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Mayday

Mayday

Titel: Mayday Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas H. Block , Nelson DeMille
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sich dadurch nur geringfügig auf sechs Stunden und 24 Minuten – eine imposante Leistung. In weniger als einem Arbeitstag über sieben Zeitzonen und die internationale Datumsgrenze hinweg! Das Wunder des Jahrzehnts.
    Aber das Ganze war gleichzeitig etwas beängstigend. Stuart erinnerte sich an ein Zeitschrifteninterview, bei dem er ganz freimütig gesprochen hatte. Er hatte die technischen Probleme des Überschallfluges in über 60 000 Fuß Höhe offen erörtert: die schleichende Wirkung der Ozonvergiftung und die zeitweise erhöhte Strahlungsintensität als Folge von Sonnenflecken. Der Interviewer hatte sich auf einige dieser Punkte konzentriert, andere übertrieben und einen Artikel geschrieben, der einem Astronauten Angst eingejagt hätte. Stuart hatte sich dem Chefpiloten gegenüber rechtfertigen müssen und sich vorgenommen, nie mehr so freimütig zu antworten. »Gestern vormittag bin ich wieder im Fernsehen interviewt worden. Verdammt lästig.«
    McVary zog die Augenbrauen hoch. »Tatsächlich? Warum hast du uns das nicht vorher gesagt? Ich wäre zwar nicht eigens aufgestanden, aber …«
    Der Flugingenieur Carl Fessler, der hinter ihnen an seinem Instrumentenbrett saß, lachte meckernd. »Warum haben sie’s immer auf dich abgesehen, Skipper?«
    Stuart zuckte mit den Schultern. »Irgendein Idiot in der PR-Abteilung findet, daß ich telegen bin. Dabei fliege ich lieber durch ein paar Gewitter, als vor einer Kamera zu stehen.«
    McVary nickte. Alan Stuart war jeder Zoll ein erfahrener Flugkapitän – von seinem grauen Haar bis hinunter zur messerscharfen Bügelfalte. »Mir würd’s nichts ausmachen, mich im Fernsehen interviewen zu lassen.«
    Stuart gähnte. »Das mußt du unseren PR-Leuten sagen.« Er sah sich im Cockpit um. Hinter McVary trug Fessler die Meßwerte seiner Instrumente in eine Kladde ein. McVary starrte blicklos nach vorn und hing offenbar seinen eigenen Gedanken nach.
    Die gewohnte Flugroutine lastete nach halber Strecke lähmend auf den drei Männern im Cockpit. Sie befanden sich in der Kalmenzone der alten Seefahrer – aber ihr Schiff lag keineswegs in einer Flaute still, sondern raste nahezu mit der Geschwindigkeit einer Gewehrkugel dahin. Trotzdem hatten die drei Piloten im Augenblick eigentlich nichts zu tun. In 62 000 Fuß blieben alle Wettererscheinungen unter ihnen. Vor einer Stunde hatten sie ein Schlechtwettergebiet überflogen. Einige der Kumulustürme hatten so weit hinaufgereicht, daß die Besatzungsmitglieder und Passagiere, die sich dafür interessierten, wenigstens etwas zu sehen gehabt hatten. Aber in dieser Höhe war nicht die geringste Turbulenz zu spüren gewesen. Stuart hätte einen kleinen Stoß begrüßt, wie es Lastwagenfahrer auf endlos geraden Autobahnstrecken taten. Er sah wieder nach vorn. Dort draußen gab es nichts zu sehen als die gewölbte Horizontlinie der Tropopause.
    Der Autopilot machte geräuschlose kleine Steuerbewegungen, um die Maschine auf Kurs zu halten. Stuart berührte das Steuerhorn lustlos mit zwei Fingern der rechten Hand. Er hatte die 797 seit der Startphase nicht mehr selbst geflogen und würde den Autopiloten erst zu Beginn des Landeanflugs in Tokio abschalten.
    Carl Fessler sah von seiner Kladde auf und schob sie angewidert zur Seite. »Dieser verdammte Papierkram!«
    Stuart warf ihm einen irritierten Blick zu. »Ich möchte wetten, daß es genügend ehrgeizige junge Piloten gibt, die liebend gern deinen Platz einnehmen würden. Sie würden sogar ihre eigenen Bleistifte mitbringen.« Er lächelte dabei, aber im Grunde genommen hatte er wenig Verständnis für seine jüngeren Kollegen. Sie hatten es fünfzigmal schöner als früher – und jammerten trotzdem ständig. Ob sie wußten, daß Alan Stuart vor 30 Jahren mitgeholfen hatte, das Gepäck einzuladen, bevor er seinen Platz als Kopilot eingenommen hatte? Verwöhnt! sagte Stuart sich. Aber es hatte keinen Zweck, ihnen solche Geschichten zu erzählen. »Falls wir in Tokio im Monsun landen, muß du für dein Geld arbeiten, Carl.«
    McVary klappte seinen Playboy zu und steckte ihn in seinen Bordkoffer. Lesen im Dienst war verboten, und Stuart war offenbar dabei, den strengen Captain hervorzukehren. »Richtig, Carl. Oder falls eine deiner Warnleuchten blinkt, hast du auch genügend zu tun.«
    Fessler merkte, aus welcher Ecke der Wind blies. »Okay, du hast recht. Der Job ist in Ordnung.« Er drehte seinen Sitz etwas nach vorn. »Wie wär’s mit einem kleinen Quiz? Wer von euch kann mir die

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