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Mayday

Mayday

Titel: Mayday Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas H. Block , Nelson DeMille
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halblaut mit Signalmaat Moriarty – gerade so leise, daß Hennings nicht verstand, was er sagte.
    Hennings merkte, daß Sloan unzufrieden war. Offenbar gab es technische Schwierigkeiten. Der Admiral a. D. hatte den Eindruck, nicht gerade mit einem Maximum an militärischer Höflichkeit behandelt zu werden, aber er wollte daraus keine Affäre machen. Außer Dienst bedeutete schließlich außer Dienst. Er war mit einem bestimmten Auftrag an Bord der Nimitz gekommen: Er sollte den Vereinigten Stabschefs das Ergebnis der »Sondererprobung« überbringen. Hennings hatte den Auftrag, das nicht näher bezeichnete und nicht unterschriebene Versuchsergebnis zur Beförderung zu übernehmen, den gewöhnlichen Dienstweg zu umgehen und sich alles zu merken, was zu brisant war, um zu Papier gebracht zu werden. Er sollte als Kurier dienen. In die Durchführung des eigentlichen Versuchs wollte er sich keineswegs einmischen.
    Seine alten Freunde in Washington schanzten ihm gelegentlich gut dotierte Beratungsaufträge zu. Hennings hätte sich sonst gelangweilt. Diesmal wünschte er sich jedoch allmählich, er wäre nicht zu Hause gewesen, als das Telefon klingelte. Er hatte das Gefühl, alle interessanten Auslandsaufträge, die jeweils großzügig honoriert worden waren, seien nur Köder gewesen, mit denen er für einen speziellen Auftrag hatte verpflichtet werden sollen. War dies der besondere Auftrag? Hennings zuckte innerlich mit den Schultern. Darüber brauchte er sich nicht den Kopf zerbrechen. Seine Freunde hatten Anspruch auf seine Loyalität, und er würde sie nicht enttäuschen.
    Commander Sloan zeigte auf die Batterie von Meßinstrumenten über dem Schaltpult. Moriarty murmelte irgend etwas. Sloan schüttelte den Kopf. Er war sichtlich unzufrieden.
    »Probleme, Commander?«
    Sloan sah auf und rang sich ein Lächeln ab. »Nichts Außergewöhnliches … Admiral.« Er machte eine kurze Pause. »Einer unserer Sprechkanäle nach San Diego ist gestört. Wir wissen nicht, warum.« Er starrte das Schaltpult an, als sei es ein desertierter Matrose.
    »Wird der Versuch dadurch behindert?«
    Das war denkbar, aber Sloan wußte, daß das nicht die richtige Antwort gewesen wäre. »Nein, voraussichtlich nicht. Wir können Pearl Harbor als Relaisstation benützen. Das ist nur ein bißchen umständlicher.« Er überlegte, wieviel Hennings von technischen Dingen verstehen mochte. »Wir können diesen Schritt ohnehin eliminieren. Die Geräte, die wir brauchen, funktionieren einwandfrei.«
    »Gut. Ich soll morgen früh zu einer Besprechung in Washington sein.«
    Das wußte Sloan bereits. Die bekannten Frühstückstreffen der Vereinigten Stabschefs, bei denen schwammige alte Männer die Möglichkeit eines Atomkrieges mit der gleichen Unbefangenheit diskutierten wie ihre Golfresultate vom vergangenen Wochenende.
    »Für mich ist ein Platz in einer Maschine reserviert, die am späten Abend in Los Angeles abfliegt. Ich muß den Träger bis sechzehn Uhr verlassen haben.«
    »Die Erprobung dürfte bald abgeschlossen sein.«
    »Ausgezeichnet. Erklären Sie mir jetzt noch, warum Sie mich herbeordert haben, Commander?« Der unverändert höfliche Ton des älteren Mannes schwächte diese Frage keineswegs ab, sondern ließ sie noch schärfer klingen.
    Sloan war im ersten Augenblick sprachlos. »Ich wollte Sie keineswegs … Ich dachte, das würde Sie interessieren, Admiral.«
    »Das alles bedeutet mir nicht viel«, antwortete Hennings mit einer Handbewegung, die den Raum E-334 umfaßte. »Mir hätte Ihr mündlicher und schriftlicher Bericht nach Abschluß der Erprobung genügt. Aber wenn ich bleiben soll, bleibe ich natürlich.« Er setzte sich auf einen kleinen Drehstuhl.
    »Danke, Sir, damit tun Sie mir wirklich einen Gefallen.« Mehr wollte Sloan im Augenblick lieber nicht sagen. Er hatte Hennings seit seiner Ankunft auf der Nimitz etwas von oben herab behandelt, aber dieser kleine Wortwechsel erinnerte ihn nachdrücklich daran, daß Randolf Hennings einflußreiche Freunde hatte. Dem Commander war jetzt klar, daß der erste Eindruck getäuscht hatte: Hennings war keineswegs der harmlose ältere Herr, für den er ihn anfangs gehalten hatte.
    Während Hennings zusah, wie Sloan in seinen Unterlagen blätterte, erkannte er erstmals, wieviel dem Commander daran lag, ihn als Komplizen bei der Raketenerprobung in Raum E334 anwesend zu haben. Hennings war sich jetzt darüber im klaren, daß sie etwas Verbrecherisches taten. Aber für eine Umkehr war es

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