was brauchte.
Nach unserer Rückkehr aus Beatty wusch ich mir die Müdigkeit unter der Dusche ab und schwitzte den Schreck in der Sauna aus. Sauber und zur Ruhe gekommen, schien mir meine Lage weniger beängstigend, mir blieben zwei volle Wochen, Zeit genug, mir etwas einfallen zu lassen. Ich durfte nichts überstürzen, jede unüberlegte Handlung konnte fatale Folgen für mich haben, also musste ich tun, was Brandon Leeman wollte, bis ich eine Möglichkeit gefunden hätte, ihn mir vom Hals zu schaffen. Die Vorstellung, mit seiner Familie unter Palmen an einem brasilianischen Strand zu liegen, ließ mich schaudern; ich musste nach Hause.
Als ich nach Chiloé kam, beschwerte ich mich, hier sei nichts los, aber ich muss das zurücknehmen, denn es ist etwas passiert, das es verdient, in goldener Tinte und Großbuchstaben geschrieben zu werden: ICH BIN VERLIEBT! Mag sein, ich sollte das noch gar nicht so nennen, es sind erst fünf Tage, aber die Zeit spielt dabei gar keine Rolle, ich bin mir meiner Gefühle absolut sicher. Ich bin im siebten Himmel, wie
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