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Mayday

Mayday

Titel: Mayday Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas H. Block , Nelson DeMille
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raufschießen?«
    »Eigentlich nicht«, gab McVary zu. »Nicht in die Nähe unserer Strecken.« Er machte eine Pause. »Heute sind wir allerdings ziemlich weit nach Süden ausgewichen.«
    Stuart drehte erneut an dem Einstellrad. »Jetzt ist das verdammte Ding weg. Augenblick! … Ich hab’s wieder …«
    »Kannst du schon was erkennen, Skipper?« fragte McVary mit leichter Nervosität in der Stimme.
    »Sieht komisch aus. Jedenfalls sehr ungewöhnlich. Eine Art Rakete, glaub’ ich. Hier!« Er gab McVary das Glas. »Vielleicht wirst du daraus schlau.«
    Der ehemalige Jagdflieger griff nach dem Fernglas. Schon mit bloßem Auge war jetzt zu erkennen, daß das Flugobjekt nähergekommen war. Es hob sich als dunkler Metallsplitter von dem blauen Himmel ab. McVary stellte das Zeissglas scharf ein. Das Objekt kam ihm entfernt bekannt vor, aber er wußte nicht gleich, wie er es einordnen sollte. Seine Größe war schwer zu beurteilen; trotzdem wußte McVary instinktiv, daß es klein war. »Ziemlich klein«, sagte er laut. »In dieser Höhe und bei dieser Geschwindigkeit kommt nur etwas Militärisches in Frage.«
    »Aus wessen Arsenal?« fragte der Flugingenieur, der jetzt hinter ihm stand.
    McVary zuckte mit den Schultern, ohne das Glas abzusetzen. »Von der Mars-Luftwaffe, Carl. Woher soll ich das wissen?« Er beugte sich weiter nach vorn. Sekundenlang wurde er von der irrationalen Vorstellung beherrscht, die Eröffnungssalve eines Atomkrieges zu sehen. Das Ende der Welt. Nein, dazu war dieser Flugkörper zu klein; außerdem flog er zu niedrig und aufs offene Meer hinaus. »Das Ding muß ein Düsenjäger sein, aber …«
    »Falls es näherkommt, drehen wir ab«, stellte Stuart fest. Eine Kursänderung mit einem Überschallflugzeug war jedoch keine Kleinigkeit. Im Reiseflug brauchte die Straton 797 vier Minuten, um einen Kreis mit 1,5°/s Winkelgeschwindigkeit zu fliegen und legte in dieser Zeit etwa 125 Kilometer zurück. Bei höherer Wendegeschwindigkeit wäre der Andruck für die Passagiere unerträglich hoch geworden. Stehende wären zu Boden geworfen worden; Sitzende hätten sich nicht mehr rühren können. Stuart schaltete die Leuchtschilder »Bitte anschnallen« in den Kabinen ein, setzte sich zurecht und griff nach dem Steuerhorn. Sein linker Daumen berührte den Ausschaltknopf des Autopiloten. Er starrte wieder aus dem Fenster und sah sich dann nach seinen beiden Kollegen um. Die Atmosphäre im Cockpit hatte sich schlagartig geändert. So war es immer; nichts zu tun – oder zuviel zu tun. McVary und Fessler sahen angestrengt nach vorn.
    Auf der Stirn des Captains standen winzige Schweißperlen. »Ich drehe jetzt ab«, sagte er, ohne jedoch den Autopiloten abzustellen. Wie die meisten erfahrenen Flugkapitäne änderte Alan Stuart Kurs, Geschwindigkeit und Höhe nur, wenn dies zwingend notwendig war. Nur Flugschüler ließen sich zu unnötigen, überhastet ausgeführten Ausweichmanövern verleiten.
    Der Autopilot hielt die 797 bei gleichbleibender Höhe und Geschwindigkeit auf dem eingestellten Kurs.
    Das Flugobjekt war jetzt deutlich zu erkennen. Stuart merkte, daß der geheimnisvolle Flugkörper sich nicht auf Kollisionskurs mit der Straton befand. Falls beide ihren gegenwärtigen Kurs beibehielten, würde das Objekt ihren Kurs in sicherer Entfernung kreuzen. Captain Stuart behielt die Hände trotzdem am Steuerhorn, um nach Norden abdrehen zu können, falls eine Kursänderung des Flugobjekts festzustellen war. Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr, die noch immer Pazifikzeit anzeigte. Es war Punkt 11 Uhr.
    McVary hatte den Flugkörper jetzt deutlich in Sicht. »Großer Gott!« Dieser Ausruf klang überrascht und besorgt zugleich.
    Der Captain starrte ihn an. »Was ist los, Dan? Was siehst du?«
    »Das ist keine Rakete«, antwortete McVary. »Das ist eine Drohne! Ein Flugkörper zur Flugzielmarkierung!«
    Um 10.44 Uhr Pazifikzeit korrigierte der Rudergänger des atomgetriebenen Flugzeugträgers Chester W. Nimitz den Kurs um drei Grad nach Steuerbord. Auf den Brücken der Geleitschiffe, des Kreuzers Belknap und der Zerstörer Coontz und Nicolas, die 2000 Meter achteraus folgten, nahmen Rudergänger die gleiche Kurskorrektur vor. Das Geleit steuerte einen Kurs von 135 Grad und lief 18 Knoten; im Augenblick stand es etwa 1500 Kilometer nördlich von Hawaii. Der Himmel war klar, Luft und Wasser waren warm. Nach der Wettervorhersage sollte sich daran in den nächsten 36 Stunden nicht viel ändern. Vizeadmiral a. D.

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