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Mayday

Mayday

Titel: Mayday Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas H. Block , Nelson DeMille
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sperrte ihr die Tür auf, und O’Neil kam mit ihrem Tablett ins Cockpit. »Der Kaffee ist serviert, Gentlemen.«
    »Der Kuchen ist für mich, Terri«, sagte Stuart.
    Jeder nahm sich eine Plastiktasse, und Stuart bekam außerdem den Kuchenteller. Die Stewardess sah, daß Fessler und McVary einen merkwürdigen Blick wechselten, der offenbar eine Art Signal war. O’Neil war sich darüber im klaren, daß Kopilot und Flugingenieur irgendein Spiel trieben – und daß es mit ihr zusammenhing. Diese Männer! Nachdem die drei ihren Dank gemurmelt hatten, verließ O’Neil das Cockpit und zog die Tür hinter sich ins Schloß.
    Captain Stuart hatte auf Kaffee und Kuchen gewartet, als sei diese Pause ein besonderes Ereignis: ein Meilenstein entlang einer schnurgeraden Wüstenstraße. Er aß langsam seinen Kuchen und lehnte sich dann zurück, um den Kaffee zu trinken. Stuart konnte sich als einziger der drei Männer im Cockpit an eine Zeit erinnern, in der an Bord alles auf echtem Porzellan serviert worden war. Damals hatte es dazu Silberbesteck gegeben, und das Essen hatte ein bißchen weniger künstlich geschmeckt. Der Captain seufzte und nahm einen weiteren Schluck aus seiner Plastiktasse. »Ich möchte bloß wissen, wo die Gesellschaft diesen miserablen Kaffee kauft«, murmelte er vor sich hin.
    Fessler drehte sich um. »Soll das eine Quizfrage sein? Dann lautet die Antwort: Brasilien.«
    Stuart reagierte nicht. Der Flugingenieur klopfte mit seinem Bleistift auf die Rumpftemperaturanzeige. Er war dabei, neue Zahlenreihen in seine Kladde einzutragen; diese Angaben würden später auf Nimmerwiedersehen in einem Trans-United-Computer verschwinden.
    Die Nadel der Rumpftemperaturanzeige stand auf 87,2 °C – nur wenig unter dem bei 92,2 °C beginnenden roten Feld. In 62 000 Fuß Höhe wurden die Grenzen der Betriebssicherheit stets von Drücken und Temperaturen bestimmt. Die Temperatur des Flugzeugrumpfes durfte eine festgelegte Obergrenze nicht überschreiten. Falls dieser Grenzwert erreicht wurde, mußte Fessler den Captain informieren, damit Stuart die Reisegeschwindigkeit der Straton 797 verringerte. Die Umgebung, in der sie sich bewegten, war feindselig genug. Man durfte das Risiko nicht noch absichtlich erhöhen.
    Fessler beendete seine Eintragungen und sah nach vorn durch die Windschutzscheibe. Die Straton 797 flog so schnell, daß ihre Oberfläche sich durch die Luftreibung auf fast 90 °C erhitzte – und das bei einer tatsächlichen Außentemperatur von minus 55 °C! Die Luft hier oben war so dünn, daß sie praktisch nicht mehr existierte: Ihr Druck war auf ein Fünfzehntel des in Meereshöhe gemessenen Wertes abgesunken; ihr Sauerstoffgehalt lag bei weniger als einem Prozent. Auch wenn der Sauerstoffanteil höher gewesen wäre, hätte die Luft sich nicht atmen lassen, da der Druck zu gering war, um die Sauerstoffmoleküle in der Lunge ins Blut zu überführen.
    McVary setzte sich ruckartig auf und stellte seine Kaffeetasse weg. »He, was ist das, Skipper?« Er deutete nach rechts vorn. Am Horizont war ein Punkt zu erkennen – ein winziger dunkler Punkt, der ein Fleck auf der Windschutzscheibe hätte sein können.
    Stuart richtete sich auf und starrte in die angegebene Richtung.
    Fessler rutschte in seinem Drehsessel nach vorn und kniff die Augen zusammen. Sie beobachteten den Punkt durch die rechte Hälfte der Windschutzscheibe. Er schien sich ihrem Kurs in spitzem Winkel anzunähern und wurde dabei größer – allerdings noch nicht besorgniserregend. Zumindest vorläufig schien keine Zusammenstoßgefahr zu bestehen.
    McVary atmete auf. »Wahrscheinlich ein Jagdflugzeug. Irgendein Militärpilot, der sich unsere Maschine mal ansehen will.«
    Stuart nickte. »Richtig!« Er griff in seinen Bordkoffer und holte ein gutes Zeissglas heraus, das er Vorjahren in Deutschland gekauft hatte. Damit hatte er früher Schiffe, Flugzeuge und ferne Küsten beobachtet, als die Maschinen noch tief genug geflogen waren. Er hatte das Fernglas längst aus seinem Koffer nehmen wollen, aber Gewohnheit und Nostalgie – Stuart hatte große Teile der Welt durch dieses Zeissglas gesehen – hatten diesen Schritt bisher verhindert. Der Captain stellte das Fernglas scharf ein. »Nicht deutlich zu erkennen.«
    »Vielleicht ist’s eine Rakete«, meinte McVary. »Ein Marschflugkörper.« Er war USAF-Pilot gewesen und dachte noch immer in militärischen Kategorien.
    Fessler war halb aufgestanden. »Dürfen sie die überhaupt hier

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